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Berlin, Platz vor dem Roten Rathaus. Ein alternativer Ort für große Partys?

© Kai-Uwe Heinrich

Events in der Hauptstadt: Berlin sucht noch mehr Platz zum Feiern

Wieder ist die Straße des 17. Juni den halben Sommer lang blockiert. Alternative Orte für große Partys zu finden, ist allerdings nicht leicht. Ob Tempelhofer Feld oder rund um den Alex – Stadtentwicklungsexperten weisen auf Anwohner und Naturschutz hin.

Berlin wird von Touristen gestürmt. Und die Gäste feiern gern: Weitgehend einig sind sich deshalb Politiker und Wirtschaftsverbände, dass Berlin mehr öffentliche Partyplätze braucht. Die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern soll dringend entlastet werden, zumal sich Autofahrer dort im Sommer schon fragen, wann sie überhaupt noch frei ist. Aber wo gibt’s Alternativen für die populäre Partymeile? Der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Willy Weiland hat am Sonntag im Tagesspiegel den Platz vorm Roten Rathaus, den Alexanderplatz und das Tempelhofer Feld vorgeschlagen.

Berlins Tourismus-Chef Burkhard Kieker unterstützte am Sonntag alle drei Ideen: „Die Straße des 17. Juni ist überlastet, wir müssen die Latte höher legen.“ Bei vielen kleineren Veranstaltungen solle überlegt werden, ob sie an anderer Stelle stattfinden können, sagte Kieker. Nur für hochwertige Veranstaltungen wie Silvester und Fanmeilen solle der wichtige Straßenzug 17. Juni gesperrt werden, so Kieker, denn: „Wenn Deutschland feiert, kommt es nach Berlin.“

Bei der kommenden Neugestaltung des Areals zwischen Rotem Rathaus und Schlossneubau solle deshalb „Raum für Veranstaltungen eingeplant werden“, fordert der Chef von „Visit Berlin“. Auch der Alexanderplatz entwickele sich langsam, meint Kieker. Ein Ort zum Feiern sei der aber erst, wenn er „als Platz erkennbar wird“. Derzeit sei es eine „städtebauliche Wüste, wo der Wind durchfegt“. Auf dem Tempelhofer Feld sei weniger die Grünfläche, aber der betonierte Bereich vor den Hangars für Veranstaltungen gut geeignet, sagte Kieker.

Citynahe Alternativen?

Der Stadtentwicklungsexperte der CDU im Abgeordnetenhaus Stefan Evers sieht das skeptisch. „An allen drei Orten sind große Zweifel angebracht“, sagt er. Seine SPD-Kollegin im Abgeordnetenhaus, Ellen Haußdörfer, meint, man solle mal „über den innerstädtischen Tellerrand“ hinausgucken. „Vielleicht gibt es ja auch in Wedding oder anderswo noch gute Plätze, die nicht zu abgelegen sind.“

Wie sehen die Chancen der citynahen Alternativen aus? Die künftige Nutzung der Tempelhofer Freiheit wird derzeit breit öffentlich diskutiert. Ein Entwicklungsplan soll erstellt werden. Davon hängt ab, was auf dem früheren Flugfeld dann erlaubt ist – und was nicht. Ein Diskussionspunkt ist die Frage, ob tagelange große Partys wie die Fanmeile auch auf dem Tempelhofer Feld stattfinden sollen. Die Ansichten dazu sind in online-Beiträgen sehr geteilt.

Andererseits werden auf dem Vorfeld der Hangars schon jetzt zahlreiche Events genehmigt, schließlich ist das Areal eine ideale Kulisse für ungewöhnliche Feste und Events. Ende Mai starteten dort beispielsweise elektrische Formel E-Rennwagen zum Wettkampf.

Rekonstruktion des Neuen Markt

Das ist auch im Sinne des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD). Einzelne Veranstaltungen müssten möglich sein, „wenn sie nicht über einen längeren Zeitraum den Charakter der Freifläche verändern und dem Naturschutz widersprechen“, hat Müller erklärt. Wann der Entwicklungsplan steht, ist offen.

Als ideale Festkulisse gilt auch das Gelände rund um den Neptunbrunnen vorm Roten Rathaus. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) treibt gerade die Debatte zur Neugestaltung der historischen Mitte Berlins mit einem „öffentlichen Dialogverfahren“ voran. Es geht unter anderem darum, ob der frühere „Neue Markt“ Alt-Berlins rekonstruiert wird.

Der Neue Markt war ein Platz zwischen Marienkirche, Spandauer Straße und Rotem Rathaus. Sollte er wiedererstehen, gäbe es dort Platz zum Feiern. Fachleute wie Stefan Evers warnen schon jetzt „vor dem Lärmproblem“. Rundherum stehen große Wohnblocks; auch ein rekonstruierter Neuer Markt wäre von Wohnhäusern umgeben. Deshalb ist Evers „höchst skeptisch“, ob man innerstädtisch überhaupt noch ein großes neues Partygelände finden kann.

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