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Eine obdachlose Frau schiebt ihr Hab und Gut in einem Einkaufswagen (Symbolbild).

© dpa/Arne Dedert

Auslastung bei 97 Prozent: Berliner Notunterkünfte für Obdachlose melden Platzmangel

Viele Einrichtungen in Berlin sind bereits überbelegt – einige bis zu 20 Prozent. Der Sozialstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg fordert von der BVG, ausgewählte U-Bahnhöfe offen zu halten.

In den Notunterkünften der Berliner Kältehilfe für Obdachlose herrscht Platzmangel. „Seit ein paar Tagen laufen die Einrichtungen richtig voll“, sagte Ursula Schoen von der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Am Mittwoch sei die durchschnittliche Auslastung auf 97 Prozent gestiegen. Die Woche zuvor lag die Auslastung der rund 1080 Plätze den Angaben zufolge bei durchschnittlich etwa 93 Prozent.

Wegen des Platzmangels müssen Unterkünfte immer wieder überbelegt werden – einige bis zu 20 Prozent. In der Notübernachtung Lehrter Straße der Berliner Stadtmission etwa schlafen zum Teil bis zu 170 Menschen, obwohl es eigentlich nur 125 Schlafplätze gibt, wie Liga-Sprecher Sebastian Peters sagte.

„Praktisch ist in den Bettenzimmern kein Platz für mehr Betten. Also bleiben die Obdachlosen nach dem Abendessen im Speisesaal und machen es sich auf Boden und Bänken so bequem wie möglich“, schilderte Peters die Lage. Decken seien in der Regel vorhanden, Schlafsäcke seien Mangelware. Alle Einrichtungen der Kältehilfe bräuchten daher dringend Spenden.

Laut Schoen fehlen 400 Plätze. „Wir können nur hoffen, dass für die längeren Frostperioden im Januar weitere Plätze geschaffen werden können.“

100 Anrufe pro Nacht bei Kältebussen

Seit Anfang November seien jeweils ein bis zwei Kältebusse der diakonischen Stadtmission und Wärmebusse des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unterwegs. In den ersten drei Novemberwochen seien bei den Bussen der Berliner Stadtmission rund 600 Anrufe eingegangen.

Mittlerweile seien es 100 Anrufe pro Nacht. Ab Mitternacht werde es besonders schwierig, hilfsbedürftige Menschen unterzubringen. „Insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen werden kaum Unterkünfte gefunden“, sagte Schoen. Sie müssten häufig mit Tee und Schlafsäcken auf der Straße versorgt werden.

Alle Berlinerinnen und Berliner seien dringend darum gebeten, auf Obdachlose zu achten. „Schauen Sie, ob die Personen ansprechbar sind, ob sie etwas brauchen. Rufen Sie die Kälte- oder Wärmebusse und im Notfall die Feuerwehr“, bat Schoen.

Wegen der anhaltenden Kälte hatte der Sozialstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Oliver Nöll, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Freitag dazu aufgefordert, ausgewählte U-Bahnhöfe offen zu halten.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte die BVG mit, dass es keine sogenannten Kältebahnhöfe geben werde. Wegen Zugverkehr und Starkstrom im Gleisbereich könne nicht für die notwendige Sicherheit gesorgt werden. Außerdem gebe es keine sanitären Anlagen. (dpa)

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