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Querdenken-Demonstranten in Bewegung.

© dpa

Abbruch wegen Erfolglosigkeit: Querdenker bauen ihr Berliner Zeltlager ab

Das Camp von Querdenken im Tiergarten wird freiwillig geräumt. Der frustrierte Initiator sagt, es herrsche „einfach Chaos“. Und kritisiert Mitstreiter.

Es sollte ein Protestcamp für Zehntausende werden, um endlich die Bundesregierung zu stürzen – nun geben die letzten Aktivisten wegen Erfolglosigkeit auf: Am Dienstag hat der Initiator des Querdenken-Zeltlagers im Tiergarten den Abbau des gesamten Camps verkündet.

Es mache „keinen Sinn“ mehr, erklärte Dirk Scheller seinen Mitstreitern online. Der politische Effekt des Camps sei „gleich null“, vor Ort herrsche „einfach Chaos“.

Schuld daran hätten die übrigen Aktivisten: „Mit den Leuten, die da sind, erreiche ich sicher nichts, im Gegenteil.“ Von den verbliebenen 20 Zelten im Tiergarten sei ein Drittel gar nicht mehr bewohnt: „Keine Ahnung, wem die gehören.“ Zudem kritisierte Dirk Scheller „Leute, die das Camp für ihre Zwecke ausnutzen“, und wird dann noch konkreter, wen er meint: Es seien „bestimmt auch schon wieder Obdachlose dabei.“

In den vergangenen Wochen hatten Ämter und Politiker erfolglos versucht, das Camp zu untersagen. Zum endgültigen Aus dürften nun diverse Rechnungen beigetragen haben, die Scheller nach eigenen Angaben „von der Justiz“ erhalten haben will: „Ich bin jetzt auch finanziell am Ende... Vielleicht muss ich wieder zurück ins Hamsterrad und arbeiten gehen.“

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Dirk Scheller, ursprünglich Gründer der Querdenken-Ortsgruppe Heilbronn, hatte erst im September bekannt gegeben, seinen Wohnsitz dauerhaft von Neckarsulm nach Berlin zu verlegen. Zu Hause in Baden-Württemberg nerve ihn das Arbeitsamt zu sehr.

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In dem Camp wollte Scheller Workshops organisieren, „damit die Berliner fitter werden“ im Kampf gegen die Corona-Regeln. Es sollten auch Tipps zum Erstellen von Dienstaufsichtsbeschwerden gegeben werden.

Die nächste Schmach nach der fehlgeschlagenen Menschenkette

Bereits am Tag der deutschen Einheit hatte die Querdenken-Bewegung eine Niederlage kassiert: Die angekündigte größte Menschenkette der Welt um den Bodensee kam nicht zustande. Nur ein Bruchteil der benötigten Teilnehmer reiste an.

Vergangenes Wochenende hatten sich Querdenken-Aktivisten in Berlin dann an einer Demonstration mit Rechtsextremen beteiligt. Anwesend war etwa der Antisemit Attila Hildmann.

Auch im Zeltlager im Tiergarten waren neben Corona-Leugnern und Verschwörungsideologen wiederholt Aktivisten mit Verbindungen ins rechtsextreme Lager aufgetreten - unter anderem Andreas M., der im Internet Propaganda der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ sowie des „Compact“-Magazins verbreitet hatte.

Nach der letzten großen Berliner Querdenken-Demonstration Ende August hatte der Querdenken-Sprecher Stephan Bergmann noch verkündet, das Grundgesetz abschaffen zu wollen, da es nur „Besatzungsrecht“ sei. Auch Bergmann hat in der Vergangenheit rassistischen Hass verbreitet.

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