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Ein Obdachloser bittet auf dem Hermannplatz in Berlin Neukölln um Spenden.

© Imago/Rolf Kremming

Befragung zeigt alarmierende Befunde: Gewalt gegen Obdachlose in Berlin allgegenwärtig

Eine neue Umfrage unter Berliner Obdachlosen zeigt: Viele meiden Notübernachtungen – sie gelten als unsicher und überfüllt. Auch die Bürokratie bereitet Probleme.

Eine qualitative Befragung von über 200 Obdachlosen hat erschreckende Ergebnisse erbracht. Für die befragten Menschen seien Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen allgegenwärtig, heißt es im Bericht des organisierenden Verbands für sozial-kulturelle Arbeit.

Geführt wurde die Befragung von mehr als 50 Freiwilligen in nahezu allen Berliner Bezirken an Orten wie Tagesstätten, Essensausgaben, Notübernachtungen oder auf der Straße.

Nahezu zwei Drittel der Befragten äußerten, selbst Gewalt und Diskriminierung erlebt zu haben. Um davon verschont zu bleiben, so gaben viele Befragte an, würden sie sich aktiv darum bemühen, entsprechende Orte zu meiden. Das Hilfesystem wird nach Angaben der wohnungslosen Menschen umfangreich genutzt, jedoch werden von vielen Personen insbesondere Notübernachtungen gemieden, da einige als unsicher, unhygienisch und überfüllt gelten.

Auch würden Besuche bei jeglichen Ämtern und anderen Stellen häufig gemieden, weil sie als nicht zielführend und frustrierend wahrgenommen werden. Außerdem würden nach Ansicht der Befragten die hohen bürokratischen Ansprüche innerhalb des öffentlichen Unterstützungssystems in vielen Fällen zu Obdachlosigkeit führen.

„Die meisten Ursachen, die genannt wurden, waren bürokratische Probleme: fehlende Dokumente, Informationen und Unterstützung über und durch das Sozialsystem sowie große Schwierigkeiten beim Zugang zu diesem“, heißt es im Bericht. Die qualitative Befragung entstand im Rahmen der Aktion „Zeit der Solidarität“. Sie war Ersatz für die abgesagte Obdachlosenzählung Ende Januar, für die sich nicht genügend Freiwillige gefunden hatten. 


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