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Knalleffekt: Die sparsame Böllerei tat der Berliner Luft messbar gut.

© dpa

Luftqualität in Berlin: Auf den Feinstaub-Erfolg zu Silvester folgt die Stickoxid-Explosion in Neukölln

Der Effekt der Böller-Beschränkung für die Luft war enorm, wie Vergleichsdaten zeigen. Umso dreckiger wurde sie später durch einen Unfallstau.

Die Berliner Luft ist auch nicht mehr, was sie mal war – zumindest nicht am Neujahrstag: Während das Jahr vor Corona grundsätzlich mit heftigen Überschreitungen des Feinstaub-Grenzwertes begann, war der Knalleffekt in dieser böllerarmen und obendrein windigen Silvesternacht minimal.

So stieg an der Messstation Silbersteinstraße in Neukölln die Feinstaubbelastung in der Stunde ab Mitternacht von 18 auf 66 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, an der Frankfurter Allee von 19 auf 99.

Zum Vergleich: In der Silvesternacht 2019/20 waren es an der Silbersteinstraße zur gleichen Zeit 547 Mikrogramm und an der Frankfurter Allee sogar 757. Erlaubt ist ein maximales Tagesmittel von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter, das an höchstens 35 Tagen pro Jahr überschritten werden darf.

Bis 2020 war der Neujahrstag stets der erste davon. Diesmal blieben alle Berliner Messstationen unter dem Tageslimit für die potenziell krebserregenden Partikel.

Bei den ebenfalls gesundheitsschädlichen Stickoxiden ist der Effekt der Böllerei weniger ausgeprägt, denn dieses Abgas stammt überwiegend aus Dieselmotoren. In diesem Jahr explodierten die Werte in der Silbersteinstraße erst am Montagabend, nachdem wegen eines Unfalls die parallele Stadtautobahn gesperrt worden war. Ein Vergleich: In der Silvesternacht gab es dort eine Stickoxid-Spitze von 42 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft; am Neujahrstag pegelte sich die Belastung bei etwa 13 ein – und schoss am Montagabend auf 237 Mikrogramm.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bezifferte anhand offizieller Messdaten den Feinstaub-Rückgang durch das Böllerverkaufsverbot bundesweit auf bis zu 96 Prozent. 80 bis 90 Prozent dürften es – ungeachtet der zusätzlichen Hilfe durch Wind und Regen – auch in Berlin gewesen sein, wie die Daten weiterer Stationen zeigen.

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Übers gesamte vergangene Jahr betrachtet, reichte die Feinstaubbelastung der Berliner Luft im Mittel von etwa 15 Mikrogramm pro Kubikmeter an den grünen Stadträndern über ungefähr 20 im sogenannten „städtischen Hintergrund“ bis zu knapp 30 an verkehrsreichen Straßen. Die Tage mit den höchsten Belastungen sind kalte Wintertage mit wenig Wind und Hochnebel.

Zum vermiedenen Dreck in der Luft kommt der am Boden: Die Berliner Stadtreinigung hat nach Auskunft von BSR-Sprecher Sebastian Harnisch auf den früher üblichen Spezialeinsatz verzichtet und stattdessen mit Feiertagsbesetzung geputzt. 130 Kubikmeter Müll seien eingesammelt worden - so wenig wie im ebenfalls coronageprägten Vorjahr. In den Jahren davor waren es laut BSR jeweils um die 400 Kubikmeter. Die Zahl der Brände in der Silvesternacht sank laut Feuerwehr um rund zwei Drittel auf etwa 200.

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