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© dpa/Carioline Bock

Ausschreitungen in Berliner Freibädern: Hausverbote und Ausweiskontrollen lösen nicht das Grundproblem

Nach der anhaltenden Gewalt in Berliner Bädern will der Senat jetzt hart durchgreifen. Doch den Plänen fehlt es an Weitsicht.

Ein Kommentar von Colin Ivory Meyer

Um die Ausschreitungen in Freibädern zu beenden, setzt der Berliner Senat auf Recht und Ordnunghöhere Zäune, mehr Sicherheitspersonal, Polizeipräsenz und Videoüberwachung vor den Bädern sowie Ausweiskontrollen beim Einlass.

Damit erfüllt er größtenteils die Forderungen, die Mitarbeiter des Columbiabads in einem Brandbrief nannten. Mit Blick auf die gerade begonnenen Sommerferien soll die Umsetzung nun schnell gehen.

Nehmen wir an, das gelingt. Dann werden sich an heißen Tagen wegen strikterer Einlasskontrollen lange Schlangen bilden vor dem Columbia- und dem Prinzenbad. Von der Großmutter bis zum Schulkind müssen sich alle ausweisen.

Es war jedoch schon in der Vergangenheit unmöglich, alle Randalierer namentlich zu erfassen. Sie werden wieder hineinkommen. Die auf den Schwarzen Listen werden Wege finden. Bei Schülern reicht beispielsweise als Ausweisdokument ein Schülerausweis –und die sind alles andere als fälschungssicher.

Es ist zu erwarten, dass sich die Aggression derer, denen der Einlass verwehrt bleibt, am Eingang entlädt. Möglicherweise kommen die dann bewaffnet oder mit Verstärkung wieder. Betroffen wären dann Mitarbeiter und unbeteiligte Badegäste.

Ob das aufgestockte Sicherheitspersonal mit großen Gruppen an gewaltbereiten männlichen Jugendlichen, die dann nach wie vor in der Überzahl sein dürften, besser umgehen kann, ist völlig unklar.

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Wer den Gewalttätern nur mit harter Hand entgegentritt, muss heftige Reaktionen erwarten. Ein solches Handeln verstärkt den Hass, die Aggression und die Ignoranz für Gesetze. Selbst wenn es funktioniert, die Gewalt aus den Freibädern zu verbannen: Sie findet dann anderswo statt.

So ist das Problem nicht zu lösen. Es braucht effektive Konzepte für Gewaltprävention – Schulen, Familien und das Umfeld müssen mit einbezogen werden. Gewalttäter müssen nicht nur bestraft, sondern auch psychologisch behandelt werden.

Ein langfristiger Plan, der konkrete Schritte und besonders anfällige Personengruppen definiert, muss her. Von Gewaltgipfeln, die kaum Ergebnisse bringen und dann doch nur zu kurzsichtigen Maßnahmen führen, sollte man sich verabschieden. Sonst wird sich die Gewalt in den Bädern und darüber hinaus nicht bändigen lassen.

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