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Berliner Bären für die Berlinale.

© REUTERS

Berlinale-Kolumne „Im Film“: Husten, wir haben ein Problem

Der Wettbewerb band dem Publikum wieder einen Goldenen Bären auf: dass hier die besten Filme des Kinojahres laufen. Die Berlinale-Kolumne für den zehnten Tag.

Berliner, die immer freundlich sind. Berlinerinnen, die entspannt Schlange stehen. Eigentlich ist die Berlinale eine total unberlinische Veranstaltung. Wahrscheinlich liebt Berlin genau das: endlich mal nicht meckern müssen. Auf Dauer geht das natürlich nicht. Deshalb: Schluss damit!

Die Berlinale hat ihr Zentrum verloren. Aber um den Potsdamer Platz ist es nicht schade. Hier zieht es genauso wie am Alex und am Zoo, nur ohne historische Häuser und mit einer Stadtautobahn in der Mitte, deren Fußgängerampel berlinische fünf Sekunden lang nicht Rot sieht. Wenigstens verkaufen sie den Touristen im Zony Center die bitteren Berliner Biere – das Zeug muss ja mal weg.

Dass die Berlinale neue Chefs hat, hat außer Dieter Kosslick keiner gemerkt. Der Wettbewerb band dem Publikum wieder einen Goldenen Bären auf: dass hier die besten Filme des Kinojahres laufen. Abseits der mutigen deutschen Beiträge war es eher mau, und „Dau“ hatte einen Hau.

Zum Glück ist das Publikum schlau und verzieht sich wie im Kino in die versteckten Nebenreihen. Hier kann man unauffällig knutschen. Wenn man sich danach gründlich die Hände wäscht. Liebenswürdig, lehrreich, lokalcoloriert: Die Berlinale war auch in ihrem 70. Jahr eine Weltreise voller kleiner Wunder.

Zu Lachen gab es dabei wieder nichts. Ich glaube, mit einer guten Kinokomödie könnte man mehr Geld machen als mit Corona-Masken. Husten, wir haben ein Problem.

Auf dem roten Teppich

Aber bleiben wir auf dem Roten Teppich an der roten Fußgängerampel. Hier funkelten auch bei der Berlinale die wirklichen Stars nur am Nachthimmel. Und an den vorfrühlingssonnigen Tagen danach legt sich Berlin als Weltstadt zurück in den Schatten seiner selbst. Nervt ja auch, andauernd freundlich sein zu sollen.

Zum Abspann ein Wunsch: Schneidet alte Vorhänge in Berliner Kinos ab, damit hier nicht nur im Winter der Film gefeiert wird. Eine kleine Tüte Popcorn für 3,90 Euro, eine Dreiviertelstunde Werbung vorm Film und kein anständiges Sofa für den Kaffee danach: Kino muss sich selbst ein neues Drehbuch geben, wenn es nicht in Serie abgeschafft werden will. Seltsame Filme aus aller Welt wollen die Menschen jedenfalls sehen. Und dabei Goldene Gummibären essen.

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