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Bloß alles richtig machen: Viele Familien ringen monatelang mit der Schulwahl.

© Jens Büttner/dpa

Exklusiv

Über 1500 Widersprüche gegen Schulplatzvergabe: Berliner FDP fordert freie Grundschulwahl statt Einzugsgebieten

Welche Grundschule ist die richtige? Viele Familien sind unzufrieden mit dem Angebot vor Ort. Hier gibt's Zahlen für alle Bezirke.

Jede dritte bis vierte Familie hadert mit der Grundschule, in deren Einzugsgebiet sie wohnt. Dies belegt eine Übersicht über die Wechselwünsche und Klagen in allen Bezirken, die dem Tagesspiegel vorliegt. Demnach versuchten zuletzt fast 10.000 Familien, ihre Erstklässler auf einer anderen Schule unterzubringen.

Wer dabei nicht erfolgreich war – rund 3500 Familien – , entschied sich in mehr als 1500 Fällen zum Widerspruch gegen die Schulplatzvergabe. Laut aktuellem Zwischenstand wurde mehr als 600 Widersprüchen stattgegeben. Ein Drittel der Fälle war noch offen. Mehr als 94 Mal wurde geklagt, wovon bisher lediglich zehn Klagen abgelehnt wurden.

Diese bisher noch unveröffentlichten Zahlen aus den Bezirken hatte die Bildungsverwaltung jetzt auf Anfrage der FDP-Bildungsexpertin Maren Jasper-Winter geliefert. „Die Unzufriedenheit von Eltern und Kindern mit der Schulplatzvergabe in Berlin ist weiterhin groß“, schlussfolgert die Abgeordnete aus der hohen Zahl an Wechselwünschen.

Gleichzeitig seien Verwaltung und Gerichte, „aber zuvorderst Eltern und Kinder“ mit diesem Vergabesystem „extrem belastet“. Die FDP fordert statt der Einschulungsbereiche eine freie Grundschulwahl.

Bisher müssen Eltern bei der Schule, der sie zugeteilt sind, einen Umschulungsantrag stellen. Die FDP will diesen Zwischenschritt vermeiden, indem sich die Eltern direkt bei der Wunschschule bewerben können.

Die Liste aller öffentlichen Grundschulen mit den detaillierten Angaben zur Nachfragesituation gibt es hier als PDF.

Rechtswidrige Verwaltungspraxis?

Wenn die Schule zu stark nachgefragt ist, „sollen die Schulen zusammen mit der Verwaltung nach transparenten, gesetzlich festgelegten Kriterien wie Wohnortnähe, soziale Gründe und Schulkonzept über den Schulwunsch der Eltern entscheiden“, fordert Jasper-Winter. Eine Zuordnung nach Wünschen könne auch digital durch Onlinetools erleichtert werden.

[Lesen Sie mehr: Das Aufholprogramm: So will Berlin Corona-Defizite bei Schülern ausgleichen (T+)]

Aus der Tatsache, dass so viele Eltern mit ihren Widersprüchen und Klagen erfolgreich waren, schlussfolgert die Abgeordnete aus Mitte, „dass die Verwaltungspraxis der Schulbehörden vielfach rechtswidrig war und erst über den eingelegten Widerspruch korrigiert werden konnte“.

Die Tendenz, dass Eltern die ihnen zugewiesene Grundschule meiden, ist nicht neu. Eine Studie belegte bereits 2012 eine "Fluchtbewegung" aus Brennpunktschulen, die zu einer sozialen Segregation führt.

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