zum Hauptinhalt
300 Millionen Euro sollen zusätzlich bereitgestellt werden, um die Umsatzeinbußen auszugleichen.

© Michael Kappeler/dpa

Berliner Flughäfen: Auch ohne Corona Millionenverlust erwartet

Wie groß ist die Finanznot des BER-Betreibers? Die Coronakrise hat die Aussichten verdüstert. Hunderte Millionen fehlen. Nun ist der neueste Lagebericht erschienen.

Die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft wäre in diesem Jahr auch ohne die Coronakrise tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Das geht aus dem Konzernabschluss hervor, den das Unternehmen am Freitagabend veröffentlichte. Demnach wurde für 2020 mit einem Verlust von 157 Millionen Euro geplant, 61 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr.

„Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie ist nunmehr von einem höheren Konzernjahresfehlbetrag auszugehen“, heißt es in dem Bericht, der am Freitag in der Gesellschafterversammlung Berlins, Brandenburgs und des Bundes als Flughafen-Eigentümer festgestellt wurde. Eine verlässliche Schätzung sei nicht möglich.

Flüssig ist das Unternehmen demnach noch bis ins erste Quartal 2021 - allerdings nur, wenn die geplante Kapitalhilfe der Eigentümer kommt. Sie wollen bis zu 300 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen, um die Umsatzeinbußen in der Corona-Krise in diesem Jahr auszugleichen. Das entspricht etwa zwei Drittel des üblichen Jahresumsatzes. Statt knapp 36 Millionen Fluggäste wie im Vorjahr erwartet das Unternehmen dieses Jahr bestenfalls 10 Millionen.

Darüber hinaus hat der Staatsbetrieb für die nächsten vier Jahre einen Finanzbedarf von 792 Millionen Euro angemeldet - im Wesentlichen, um noch Rechnungen für den BER zu begleichen. Die Eigentümer wollen die Lücke zur Hälfte füllen, den Rest des Geldes soll das Unternehmen selbst beschaffen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup geht davon aus, dass das Unternehmen ab 2025 Gewinn macht.

„In der Gesamtbetrachtung sieht die Geschäftsführung die FBB langfristig gut aufgestellt für eine positive weitere Entwicklung“, betonen die Geschäftsführer Lütke Daldrup und Manfred Bobke-von Camen. In den vergangenen Wochen waren immer wieder Zweifel daran laut geworden. Berichte, wonach große finanzielle Probleme und Zahlungsunfähigkeit drohten, wies das Unternehmen aber stets zurück.

Bestandsgefährdende Risiken nicht erkennbar 

Bestandsgefährdende Risiken für das Unternehmen seien auch durch die Seuche nicht erkennbar, heißt es in dem Bericht. Nach der Finanzkrise 2008/2009 und der europaweiten Luftraumsperrung nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull vor zehn Jahren habe sich die Luftfahrtbranche auch zügig wieder erholt.

[Der Verkehr in der Metropole: Das ist regelmäßig auch ein Thema in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Gewinnbringer war im vergangenen Jahr wieder der Flughafen Tegel, der ein Plus von 131 Millionen Euro einbrachte. Am 31. Oktober soll nach jahrelangen Verzögerungen der neue Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld Betrieb gehen und Tegel wenige Tage später schließen.

Alte Terminals sollen noch knapp zehn Jahre genutzt werden 

Neun Monate später fällt das Gelände an das Land. Die Flughafengesellschaft muss aber noch zweieinhalb Jahre für Bodenaltlasten und Schadstoffe in Gebäuden haften. Nennenswerte Zahlungen erwartet das Unternehmen aber nicht. Die alten Terminals in Schönefeld sollen noch weitere knapp zehn Jahre genutzt werden.

[Behalten Sie den Überblick: Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über Berlins wichtigste Nachrichten und größte Aufreger. Kostenlos und kompakt: checkpoint.tagesspiegel.de]

Höhere Boni haben im vergangenen Jahr die Bezüge der Geschäftsführer steigen lassen. Flughafenchef Lütke Daldrup erhielt ein Jahresgehalt von 521 000 Euro, davon 56 000 Euro erfolgsabhängige Vergütung. Insgesamt waren das 18 000 Euro mehr als im Vorjahr. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false