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Berauschend? Zum Glück nicht.

© Roland Weihrauch/dpa

Abwasseranalyse weist Kokainreste nach: So berauschend ist das Berliner Leitungswasser dann auch wieder nicht

Während der Pandemie sollen Kokainrückstände im Berliner Abwasser deutlich zugenommen haben. Und das in Zeiten geschlossener Clubs? Eine Glosse.

Auf seine Rohrperle ist der Berliner bekanntlich stolz: Die Qualitätsstandards sollen höher sein als die aller abgefüllten Flaschenwasser. Außerdem stammt das Berliner Wasser aus über 100 000 Jahre alten Quellen – das ist deutlich älter als eine Flasche Château Margaux, Jahrgang 1787.

Selbst in Sachen Rauschwirkung könnte es langsam zum Wein aufschließen, wie eine aktuelle Abwasseranalyse zeigt, die das ARD-Magazin „Kontraste“ in Auftrag gab: Die Menge der Kokainrückstände soll in Pandemiezeiten deutlich zugenommen haben. Natürlich ist Abwasser nicht gleich Grund- und schon gar nicht gleich Leitungswasser, im sogenannten Wasserkreislauf hängt aber alles zusammen.

Koks in Pandemiezeiten? Was ist denn da los? Hätte der Konsum angesichts geschlossener Clubs und überhaupt mangels Ausgehmöglichkeiten nicht drastisch sinken müssen? Die böse Feierjugend mit den paar illegalen Wohnungspartys wird hier wohl kaum allein verantwortlich sein.

Womöglich hat ja die Gewöhnung an Essenslieferdienste auch dem Kokstaxi neue Kundschaft beschert. Vielleicht hat auch ein erhöhter Fahndungsdruck Dealer massenweise veranlasst, Vorräte über die Toilette zu entsorgen. Unwahrscheinlich.

Es gibt eine historische Präzedenz: Schon das Berlin der 20er Jahre war von der kristallinen Droge berauscht. Ganz Berlin? Eben nicht. Betroffen waren, wenn man Berichten aus der Zeit glaubt, vor allem Menschen, denen es nicht so gut ging. Und nicht so gut geht es auch in Pandemiezeiten vielen, die unter neuen Mehrfachbelastungen weiterhin funktionieren müssen.

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Übrigens: Hoffnungen, sich über den heimischen Wasserhahn zu berauschen, werden durch die emsige Arbeit der Klärwerke zerstreut – da fährt man mit dem guten, wenn auch nicht ganz so alten Wein dann doch besser.

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