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Baustelle: Das Hochhaus wird saniert. Doch die Arbeiten dauerten deutlich länger als gedacht.

© Heike Jahberg

Bauprojekte der Rentenversicherung in Berlin: Drei Jahre zu spät, 45 Millionen Euro zu teuer

Die Rentenversicherung hat ihr Hochhaus am Hohenzollerndamm saniert und ein neues Bürogebäude gebaut. Jetzt ist man fast fertig.

Die Deutsche Rentenversicherung ist einer der größten Arbeitgeber in Berlin. Rund 14.200 Menschen arbeiten für die Rentenkasse. Doch viele von ihnen mussten in den letzten Jahren ihren angestammten Arbeitsplatz räumen. Betroffen waren vor allem die 1300 Beschäftigten, die ihren Schreibtisch normalerweise im Hochhaus am Hohenzollerndamm haben. Das 23stöckige, fast 100 Meter hohe markante Bauwerk mit der silbern glänzenden Außenhaut wird seit Jahren saniert und modernisiert. Die Bauarbeiten sollen aber jetzt nahezu abgeschlossen sein. „Der Turm soll voraussichtlich ab Herbst stufenweise bezogen werden“, teilte die Deutsche Rentenversicherung auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Die letzten Umzüge sollen im ersten Quartal des nächsten Jahres erfolgen. Insgesamt sollen dann 1600 Beschäftigte Platz im Hochhaus finden.

Drei Jahre Verspätung

Eigentlich sollten die Bauarbeiten aber schon längst beendet sein. Anfang 2016 sollte alles erledigt sein, so war es geplant. Aber das hat nicht geklappt. „Die Gründe liegen im Bereich des Vergaberechts und in eingetretenen Insolvenzen“, begründet die Rentenversicherung die jahrelangen Verzögerungen. Und: Der Bau wird nicht nur später fertig, er ist auch deutlich teurer geworden als vorgesehen. Statt der 167 Millionen Euro, mit denen die Rentenversicherung urspünglich kalkuliert hatte, hat allein die Sanierung des Hochhauses inzwischen bereits 196 Millionen Euro verschlungen.

Der Neubau: An der Eisenzahnstraße in Berlin ist ein neues Gebäude für 1000 Mitarbeiter entstanden. Generalplaner für alle Arbeiten war das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner.
Der Neubau: An der Eisenzahnstraße in Berlin ist ein neues Gebäude für 1000 Mitarbeiter entstanden. Generalplaner für alle Arbeiten war das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner.

© Heike Jahberg

Doch das sind noch nicht alle Baukosten. Denn neben der Instandsetzung des Hochhauses hat die Rentenversicherung beim Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner (gmp) auch einen Neubau an der Eisenzahnstraße, in unmittelbarer Nähe des Hochhauses, in Auftrag gegeben. Der hellgraue Neubau mit der abgerundeten Fassade ist inzwischen fertig. Rund 1000 Mitarbeiter haben das Haus bereits bezogen. Neben den Büroarbeitsplätzen sind im neuen Gebäude auch die Druckerei sowie die Post- und Scanstelle der Rentenbehörde untergebracht.

45 Millionen Euro mehr

Insgesamt hatte die Rentenversicherung für den Neubau und die Hochhaussanierung mit Baukosten von 241,5 Millionen Euro gerechnet, nach jetzigem Stand sind daraus 286,5 Millionen Euro geworden. Ein wesentlicher Grund für die Kostensteigerung seien die konjunkturbedingt gestiegenen Baupreise, heißt es bei der Rentenversicherung. "Die Baukosten beim Hochhaus sind in der Projektphase um rund 17 Prozent gestiegen, die Baupreise in diesem Zeitraum um rund 19 Prozent", betont der Sprecher der Rentenversicherung, Dirk von der Heide. Die Generalplaner von Gerkan, Marg und Partner wollen sich auf Anfrage nicht äußern und verweisen auf die Rentenversicherung.

Wer die Kosten trägt

Die Kostensteigerungen treffen Beitrags- und Steuerzahler. Denn die Mittel für die Bauausgaben kommen aus dem Haushalt der Selbstverwaltungseinrichtung. Der umfasst 146 Milliarden Euro und speist sich vor allem aus den Beitragszahlungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern (107 Milliarden Euro) sowie den Zuschüssen des Bundes (32,5 Milliarden Euro) zur Rentenversicherung.

Steuerzahlerbund: "Unrühmliches Beispiel für Kostenexplosionen"

Die Verzögerungen und Verteuerungen bei den Bauprojekten der Rentenversicherung sind auch dem Bund der Steuerzahler aufgefallen. „Mit mehreren Jahren Bauverzögerung und Millionen Mehrkosten ist der Bau am Hohenzollerndamm ein weiteres unrühmliches Beispiel für Kostenexplosionen bei öffentlichen Bauten“, kritisiert Verbandspräsident Reiner Holznagel. „Die Millionen fehlen nun im Haushalt der Rentenversicherung“. Leider sei dies kein Einzelfall. „Viel zu oft laufen die Kosten bei öffentlichen Baumaßnahmen aus dem Ruder“, sagte Holznagel dem Tagesspiegel.

Provisorien werden für die Mitarbeiter zum Dauerärgernis

Ärgerlich sind die Verzögerungen auch für die Beschäftigten der Rentenversicherung. Viele mussten vorübergehend in andere Gebäude der Rentenversicherung umziehen. Provisorien wurden durch die jahrelange Bauverzögerung zum Dauerärgernis, etwa bei der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung. Sie musste deutlich länger im alten, sanierungsbedürftigen Gebäude an der Nestorstraße aushalten als gedacht. Die Küche hat keine Schränke, aus einigen Wasserhähnen im Toilettenbereich kommt nur kaltes Wasser, Rohre sind zu sehen. Lehrende und Lernende sollen in das sanierte Hochhaus ziehen.

Wahrzeichen des alten West-Berlins

Der Büroturm gehört zu den markantesten Gebäuden Berlins und war als Hauptsitz der BfA, die später zur Deutschen Rentenversicherung wurde, eines der Wahrzeichen des alten West-Berlins. Es wurde Mitte der 70er Jahre vom Architekten Hans Schaefers geplant und gebaut. Die Außenhülle des Gebäudes besteht aus einer Aluminiumverkleidung, die an den äußeren Ecken abgerundet ist.

2013 wurde das Gebäude komplett entkernt und die Altfassade demontiert. Der Turm sei in die Jahre gekommen, heißt es bei der Rentenversicherung. Zudem seien neue betriebliche Anforderungen hinzugekommen sowie neue Auflagen für den Brand- und Wärmeschutz. Außerdem gab es ein Problem, das viele Gebäude aus dieser Zeit haben: Asbest. Die Beschäftigten seien aber keinem Staub von asbesthaltigen Materialien ausgesetzt gewesen, versichert von der Heide.

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