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Auf Abwegen. Immer mehr Baustellen in Berlin blockieren die gewohnten Wege der Verkehrsteilnehmer, wie hier im Dezember 2013 in der Straße Unter den Linden.

© dpa

Noch nie waren in Berlins Mitte so viele Straßen blockiert: Auf Umwegen durch die Hauptstadt

Berlins Verkehrsteilnehmer auf Umwegen: Weil viele neue Häuser in der Hauptstadt entstehen, werden in Mitte so viele Straßen blockiert wie nie. Eine im Januar erlassene Verordnung des Senats soll nun für Entlastung sorgen.

Überall in der Stadt wird gebaut. Und weil Betonmischer, Kräne und Lastwagen Platz brauchen, gibt es immer öfter Staus, Verkehrseinschränkungen und Umleitungen. Wie dieses Problem sich vor allem im Zentrum der Stadt verschärft hat, zeigen die Antworten des Senats auf eine Anfrage des Stadtentwicklungspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion Stefan Evers.

So stieg beispielsweise im Bezirk Mitte die Zahl der „Sondernutzungserlaubnisse“ für Straßen und öffentliche Wege von rund 1.500 im Jahr 2009 auf 2.350 im vergangenen Jahr. Noch mehr Baustellen gab es im vergangenen Jahr im westlichen Zentrum: 3.100 zählte der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Doch anders als in Mitte hat die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren kontinuierlich abgenommen: Am stärksten war die Bautätigkeit im Westbezirk im Jahr 2010, als 5.300 Sondernutzungserlaubnisse erteilt wurden. Wer Baulärm und Verkehrseinschränkungen aus dem Weg gehen will, muss sich nach Nordosten orientieren: In Marzahn-Hellersdorf erteilten die Behörden stadtweit am wenigstens Sondernutzungserlaubnisse: 136.

Kleine Baustellen werden statistisch nicht erfasst

Wem diese Zahlen gemessen an den in der Stadt aufgestellten Hindernissen dennoch zu gering erscheinen, liegt nicht ganz falsch: Was die Telekom oder andere Netzbetreiber aufbuddeln, zählen die Ämter nicht mit. Auch „kleine Baustellen“ mit weniger als 15 Quadratmetern oder solche, die nur für kurze Zeit eingerichtet sind (maximal sechs Tage), finden nicht Eingang in die Statistik.

Weniger Baustellen auf den Straßen verspricht immerhin eine neue Verordnung des Senats, das „Aufgrabeverbot“. Das ist seit Januar in Kraft und könnte sich deshalb erst in künftigen Statistiken niederschlagen. Demnach dürfen neu hergestellte Fahrbahnen und Seitenstreifen fünf Jahre lang nicht erneut aufgegraben werden. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, war es bisher keinesfalls: Wasserbetriebe, Stromversorger und Netzanbieter stimmten sich eher selten ab bei der Verlegung von Leitungen zur Versorgung neuer Siedlungen – und so kam es vielerorts zu Dauerbaustellen.

„Die Zahlen decken sich mit der Wahrnehmung vieler Berliner, dass das Maß des Erträglichen bei der Einrichtung von Baustellen überschritten ist“, so Evers. Einen schwachen Trost bietet Berlins Maulwurflandschaft aber auch, weil die Bezirke für die Baustelleneinrichtung Gebühren erheben. Mit fast vier Millionen Euro ist Mitte größter Nutznießer, Lichtenberg folgt mit über 1,5 Millionen Euro noch vor Charlottenburg-Wilmersdorf (1,3 Millionen Euro).

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