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Bashir Zakaria, hier mittig im Bild, starb im Alter von 44 Jahren. Am Montag wird er auf dem Friedhof in Gatow beigesetzt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Gesicht vom Oranienplatz: Bashir Zakaria starb in Berlin an Herzversagen

Für viele war Bashir Zakaria das Gesicht der Lampedusa-Flüchtlinge vom Oranienplatz. Am Montag wird er in Berlin beigesetzt.

Von Sandra Dassler

"Ich heiße Bashir und...stamme aus einer Großfamilie in Nigeria. Mein Vater war ein einflussreicher und wohlhabender Mann... Wir lebten alle zusammen und gingen auf gute Schulen. Ich wurde zum Ingenieur ausgebildet...Es ging uns gut, bis Kämpfe zwischen Christen und Moslems ausbrachen. Mein Vater war gegen Gewalt und hat sich für Frieden eingesetzt. Er wurde durch ein Attentat getötet...Ich wollte da nicht mehr leben. So verließ ich in einer Nacht heimlich meine Familie und mein Land."

So begann die Leidensgeschichte von Bashir Zakaria, der für viele Berliner "das Gesicht der Lampedusa-Flüchtlinge vom Oranienplatz" war. Am Dienstag ist der 44-Jährige an Herzversagen gestorben und viele trauern um den charismatischen Mann. "Wir werden ihn nicht vergessen", sagt die grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann. Sie kannte den Nigerianer gut, schließlich hatte er oft bei den Protestaktionen zwischen Flüchtlingen, Polizei und Politik vermittelt.

Bis zu 400 Flüchtlinge hatten vom Oktober 2012 an zwei Jahre lang auf dem Oranienplatz campiert. Im Herbst 2014 kam es zu einer Vereinbarung mit dem Senat, das Camp wurde aufgelöst, die Flüchtlinge zogen in feste Unterkünfte. "Bashir hat sehr großen Anteil daran, dass der Oranienplatz friedlich geräumt wurde", sagt Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD). "Er war eine beeindruckende Persönlichkeit... Dass Gesellschaft und Politik heute anders mit Flüchtlingen umgehen, ist auch ihm zu verdanken."

Am Montag wird Bashir Zakaria auf dem Friedhof in Gatow beigesetzt

Das kranke Herz hat sich Zakaria, der zunächst über Niger nach Libyen flüchtete, wo er bis 2011 arbeitete und eine Familie gründete, wohl schon im Mittelmeer geholt. Wie viele Afrikaner wurde er von den Libyern gewaltsam auf ein Schiff gebracht, das kenterte. Seine beiden Söhne ertranken, seine Frau gab ihm die Schuld und verließ ihn. In Italien wurde er nicht medizinisch behandelt, erzählt Taina Gärtner, seine politische Freundin und Weggefährtin. "Als wir Monate lang im Zelt auf dem Oranienplatz schliefen, war er schon sehr krank." Weil er sich immer um andere kümmerte, habe sich Zakaria nie richtig erholen können, sagt Gärtner. "Im Gegenteil: Er verlor einige Male seine Wohnung, weil er andere Flüchtlinge bei sich aufnahm."

Am Montag wird Bashir Zakaria auf dem muslimischen Teil des Friedhofs in Gatow beigesetzt, am Mittwoch darauf findet in der Passionskirche am Marheinkeplatz ein Benefizkonzert zugunsten der – inzwischen fast vergessenen – Lampedusa-Flüchtlinge statt. Da soll noch einmal an den "Vermittler vom Oranienplatz" erinnert werden. Er war noch in Berlin operiert worden, hatte auch Medikamente genommen, aber letztlich hat sein Herz wohl nicht mehr durchgehalten.

"Vor ein paar Tagen war er ganz verzweifelt, weil seine Mutter sehr krank ist und Geld für das Krankenhaus braucht", erzählt Taina Gärtner: "Kurz nach seinem Tod am Dienstag rief sie ihn an, das war schrecklich. Irgendwie müssen wir jetzt versuchen, das Geld für ihren Krankenhausaufenthalt aufzutreiben. Das sind wir ihm schuldig."

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