zum Hauptinhalt
heinersdorfer moschee

© Uwe Steinert

Heinersdorf: Ahmadiyya-Moschee ist fast fertig

Die Heinersdorfer Ahmadiyya-Moschee ist fast fertig. Viele Anwohner haben aber weiter Probleme mit dem Bau.

Nun ist es für alle sichtbar: In der Heinersdorfer Tiniusstraße steht eine Moschee. Nach zweieinhalb Jahren Streiterei, Diskussionen und Demonstrationen wurden gestern die Gerüste an dem Gotteshaus der Ahmadiyya-Gemeinde abgenommen. Zum Vorschein kam ein weißer zweistöckiger Quader mit achteckigem Minarett und einer Kuppel, von deren höchstem Punkt eine Edelstahlspitze den Sommerhimmel kitzelt.

Eigentlich sollte die Moschee im August eröffnet werden. Vor Ende Oktober wird es wohl nichts, sagt Bauleiter Mustafa Stefan Bauch, drinnen muss noch gefliest, Teppich verlegt und verziert werden. Außen fehlt die Brunnenanlage, und auch vom öffentlich zugänglichen Spielplatz ist noch nichts zu sehen.

Als die Gasleitungen vergangene Woche verlegt wurden, hat man Patronen, ein Gewehr und russische Helme aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden gefunden. Die Polizei rückte mit Entschärfungsexperten an, wieder fiel man im Zeitplan zurück. Im Juli hatten Unbekannte rechtsextreme Parolen auf die Kuppel geschmiert. Auch das hat den Bau verzögert. „Alles in allem ist es aber ruhig geblieben“, sagt Bauch. Nun ja, die Polizei schaut jede Stunde vorbei. Ab und zu sind die Schlösser am Bauzaun verklebt. Man habe einen Trick gefunden, wie man die wieder freikriege, vorbei die Zeit, als man jedes Mal losgehen musste, um ein neues Schloss zu kaufen.

In dem von der Moschee abgetrennten Vorderhaus wird Platz für eine Bibliothek, Konferenzräume und zwei Wohnungen geschaffen. In die eine wird Imam Abdul Tariq einziehen, die andere ist für Gäste. Denn die Ahmadiyya, sagt Bauleiter Bauch, seien ein reiselustiges Völkchen. Und die Berliner Moschee werde besonders viele Besucher anziehen, schließlich habe schon vor Jahrzehnten ein Kalif „die Prophezeiung empfangen“, dass Berlin für die Ahmadiyya-Gemeinde „das Tor zum Osten sein wird“. In Leipzig ist man gerade dabei, ein Grundstück für eine Moschee zu suchen. Na also. Vor acht Jahren habe man mit der neuen Bauwelle in Deutschland begonnen, nun sei man schon bei der 20. Moschee, sagt der Bauleiter stolz.

„Da haben Sie’s“, sagt Joachim Swietlik, „natürlich wollen die Ahmadiyya missionieren, auch wenn die immer so brav tun“. Der 45-Jährige ist der Vorsitzende der „Interessengemeinschaft Pankow- Heinersdorfer Bürger“ (Ipahb) und hat sein Büro drei Häuser neben der Moschee in einem Gewerbehof. Über der Bürotür hängt ein Kruzifix, das der örtliche evangelische Pfarrer der Bürgerinitiative geschenkt hat – als Zeichen des Widerstands gegen den Islam. An den Bürowänden lehnen Kampfutensilien der vergangenen Jahre. „Wer Moscheen sät und genehmigt, wird Fundamentalismus ernten“, steht auf einem handgeschriebenen Plakat. Die letzte Demo ist ein Jahr her und mittlerweile sei es für ihn ein festes Ritual geworden, vor der wöchentlichen Vorstandssitzung den Baufortschritt zu begutachten, sagt Swietlik. Auch sei ihm der Imam Tariq durchaus sympathisch, als Mensch wohlgemerkt, nicht als Ahmadiyya-Funktionär. Ihren Frieden hätten er und seine 80 Mitstreiter mit der Moschee aber nicht gemacht. „Es brodelt unter den Heinersdorfern immer noch.“ Die Moschee sei der Stein gewordene Beweis, dass die Demokratie nicht funktioniert, wie sie sollte. 6000 Unterschriften habe man gegen die Moschee gesammelt und dem Bürgermeister überreicht, geändert habe das nichts.

Die Ipahb kümmert sich nun auch um andere Sorgen der Heinersdorfer, aber am 3. Oktober will man wieder demonstrieren. Nicht gegen die Ahmadiyya-Moschee, sondern allgemein gegen Islamismus. Es sei nicht in Ordnung, dass die Moscheen in Berlin ausgerechnet am 3. Oktober ihren Tag der offenen Tür feiern, sagt Swietlik. „Das ist unser Nationalfeiertag. Den wollen die überlagern.“ Es gibt in der Tiniusstraße aber auch andere Nachbarn. Die sehen der Eröffnung der Moschee entspannt entgegen. „Nö, da haben wir keine Probleme mit“, sagt ein Ehepaar, „das werden schon friedliche Menschen sein, die da zum Beten kommen“. Claudia Keller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false