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Die Versuchsanlage für Lichtfaserbeton am S-Bahnhof Anhalter Bahnhof.

© Kai-Uwe Heinrich

Berliner Digitalprojekt: Leuchtende Bahnsteigkante schafft Orientierung am Bahnhof

Markierungen auf dem Boden sollen das Einsteigen der Fahrgäste beschleunigen. Das von der Bahn geförderte Projekt kommt nun in Stuttgart zum Einsatz.

Am Bahnsteig der S-Bahn blinkt’s. Aber nur in Stuttgart-Bad Cannstatt. Was im Anhalter Bahnhof in Berlin Premiere hatte, wird nun in der Schwabenmetropole praktiziert: Informationen für Fahrgäste mit leuchtendem Beton. Farbige Symbole auf dem Bahnsteig zeigen an, wo sich die Türen des haltenden Zuges befinden werden; Fahrgäste können gezielt dort warten, was den Einstieg beschleunigen soll.

Die Idee, Beton zum Leuchten zu bringen, hatten die beiden Berliner Vincent Genz und Benjamin Westerheide, wie berichtet, schon 2012. Den Durchbruch schaffte man dann nach drei Jahren in dem von der Deutschen Bahn geförderten Start-up-Unternehmen SIUT, bei dem die beiden Tüftler heute zur Geschäftsführung gehören. Die Herausforderung war, eine Mischung zu finden, die es möglich macht, Lichtwellenleiter so im Beton zu verteilen, dass sie ein Symbol ergeben.

Schon beim Einbau in einem kaum benutzten Gang im Anhalter Bahnhof hatte die Bahn davon geschwärmt, was mit der neuen Technik alles möglich sein wird. Dass sie es nun in Bad Cannstatt zur bundesweiten Aufmerksamkeit geschafft hat, sei auf den Chef der Stuttgarter S-Bahn zurückzuführen, sagte ein Bahn-Sprecher. Dirk Rothenstein habe früh sein Interesse gezeigt und auch den Verband Region Stuttgart vom Nutzen überzeugt. Der Verband fördert nun das Projekt aus einem Innovationsbudget.

In Berlin läuft ein ähnlicher Versuch

Das System kann noch mehr, als nur die Lage der Türen anzuzeigen. Es kann auch vermitteln, wo sich freie Plätze im Zug befinden. In Stuttgart wertet man zunächst in drei Testzügen durch die Aufnahmen der Kameras die Belegung in den Zügen aus und übermittelt die Werte zu den Leuchten im Beton. Abhängig von der Zahl der freien Sitzplätze leuchtet es dann grün, gelb oder rot.

Im Berliner Regionalverkehr läuft ein ähnlicher Versuch. In zwei Zügen erfassen Sensoren die Fahrgäste, aber auch Fahrräder, Kinderwagen und sogar Gepäck, und registrieren, wie viele Fahrgäste sich im Waggon befinden. Die Belegung zeigen dann Balken auf einem Display an, das neben der Tür an einem Fenster angebracht ist.

Im Anhalter Bahnhof bleiben die Platten, deren Lichtleiter Pfeile darstellen, in der Regel inzwischen dunkel. Nur zum Vorführen werden sie noch eingeschaltet, sagte der Sprecher. Wie berichtet hatte das aufsichtsführende Eisenbahn-Bundesamt Bedenken, weil die Pfeile zu einer stets verschlossenen Tür verweisen.

Bei Gefahr könnten Fahrgäste so falsch gelenkt werden. Technisch funktioniere das System auch in Berlin, sagte der Sprecher. Ob es demnächst auch an einem Bahnsteig eingebaut werde, stehe nicht fest.

Nicht zum ersten Mal wird übrigens ein in Berlin getestetes System woanders angewendet. 1999 hatte die BVG den fahrerlosen Betrieb bei der U-Bahn auf einem Abschnitt der Linie U 5 getestet. Eingeführt hat das automatische Fahren nach Berliner Vorbild dann aber Nürnberg. Berlin habe darauf verzichtet, weil es keine Kostenvorteile bringe, begründet BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta diesen Beschluss.

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