zum Hauptinhalt
Südwestskyline. Mit dem Neubau ersetzt Vattenfall das mehr als 40 Jahre alte Kraftwerk am Teltowkanal.

© Thilo Rückeis

Kraftwerk in Berlin-Lichterfelde: 160-Meter-Türme sollen abgerissen werden

Sie sind das markante Wahrzeichen am Himmel im Südwesten: die drei Schlote des Kraftwerks am Teltowkanal. Die drei Schornsteine sollen verschwinden. Erst einmal baut Vattenfall aber einen vierten Schornstein.

Die Tage der drei markanten Schornsteine im Südwesten sind gezählt. Aber für ihre letzten Lebensjahre bekommen sie einen vierten als Gesellschaft: Am Donnerstag hat Vattenfall den Grundstein für den Neubau des Kraftwerks Lichterfelde am Barnackufer gelegt. Dass sich neben dem hauseigenen Deutschland-Chef Tuomo Hattaka auch der sonst eher selten gewordene Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) blicken ließ, zeigt die Größe des Ereignisses.

Mit dem Neubau ersetzt Vattenfall das alte Kraftwerk am Teltowkanal, das vor mehr als 40 Jahren gebaut und später etappenweise von Schweröl auf Gas umgerüstet wurde. Das erspart der Nachbarschaft viel Dreck, weil Gas relativ sauber verbrennt. Außerdem ist es unter den fossilen Brennstoffen noch der klimafreundlichste. Deshalb wird auch der Neubau damit befeuert. Wobei es allein dem innerstädtischen Standort zu verdanken ist, dass das Projekt überhaupt zustande kommt: Nur hier kann Vattenfall neben dem Strom auch Fernwärme an rund 100 000 Haushalte im Berliner Südwesten verkaufen, so dass das Kraftwerk genug Geld einbringt. Auf der grünen Wiese, wo die Kraft-Wärme- Kopplung keinen Sinn hätte, wäre es wohl eingemottet oder gar nicht erst gebaut worden wie so viele seiner Artgenossen, weil die Strompreise an der Börse die Investition nicht lohnen.

Der neue Turm darf nur 98 Meter hoch sein - wegen des BER

Bereits in Bau und fast fertig sind die Heißwassererzeuger, die als große Boiler an besonders kalten Wintertagen zusätzliche Wärme produzieren. Zu ihnen gehört einer der neuen Schornsteine, die wegen der Nähe zum Flughafen BER nur 98 Meter hoch sein werden. So hoch sind zurzeit schon die drei klobigen braunen Kesselhäuser, aus denen die 160 Meter hohen Schornsteine ragen. Ein weiterer 98-Meter-Schlot wird mit dem neuen Kraftwerk entstehen, das direkt neben dem alten auf dem Gelände am Ostpreußendamm errichtet wird.

Durch den Neubau sinken sowohl Strom- als auch Wärmeproduktion. Letzteres gleichen die drei Heißwassererzeuger aus. Weil außerdem der Brennstoff dank der neuen Technik effizienter genutzt wird, verspricht Vattenfall jährlich 170 000 Tonnen CO2-Vermeidung. Das ist knapp ein Prozent aller Emissionen, die in Berlin entstehen, also ein relativ großer Posten auf dieser sonst eher kleinteiligen Rechnung. In Betrieb gehen soll der Neubau Ende 2016. Zu den Kosten sagt Vattenfall, dass es ein dreistelliger Millionenbetrag sei. Und der Abrisstermin fürs alte Kraftwerk ist offen. Das nicht unbedingt schöne, aber markante Wahrzeichen am Himmel im Südwesten bleibt also noch eine Weile erhalten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false