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Mündung der Spree in die Havel in Berlin-Spandau.

© André Görke

Berlin-Spandau: Große Kulturpläne zwischen Spree und Havel

Aus der Flusskreuzung zwischen Havel und Spree in Spandau soll ein Kulturort werden. Pläne gibt es auch an anderen Ufern der Stadt.

Berlins berühmteste Kreuzung sieht ziemlich öde aus. Karges Gestrüpp, ein grauer Bürokasten, tote Industrie-Kulisse. Wer von der Spandauer Altstadt auf die beiden prägendsten Flüsse Berlins blickt, ist schnell ernüchtert. Spree Ecke Havel – berühmt, aber ohne Charme.

Andere Flussmündungen im Land sind Sehenswürdigkeiten, wo Flaneure hinspazieren und wo Touristenbusse parken – vor allem das „Deutsche Eck“ an Mosel Ecke Rhein, weltberühmt mit dem Reiterstandbild des ersten Deutschen Kaisers. Kann Berlin so was nicht auch – mit Spree Ecke Havel, Spree Ecke Panke oder Spree Ecke Dahme?

Im Rathaus Spandau kreist jedenfalls im Frühsommer 2018 ein Gedanke. Auch wenn der einige Nummern bescheidener ausfällt als der Touri-Hotspot an der Mosel, er trifft doch den Kern: Kulturstadtrat Gerhard Hanke, CDU, will die Flussmündung von Spree und Havel erlebbar machen – als Kulturort mit einer Grünanlage. An der Spitze: ein Sockel mit einer schönen Skulptur.

Hanke – er ist seit 1992 Stadtrat und damit so lange wie kein anderer in Berlin im Amt – hat sogar schon eine Idee, welche Skulptur er dort aufstellen möchte: „die Sprea“. Diese Frauenskulptur stand einst im Roten Rathaus und wurde 1955 in den Tierpark Friedrichsfelde geräumt.

Der legendäre Tierparkchef Heinrich Dathe soll – laut dem Verein „Berliner Bärenfreunde“ – die Skulptur 1980 so beschrieben haben: „Diese Frauenfigur symbolisiert die Spree, die den Bären (also Berlin) mit Wasser versorgt.“

Die "Sprea" soll nach Spandau kommen

Die Idee hat der Spandauer Stadtrat Hanke schon länger, aber jetzt sei die Zeit reif: Denn das „Spandauer Horn“, so wird die Landzunge zwischen Spree und Havel genannt, wird 2018 im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit abgebaggert, damit die Schiffe mehr Platz haben – die Kähne kommen derzeit nur ganz schwer von der Spree in die Havel gen Norden. Danach beginnt die Ufer-Neugestaltung mit dem Park. „Ich lasse jetzt die Kosten ermitteln, was der Bronze-Abguss der ,Sprea’ kosten würde“, erzählt Hanke.

Anruf bei Bürgermeister Helmut Kleebank, SPD – und der erzählt prompt: „Kopenhagen hat die ,Meerjungfrau’, und auch wir wollen das Havelufer beleben, mit einem Uferweg und einer Brücke über die Spree.“ Hanke selbst spinnt seine Idee einmal weiter, und zwar so: „Und wenn die Kreuzfahrtschiffe mit den Touristen kommen, hissen wir die Spandau-Flagge und spielen die Spandau-Hymne“, sagt Hanke und muss selbst lachen. So wird das an der Schiffsbegrüßungsanlage in Hamburg ja auch gemacht, nicht wahr?

Anders sieht die Sache an der Panke aus, die dem größten aller Bezirke den Namen verpasst hat: Pankow. Deren Flussbett am Berliner Ensemble ist ein unscheinbarer Abwasserkanal. Zwischen Chaussee- und Habersaathstraße, also hinterm BND, wird das bisher in Rohren verlaufende Flüsschen aber auf 700 Metern zurück an die Oberfläche geholt und in einen schmalen Park gebettet. Am Ende, also 2020, soll ein 20 Kilometer langer Grünzug die City mit dem Nordosten verbinden.

Bleibt die Dahme am anderen Ende der Stadt, in Köpenick. Dort haucht der breite, träge Fluss sein Leben aus, überlässt seine Wasser der Spree, ohne dafür geehrt zu werden. Am Zusammenfluss weisen nur ein paar spröde Namensschilder auf die Flüsse hin.

Am prominenten Flanierweg vom Luisenhain unter der Dammbrücke hindurch zur Freiheit fänden sich mehrere Standorte für eine Dahmenixe oder ein Standbild von Jacza von Köpenick, dem Slawenfürsten und Gegenspieler von Albrecht dem Bären, der die Mark Brandenburg gründete und letztlich auch Jaczas Sprewanen unter seine Herrschaft brachte. Das wäre dann eher ein „Slawisches Eck“.

Mathis Richter, Geschäftsführer des Tourismusvereins Treptow-Köpenick ist spontan begeistert von der Idee aus Spandau: „Eine super Sache. Das zeigt, was so ein Zusammenfluss für einen Wert hat.“

Kulturstadträtin Cornelia Flader (CDU) hält die Idee jedoch für problematisch. „Da, wo in Köpenick die Dahme in die Spree fließt, befindet sich die Joseph-Schmidt-Musikschule. Sie trägt den Namen des berühmten jüdischen Tenors, der nach der Verfolgung durch die Nazis 1942 in einem Schweizer Internierungslager erkrankte und starb. Mir würde es nicht im Traum einfallen, an diesem Ort eine Art ,Deutsches Eck’ zu etablieren.“

Und doch ist auch dort am Wasser etwas geplant. Flader verweist auf das ehemalige „Deutsche Sportdenkmal“, das ein paar Kilometer flussaufwärts an der Dahme stand und 1973 von der DDR geschleift wurde. Dort, in Grünau, soll jetzt ein modernes „Denkzeichen für den Wassersport“ errichtet werden, als Sinnbild der Gemeinschaft von Menschen und Nationen. Der Schriftzug „Wasser kennt keine Grenzen“ soll in großen Lettern auf halbrundem Sockel am Wasser stehen und sich auf der Oberfläche spiegeln.

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