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Erst die schweren Prüfungen, dann der Spaß. Für Berliner Schüler Berliner Schüler wird die Abireise zum Ärgernis.

© Armin Weigel/dpa

Berlin-Lichtenberg: Anbieter storniert Abireise einen Tag vor Abflug

Abiturienten der Gutenbergschule wollten an die Costa Brava – doch der Anbieter ist verschwunden.

Einen Tag vor der Abreise bekommt Joshua Klein eine Mail: „Deine Abiturfahrt wurde storniert. Dies bedauern wir sehr“, Absender ist „Abi2Urlaub“. Zwei Klassen der Gutenbergschule in Lichtenberg wollten eigentlich am Montag an die Costa Brava fliegen.

Die Reise war voll bezahlt, mehr als 400 Euro pro Schüler. Doch schon Ende Juni kam Unruhe auf. Niemand wusste wann die Flüge gehen sollten, oder mit welcher Airline sie fliegen würden. Mehrmals versuchten die Schüler und auch ein Lehrer den Anbieter, der die Abireisen der Schule seit vielen Jahren organisiert, zu erreichen.

Keine Flüge, Zimmer storniert

Als keine Antwort kam, fragten sie beim Hotel nach, dort hieß es, die Zimmer seien storniert worden, Flüge wurden wohl gar keine gebucht, sagt Ute Klein, Joshuas Mutter. Die Internetseite von „Abi2Urlaub“ ist seit Montag außer Betrieb – wegen Wartungsarbeiten, schreibt der Anbieter. Kontakt und Impressum sind nicht zugänglich.

Als Grund für die Stornierung, gibt „Abi2Urlaub“ an, der „langjährige“ Versicherer habe ihnen kurzfristig gekündigt. Der Vertrag mit dem früheren Versicherer „R+V“ wurde allerdings bereits im Januar 2016 gekündigt, teilte ein Sprecher dem Tagesspiegel mit. Ohne Insolvenzversicherung dürfe ein Anbieter keine Kundengelder mehr verwalten, sagt Tim Vogler von Deutschlands größter Abireisen-Agentur „Jam“.

Von Enrico Rudolph, Geschäftsführer von „Abi2Urlaub“ habe er schon zwei Jahre nichts gehört, man habe allerdings in der Vergangenheit Probleme mit ihm gehabt.

Da die Jugendlichen seit dem 1. Juli offiziell keine Schüler mehr sind, müssen sich die Familien privat um die Rückerstattung des Geldes kümmern. Das kann aber dauern und die Reisefreude ist erst mal dahin.

Sowohl Schulleiter Gerhard Bethke als auch Lichtenbergs Bezirksstadträtin für Bildung, Kerstin Beurich, versuchen nun öffentliche Aufmerksamkeit zu gewinnen „mehr können wir in diesem Fall nicht tun“, sagt Beurich. Bis zu sechs Monaten müsse man vielleicht auf eine Rückerstattung warten, schreibt der Anbieter in einer Mail. Für Familie Klein ein Problem.

Betrug beim Abiball: Fall "Easy Abi"

Die Abifahrt hat schon die Großmutter bezahlt, weil kein Geld da war, jetzt nochmal einen Urlaub zu buchen, sei nicht finanzierbar. „Außerdem wurden die Schüler um ihre letzte gemeinsame Reise als Abschluss der Schulzeit gebracht“, sagt Ute Klein verärgert. Einige der 37 betroffenen Schüler sind zurzeit Zelten am Tiefensee in Werneuchen, andere haben sich an Jam gewandt, um kurzfristig noch eine Reise zu buchen. Die Abiturienten haben einen Brief an den Veranstalter geschrieben und eine Rückerstattung des Geldes innerhalb von drei Wochen gefordert, sagt ein Schüler, der seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Gutenbergschule von einem Anbieter betrogen wurde. Vor ein paar Jahren setzte sich die Agentur „Easy Abi“ mit dem Geld von mehr als 30 Schulen in Berlin und Brandenburg ab, das für die Abibälle gedacht war. Enrico Rudolph, Geschäftsführer von „Abi2Urlaub“, hatte vergangenes Jahr noch im Tagesspiegel über die undurchsichtige Geschäftspraxis von „Easy Abi“ berichtet und vor dem kriminellen Potenzial der ganzen Branche gewarnt. „Abibälle sind ein lukrativer Markt für Wirtschaftskriminelle“, sagte Rechtsanwalt Karun Dutta damals. Er beriet 24 betroffene Schule. Einige Eltern der Gutenbergschule haben ebenfalls Anwälte eingeschalten.

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