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Kein Schlussstrich: Die Abiturienten des Tagore-Gymnasiums wollen an ihrer Schule etwas ändern.

© Tobias Kleinschmidt/dpa

Exklusiv

Brandbrief am Tagore-Gymnasium: Berliner Abiturjahrgang beklagt Versagen seiner Schulleitung

„Unorganisiert, unkoordiniert, überfordert und desinteressiert“ lauten die Anschuldigungen gegen die Schulleiterin. Deren Anwalt nennt die Vorwürfe unbegründet.

Ein höchst ungewöhnlicher Vorgang hat sich gerade in Marzahn ereignet: In großer Einigkeit haben sich mehr als drei Viertel der diesjährigen Abiturienten am Tagore-Gymnasium für einen Brandbrief gegen ihre Schulleiterin zusammengetan und – adressiert an Senat, Bezirk und Abgeordnetenhaus – „besorgniserregende Entwicklungen“ beklagt.

Auf drei Seiten kritisieren sie die Amtsführung ihrer Schulleiterin und untermauern ihr Urteil mit zahlreichen Beispielen. Die Elternschaft sicherte den Schüler:innen Unterstützung zu. Der Anwalt der Schulleiterin, Jens Brückner, teilte dem Tagesspiegel mit, dass „die Vorwürfe in sich zusammenfallen werden, weil sie unbegründet sind“. Eine ausführliche Stellungnahme werde im Laufe der Woche folgen.

In dem beispiellosen Brandbrief heißt es, die Schulleiterin wirke „unorganisiert, unkoordiniert und überfordert“ und werde als „desinteressiert“ wahrgenommen.

Sie verspäte sich selbst zu Staatsexamina, habe Hospitationen nicht wahrgenommen, wirke unvorbereitet im Auftreten, informiere zu wenig und „teilweise unverständlich“. Gespräche zu vereinbaren, sei kaum möglich. Inzwischen würden Lehrkräfte die Schulen verlassen.

Ein Mitglied der Gesamtelternkonferenz sagte dem Tagesspiegel, das Gremium habe bei seiner jüngsten Sitzung „einstimmig“ beschlossen, die Schülerinnen dabei zu unterstützen, „sich gegen die Missstände an unserer Schule zu wehren“.

Schilderungen decken sich teils mit Bericht der Schulinspektion

Eltern würden die Schulleiterin im Umgang mitunter als „verletzend“ empfinden. „Wir wurden angeschrien“, berichtete ein Elternteil. Ein anderes kündigte einen Eltern-Brandbrief an.

Die Schilderungen decken sich teils mit dem Bericht der Schulinspektion vom Winter 2019/20 (den Inspektionsbericht von 2019/20 kann man hier als PDF-Datei herunterladen.) Demnach mangelte es in der Schule „an einer Verständigung auf verlässliche und transparente Kommunikations- und Arbeitsstrukturen“ zwischen Schulleiterin und Kollegium. Laut Bildungsverwaltung ist die Schulaufsicht mit dem Fall befasst.

Das Tagore-Gymnasium hat einen künstlerischen Schwerpunkt
Das Tagore-Gymnasium hat einen künstlerischen Schwerpunkt

© privat

An der Schulaufsicht gibt es allerdings seit Jahren Kritik. Zuletzt versuchte der CDU-Abgeordnete Mario Czaja, durch eine Anfrage Licht in die Probleme mit den dortigen Schulrät:innen und ihrer Fluktuation zu bekommen. Nach Informationen des Tagesspiegels ist auch aktuell ein der Stellen nicht besetzt.

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Personelle Engpässe oder Fehlbesetzungen in der Schulaufsicht führen immer wieder dazu, dass Schulprobleme jahrelang nicht gelöst werden.

Durch Vermittlung des ehemaligen Landesschülersprechers Miguel Góngora gibt es diese Woche Treffen von Abgeordneten von SPD, Linken und CDU mit Schülervertretern.

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