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Haus Lemke. Nach einem Entwurf von Mies van der Rohe steht es in Alt-Hohenschönhausen.

© Jürgen Ritter/Imago

100 Jahre Bauhaus: Berlin hinkt bei Planung zum Bauhaus-Jubiläum hinterher

Viele wichtige Akteure sind nicht eingebunden, ein Webauftritt für das Berliner Programm fehlt noch. Dessau und Weimar sind da schon weiter.

Von Sabine Beikler

Das Bauhaus wird 100 Jahre alt: Die Städte Dessau, Weimar und Berlin sowie weitere zehn Bundesländer aus dem extra zum Jubiläum im kommenden Jahr gegründeten „Bauhaus Verbund 2019“ und sogar Tel Aviv wollen die Gründung der weltberühmten Bauhaus-Hochschule für Gestaltung feiern. Im November 2017 stellte der Bauhaus-Verbund in Dessau die geplanten Ausstellungen und Projekte unter dem Motto „Die Welt neu denken“ vor. Die bundesweite Eröffnung des Jubiläumsjahres ist am 16. Januar mit einem einwöchigen Festival in der Akademie der Künste vorgesehen. Während jedoch Dessau und Weimar für das Jubiläumsjahr schon längst auf eigenen Webseiten werben, befindet sich die Seite des Landes Berlin auf www.berlin.de „noch im Aufbau“. Und die Sanierung sowie Erweiterung des Bauhaus-Archivs im Hauptsitz am Landwehrkanal wird laut Plan auch erst 2022 fertig.

Der Senat sei bei den Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr auch „hier wieder in der Findungsphase“, kritisiert FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja. Statt Berliner Bauhaus-Hotspots wie Hufeisensiedlung, Waldsiedlung Zehlendorf oder Mies van der Rohe Haus (Haus Lemke) für Touristen zu inszenieren, verweise das Land lieber auf die Angebote anderer Standorte. Vereine, die das Jubiläumsjahr gestalten wollen, würden vom Senat nicht eingebunden. „Gerade die Berliner Jahre des Bauhauses 1932/33 werden in ihrer Besonderheit überhaupt nicht gezielt herausgestellt“, moniert Czaja.

Kein Kontakt zu Vertretern von Bauhaus-Stätten

In einer Antwort auf die FDP-Anfrage an den Senat, die dem Tagesspiegel vorliegt, antwortet Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert, dass die Tourismusgesellschaft Visit Berlin Angebote unter dem Motto „Bauhaus100“ entwickle. Darunter soll es eine „Route Bauhaus“ geben, die Besucher auch in Außenbezirke führen soll. In der Anlage sind allein 109 Berliner Bauhaus-Stätten aufgelistet. Eine Stichprobe ergab, dass einige Ansprechpartner gar nicht mehr in den angegebenen Positionen sind sowie manche Telefonnummern keinen Anschluss haben. Und Vertreter von einigen Bauhaus-Stätten, die namentlich nicht erwähnt werden wollen, hatten noch gar keinen Kontakt zu den Organisatoren. „Eine offizielle Anfrage an uns gab es nicht“, sagten die Sprecher von Wohnungsbaugesellschaften und Immobilienkonzernen.

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Der Senat hat Kulturprojekte Berlin mit der Aufgabe für die Berliner Seite betraut. Von Kulturprojekte Berlin werde auch der Inhalt der Webseite erarbeitet, die auf der Berliner Programmpressekonferenz Ende Oktober online gehen soll, teilte die Kulturverwaltung mit. Historische Stätten wie Hufeisensiedlung, Waldsiedlung Zehlendorf oder das Mies van der Rohe Haus würden „über die Grand Tour der Moderne des Bauhaus Verbundes“ touristisch eingebunden. „Sie werden auch bei der Bauhaus-Woche Berlin eine Rolle spielen, wobei nur mit dem Mies van der Rohe Haus bisher genauere Planungen erarbeitet wurden. Das Haus steht für alle Besucher in der Woche offen“, heißt es aus der Kulturverwaltung.

Ein paar Ideen gibt es schon

Die Berliner Bauhaus-Woche ist demnach als eigenständiger Beitrag der Hauptstadt im kommenden Jahr unter Einbeziehung der Langen Nacht der Museen Ende August und des Tags des offenen Denkmals am 8./9. September geplant. Kulturprojekte Berlin ist für die Berliner Beiträge zuständig, das Bauhaus-Archiv für die große Bauhausjubiläums-Ausstellung in der Berlinischen Galerie, die am 5. September 2019 eröffnen soll. Anlässlich der Bauhaus-Woche soll es auch ein Festivalzentrum, voraussichtlich am Ernst-Reuter-Platz, geben.

Kultur-Staatssekretär Wöhlert ist diesjähriger Vorsitzender des Bauhaus-Verbundes. Die Planung sei maßgeblich von den drei Häusern in Berlin, Dessau und Weimar und den dazu gehörenden Ländern des Bauhaus-Verbundes entwickelt worden. So plant der Verbund in Berlin die Eröffnungsveranstaltung, das Ausstellungsprojekt „Bauhaus imaginista“ vom 15. März bis 9. Juni 2019 im Haus der Kulturen der Welt und die Ausstellung des Bauhaus-Archivs an seinem temporären Standort im Haus Hardenberg in Charlottenburg. Bauhaus-Archiv und Kulturprojekte stimmten sich „in regelmäßigen Abständen ab“, heißt es aus der Kulturverwaltung.

Kulturverwaltung betont Bauhaus-Bedeutung

Das Bauhaus-Thema soll in den nächsten Jahren „mindestens bis zur Wiedereröffnung des Bauhaus-Archivs immer wieder kommunikativ“ aufgegriffen werden. Alle Beiträge aus den Ländern würden zentral von der Geschäftsstelle des Bauhaus Verbundes zu einem „Drehbuch“ zusammengefasst und immer weiter fortgeschrieben werden.

Die Kulturverwaltung betont, dass das Bauhaus-Jubiläum eines der „ganz wichtigen und herausragenden Ereignisse im Kulturkalender der Stadt“ sei. Bauhaus sei „vergleichbar mit einer Wurzel, aus der letztlich ein Netzwerk entstanden ist, das bis in die Gegenwart fortwirkt“.

Berlin und die beiden anderen Bauhaus-Kernländer Sachsen-Anhalt und Thüringen zahlen für den Bauhaus-Verbund je eine Million Euro. Bund und Bauhaus-Fonds beteiligen sich finanziell an zahlreichen Berliner Projekten.

Der bundesweite Veranstaltungsplan findet sich unter www.bauhaus100.de.

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