zum Hauptinhalt
Ein Handtuch mit dem Aufdruck "Bad Boy" liegt auf dem Geländer des Sprungturms im Sommerbad Pankow.

© Jörg Carstensen/dpa

Berliner Bäderbetriebe haben Geldprobleme: Kombibad Mariendorf wird doch nicht gebaut

Das Kombibad Pankow soll statt Mariendorf gebaut werden. Für zwei Bäder fehlt das Geld. Die Bäderbetriebe haben 700 Millionen Euro Finanzbedarf bis 2030.

Von Sabine Beikler

Das geplante Kombibad Mariendorf wird nicht gebaut. Die Baukosten seien immens gestiegen. Daher müsse priorisiert werden, sagte Sport-Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini im Sportausschuss. Bei den Plänen zum Kombibad Mariendorf und Pankow seien ursprünglich insgesamt 60 Millionen Euro veranschlagt worden. Doch allein das Kombibad in Pankow würde jetzt durch die steigenden Baukosten rund 67 Millionen Euro kosten.

Der Bau in Pankow werde priorisiert, weil es ein wachsender Bezirk sei. „Für Mariendorf sucht man andere Lösungen wie Sanierungen“, sagte die Staatssekretärin. Klare Worte fand Marie Rupprecht, Finanzvorständin der Berliner Bäderbetriebe (BBB): "Für Mariendorf gibt es derzeit keine Perspektive." Notmaßnahmen wie Dachabdichtungen seien aber vorgesehen, „um einem Ausfall vorzubeugen“.

Er sei „schockiert“, sagte CDU-Sportpolitiker Stephan Standfuß nach dieser Information. Alles, was frühere Koalitionen geplant hatten, sei offenbar obsolet. Kein Neubaustandort sei gesichert. "Dass Mariendorf zugunsten von Pankow komplett eingestampft wurde, halte ich für einen Skandal." Im Süden gebe es zahlreiche Vereine, die auf die Nutzungszeiten im Bad angewiesen seien. Bei den Bäderbetrieben sitze wohl kein Stein mehr auf dem anderen.

Für CDU und FDP ist Entscheidung für Pankow nicht akzeptabel 

"Diese Projekte waren schon immer auf einer schiefen Ebene geplant", kritisierte FDP-Sportpolitiker Stefan Förster. Die Entscheidung für Pankow sei nicht nachvollziehbar. Die Sportverwaltung müsse dafür kämpfen, dass beide gebaut werden. Dafür müsse das Land Berlin Geld bereitstellen. „Wir brauchen dringend beide Kombibäder“, sagte Förster. Alles andere sei „nicht akzeptabel“. 

SPD-Politiker Dirk Liebe sagte, Mariendorf sei in der Priorität „nach hinten gerutscht“. Für ihn ist Mariendorf noch nicht „eingestampft“. Das alles sei nicht erfreulich, ergänzte Linken-Abgeordnete Claudia Engelmann. Bei der  Investitionsplanung müsse man sich über die Prioritätenliste auseinandersetzen.

Sportpolitiker Dennis Buchner (SPD) ärgerte sich über die Bezirksverwaltungen in Tempelhof-Schöneberg und Pankow. Man müsste eigentlich beiden Bezirken das Geld wieder wegnehmen. "Beide Bezirke haben keine gute Noten erhalten", sagte Buchner. Für die Bäder in Pankow und Mariendorf standen im Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt (SIWA) ursprünglich je 30 Millionen Euro zur Verfügung. Staatssekretärin Böcker-Giannini ergänzte, mit diesem Geld könne man heute "nicht mehr zwei Bäder bauen".

Finanzbedarf der Bäderbetriebe bis 2030 liegt bei 700 Millionen Euro

Die Bäderbetriebe präsentierten einen Finanzbedarf von 700 Millionen Euro bis 2030. Der Sanierungsstau liegt bei 400 Millionen Euro. Hinzu kommen Neubauten wie die Sportschwimmhalle Spandau Süd in Höhe von 25 Millionen Euro, das Kombibad Marzahn-Hellersdorf (40 Millionen Euro), potenzielle Ersatzneubauten wie an der Holzmarktstraße in Höhe von 20 Millionen Euro und rund 50 Millionen Euro für bisher nicht geplante Sanierungen.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

In der Auflistung sind auch die Kosten für das Kombibad in Pankow in Höhe von 67 Millionen Euro und für Mariendorf mit 72 Millionen Euro aufgeführt. Im Doppelhaushalt 2022/2023 sind für die Bäderbetriebe Zuschüsse in Höhe von rund 64 Millionen Euro für 2022 und rund 66 Millionen Euro für 2023 vorgesehen. Darüber wird der Hauptausschuss noch beraten.

Zum Vergleich: 2021 flossen 62 Millionen Euro Landeszuschüsse für den laufenden Betrieb und das Personal an die BBB. Hinzu kamen zehn Millionen Euro aus dem Landeshaushalt für Investitionen plus zehn Millionen Euro aus Rücklagen des Landes.

Viele Sanierungen wurden auf 2027 verschoben

BBB-Vorstandsvorsitzender Johannes Kleinsorg nannte als "Top-Vorhaben" des Unternehmens die Sanierung des Wellenbads am Spreewaldplatz (42 Millionen Euro). Für das geschlossene Stadtbad Charlottenburg gebe es keine Finanzierungspläne. Die Sanierung sei auf 2027 verschoben werden. Derzeit liegen die Kosten noch bei 31 Millionen Euro. Weitere große Vorhaben wurden ebenfalls auf 2027 verschoben: die Sanierung der Lehr- und Sportschwimmhalle Schöneberg, des Kombibads Seestraße und des Stadtbads Lankwitz. 

Die Bäderbetriebe hätten während der Pandemie alles getan, um den Badebetrieb aufrechtzuerhalten, sagte Böcker-Giannini. Eine Geschäftsstrategie sei auf den Weg gebracht: das Schulschwimmen sicherstellen, Wasserzeiten für Vereine und für die Öffentlichkeit bereitzustellen. Der Bädervertrag sei an den Leistungen ausgerichtet. Dabei gelte das Bestellerprinzip. Das sei ein Paradigmenwechsel.

Im Bädervertrag werden auch die Zuschüsse geregelt. „Man muss sich ehrlich machen, wenn es um Erwartungsmanagement geht. Die Bäderinfrastruktur ist eine teure Infrastruktur", sagte die Sport-Staatssekretärin. Aufgrund der Pandemie erhielten die Bäderbetriebe Corona-Hilfen in Höhe von 1,12 Millionen Euro in 2021 sowie Kurzarbeitergeld in Höhe von 1,4 Millionen Euro (2020) und 2,63 Millionen Euro im Vorjahr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false