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Geschäftsleiter Lumni Rekaliu vor der Stadtklause.

© Leonie Fischer

Aus für die Stadtklause: Kreuzberger Kultkneipe muss bis Ende der Woche raus

Nachdem der Mietvertrag nicht verlängert wurde, muss die Stadtklause am Anhalter Bahnhof dichtmachen. Mit dem Lokal schließt eine Berliner Institution.

Die Stadtklause in Berlin-Kreuzberg muss schließen. Der Mietvertrag der Kneipe in der Bernburger Straße wird nicht verlängert. „Bis heute dachte ich, dass wir eine Lösung finden“, sagt Lumni Rekaliu. Er arbeitet seit der Eröffnung 2006 in dem Lokal nahe dem Anhalter Bahnhof. Vor drei Jahren übergab der mittlerweile verstorbene Franz Josef Göbel die Geschäftsleitung an ihn.

Als ihn dieses Jahr die Ankündigung des Hausverwalters erreichte, dass dieser den Mietvertrag nicht verlängern werde, blieb Rekaliu optimistisch. „Ich dachte, dass er mit sich reden lässt“, sagt der Wirt. Am Dienstagvormittag traf sich Rekaliu mit dem Hausbesitzer. Doch das lief anders als erwartet: „Zum Ende der Woche dreht er uns das Gas und den Strom ab“, sagt der Wirt. „Er will uns hier nicht haben.“ Ein Schreiben der Hausverwaltung an den Wirt bestätigt: bis zum Samstag, dem 30. September, muss die Stadtklause raus.

Die Hausverwaltung erklärt lediglich, dass der Mietvertrag nicht verlängert werde. Zu den Gründen und was mit den Räumen geschehen soll, will sie sich auf Nachfrage nicht äußern.

2021 hatte der Eigentümer offenbar geplant, das Gebäude abzureißen und durch den Neubau eines Kultur-, Wohn- und Bürogebäudes zu ersetzen. In einem Vorbescheid hatte das Bezirksamt dies abgelehnt – „und zwar im Hinblick auf Befreiungen vom Bebauungsplan, Abweichungen bei Überschreitungen von Abstandsflächen, sowie einer Befreiung vom Zweckentfremdungsverbot.“ Ein Bauantrag liege nicht vor.

„Wir dachten, dass wir eine Lösung finden“, sagt Lumni Rekaliu.

© Leonie Fischer

Das Lokal zeichnet sich durch Urberliner Flair aus, dunkle Holzbänke und Dutzende Fotografien, die an den holzvertäfelten Wänden hängen. Diese halten ein Stück Berliner Stadtgeschichte rund um den Anhalter Bahnhof fest.

Das Gebäude, in dem sich die Kneipe befindet, stammt aus dem 19. Jahrhundert und soll Kutscher beherbergt haben, die am Bahnhof anreisten. Dieser galt damals als einer der wichtigsten Fernbahnhöfe.

Die Stadtklause beherbergt ein Stück Berliner Geschichte.

© Leonie Fischer

Heute ist die Stadtklause eine Institution, die sich der sonst fast durchweg gentrifizierten Gegend rund um die Stresemannstraße in Kreuzberg entgegensetzt. „Die Stadtklause ist nicht nur unser Zuhause – sondern auch das von unseren Gästen“, sagt Rekaliu. Mehr als 80 Menschen würden hier täglich einkehren.

Darunter finden sich neben Touristen auch jede Menge Abgeordnete, die vom 700 Meter entfernten Abgeordnetenhaus hier her pilgern, um ihren Feierabend einzuläuten. Einmal habe sogar Martin Schulz, Ex-SPD-Kanzlerkandidat und früherer Präsident des Europäischen Parlaments, hier eine große Feier veranstaltet, verrät Rekaliu. Unter die Stammgäste mischen sich aber auch einige Mitarbeiter der Tagesspiegel-Redaktion direkt nebenan.

Zur Not findet unsere Abschiedsfeier eben im Dunkeln statt.

Lumni Rekaliu, Wirt der Stadtklause

Neben reichlich Bier stehen auf der Speisekarte der Stadtklause Gerichte mit Schnitzel, Buletten und Gurken. Der Sozialarbeiter und langjährige Inhaber Franz Göbel sagte einmal, er habe die Preise extra so gewählt, dass er auch Bedürftigen in seinem Lokal immer etwas spendieren könnte.

Für die Stadtklause gibt es noch keine Zukunftspläne. Zurück bleiben Rekaliu und seine sechs Mitarbeiter. „Wir kleben uns hier einfach fest“, scherzt der Wirt. „Zur Not findet unsere Abschiedsfeier eben im Dunkeln statt.“

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