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Die Bahn rechnet mit dem Ferienstartmit einer höheren Auslastung vor allem entlang der touristischen Strecken.

© dpa/Stefan Sauer

Überfüllte Züge, ausgelassene Haltestellen: Bahnreisen aus Berlin an die Ostsee enden regelmäßig im Chaos

Die Deutsche Bahn warnt Fahrgäste vor der Fahrt an die Ostsee. Am Samstag durften sie in Berlin in mehrere Züge nicht mehr einsteigen. Besserung ist nicht in Sicht.

Der Text ist immer identisch: „Außergewöhnlich hohes Fahrgastaufkommen. Ein Zustieg weiterer Personen und die Mitnahme von Fahrrädern ist nicht mehr möglich. Bitte wählen Sie eine andere Verbindung“. Bis Sonnabendnachmittag gab es diese Warnung bei neun Zügen, gleichlautend beim Kurznachrichtendienst X (zuvor Twitter) und in der DB-App. Überwiegend waren es Züge der Linien RE3 und RE5 an die Ostsee.

Vor allem bei den Zügen an die Ostsee gab und gibt es keine Alternativen. Seit Start des Deutschland-Tickets im Mai ist die Zahl der Fahrgäste im Regionalverkehr nach Angaben der Bahn deutlich gestiegen. An diesem Wochenende findet in Rostock die 32. Hansesail statt. Die Veranstalter des maritimen Volksfestes erwarten eine Million Besucher.

Bahnsteige zu kurz für mehr Wagen pro Zug

Schnelle Besserung im Ostsee-Verkehr ist nicht in Sicht: Noch bis Ende 2026 läuft der Verkehrsvertrag zwischen DB und Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Dieser sieht den Einsatz von fünf Doppelstockwaggons vor, in den Wintermonaten sogar nur vier. Mehr Wagen können nicht einfach angehängt werden, weil die Bahnsteige zu kurz sind.

Dies kritisierte am Freitag der stellvertretende Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Lukas Iffländer, bei „X“: „Auf den Ostseelinien sind die Bahnsteige irrsinnig kurz geplant worden. Woanders, so etwa zwischen Bamberg und Nürnberg, hat man auf 200 Meter ausgebaut.“

Nach Iffländers Angaben werden dort ab Dezember Doppelstockzüge mit 8 Wagen eingesetzt. Da das nicht möglich ist, fordert der Fahrgastverband auf RE3 und RE5 zumindest einen Stundentakt bis Rostock und zwei Züge pro Stunde nach Stralsund. In anderen europäischen Ländern ist es erlaubt, lange Züge auch an einzelnen zu kurzen Bahnsteigen halten zu lassen – nicht aber in Deutschland. Hier gibt es Sicherheitsbedenken.

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Am vergangenen Wochenende hatte die Bahn zahlreiche Menschen verärgert und mehrere Züge Richtung Ostsee nicht am Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen halten lassen. So sollte der Zustieg weiterer Fahrgäste verhindert werden. Fahrgäste, die Gesundbrunnen aussteigen wollten, mussten weiterfahren. Und die, die am Bahnsteig standen, sahen ihren Zug durchfahren. Nach Angaben eines Bahnsprechers habe sich dies am Sonnabend in Berlin nicht wiederholt.

Ein Fahrgast berichtete, dass der RE von Schwerin nach Hamburg zwei Halte „wegen Überfüllung“ ausließ. Dieser Zug wird als Verbindung zwischen Hamburg und Berlin stark genutzt, seit Start des D-Tickets ist er oft überfüllt.

Für ausgefallene Züge verhängte der VBB Strafen

Der VBB verweist seit Jahren auf einige wenige zusätzliche Züge an die Ostsee in den Sommermonaten. Noch dramatischer war das Chaos im Sommer 2022, damals galt das extrem günstige 9-Euro-Ticket. Der VBB hatte damals Prüfer losgeschickt, die die Lage in den Zügen protokollierten. Das Ergebnis war so schlecht, dass der VBB die Bahn zu einem Krisengesprächen einbestellte. Für ausgefallene Züge und mangelnde Qualität verhängte der VBB Strafen.

Das seit Jahren währende Chaos wird auch durch eine Berliner Besonderheit verursacht. An die Ostsee fahren überwiegend Regionalzüge, obwohl es eigentlich Fernverbindungen sind. In anderen Relationen sind Fahrzeiten von drei Stunden den IC und ICE vorbehalten, es gibt keine durchgehenden RE-Züge.

Weiter leidet die Bahn unter Personalmangel und Mängeln an Infrastruktur und Fahrzeugen. Am Freitag fielen mehrere RE-Züge in der Region ganz aus, als Gründe wurden abwechselnd „kurzfristige Krankmeldung“, Reparatur an der Strecke bzw. am Zug und „wegen der Verspätung eines vorherigen Zuges“ genannt. Aktuelle statistische Daten zur Zuverlässigkeit im Regionalverkehr seit Gültigkeit des 49-Euro-Tickets hat der VBB noch nicht.

Zahlen gibt es nur für die ersten drei Monate. Im Januar und März war sie schlechter als im Vergleichsmonat 2022, im Februar besser. Im Sommer 2022 hatten die Zuverlässigkeit (die ausgefallene Züge erfasst) in den drei 9-Euro-Monaten spürbar nachgelassen. Die Pünktlichkeit hatte dramatisch nachgelassen, im August wurde mit 79,6 Prozent ein Negativrekord erreicht, „normal“ sind um die 90 Prozent. Laut Bahn sind die Fahrgastzahlen seit Start des D-Tickets gestiegen, genaue Zahlen liegen noch nicht vor.

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