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Fahrgäste fahren in einem Bus der Berliner Verkehrsbetriebe. Die Busse in Berlin sind laut der BVG wieder so voll wie vor der Pandemie.

© dpa/Britta Pedersen

Bald nicht mehr für alle: Erste Uni kippt Berliner Semesterticket – weitere dürften folgen

An zwei Fachhochschulen wird das Semesterticket voraussichtlich nicht mehr fortgesetzt, auch an der TU Berlin droht das Aus. Die FU setzt den Vertrag vorerst fort und plant ein Upgrade aufs Deutschlandticket.

Rund 14.000 Studierende werden ab dem Wintersemester nicht mehr per Semesterticket in Berlin Bus- und Bahnfahren können – und es dürfte bald noch deutlich mehr Berliner Studierende betreffen.

Am Dienstag verkündete der Asta der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) in einer Pressemitteilung, den Vertrag mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) nicht fortzuführen. Der Grund: Mit Einführung des deutschlandweiten 49-Euro-Tickets sei der Preis von umgerechnet rund 32 Euro für den Berliner Tarifbereich ABC nicht mehr verhältnismäßig. Die HTW-Studis zu verpflichten, per Immatrikulation automatisch ein Fahrticket zu kaufen: Das sei ohne Tarifvorteil nicht mehr vertretbar.

Auch weitere Hochschulen dürften sich in den kommenden Wochen dagegen entscheiden, das Solidarmodell Semesterticket im Wintersemester fortzusetzen. Miguel Góngora, Asta-Vorsitzender an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) schätzt, dass im Winter bis zu 100.000 Berliner Studis ohne Semesterticket dastehen könnten.

An der HWR, an der in den kommenden Tagen in der Frage abgestimmt wird, sei das Ende „ziemlich sicher“. Auch bei der TU Berlin hält Góngora es für wahrscheinlich, dass sich ihre 35.000 Studierenden sich gegen eine Fortsetzung des VBB-Vertrags entscheiden.

Gabriel Tiedje, Asta-Sprecher der TU, will noch keine Einschätzung dazu geben, wie die Abstimmung dort Anfang Juni ausgehen könnte. Klar ist für ihn aber wie für Góngora, dass die Senatsverwaltung für Verkehr die Angelegenheit verschleppt.

Nur, wenn das Land Berlin den Hochschulen kurzfristig einen höheren Zuschuss zum Semesterticket zusagt, könnten die Studis im Winter deutlich weniger als 32 Euro monatlich zahlen – hätten also einen mit anderen Angeboten wie dem 29- oder 49-Euro-Ticket vergleichbaren oder vorteilhaften Tarif. Doch Verkehrsverwaltung schweigt zu dem Punkt.

Sollte die Verkehrsverwaltung nicht auf die Zuschussforderung reagieren, ist das ein Armutszeugnis.

Gabriel Tiedje vom TU-Asta

Anders als etwa die HTW, bei der zum 1. Juni die Wintersemester-Rückmeldung startet, hat die TU Tiedje zufolge noch rund zwei Wochen mehr Zeit bis zur Entscheidung. So bestehe ein Rest Hoffnung, dass die Verwaltung auf die Zuschussforderungen noch reagiere. „Sollte das nicht der Fall sein, ist das ein Armutszeugnis der Verkehrsverwaltung“, so Tiedje.

Diese verwies in ihrer Antwort auf eine Anfrage des Tagesspiegels lediglich auf ein Upgrade zum deutschlandweiten 49-Euro-Ticket, das man den Studierenden mit Semesterticket per App ermöglichen wolle. Wer sich dafür entscheidet, zahlt auf die umgerechnet 32 Euro Semesterticket im Monat noch je 14 Euro für das Upgrade.

Tiedje kritisiert das Angebot: Für Studierende, die ihre Monatstickets mit den Rückmeldegebühren vor Semesterstart gebündelt überweisen müssen, sei die hohe Einmalzahlung kaum attraktiv, für viele gar nicht machbar.

Die FU hat sich der Senatsverwaltung nach dafür entschieden, das Semesterticket fortzusetzen – und den Studis zusätzlich das Upgrade zu ermöglichen. Eine Mitarbeiterin des Semesterticketbüros des FU-Astas bestätigte dem Tagesspiegel, der VBB-Vertrag werde zunächst fortgesetzt.

Dennoch verfolge man auch im FU-Asta die Entwicklung um das Berliner Semesterticket mit Sorge. Am politischen Umgang mit der Situation sehe man, „dass Studierende nicht mehr als soziale Gruppe wahrgenommen werden, die in schwierigen Zeiten Unterstützung in Anspruch nehmen kann“.

Von der Senatsverwaltung heißt es derweil nur: Die Beteiligten arbeiteten „mit Hochdruck daran“, das Deutschland-Upgrade per App schnell für die Berliner Unis, die sich dazu entscheiden, umzusetzen. Das Land Berlin bemühe sich zudem um „Lösungen für ein bundesweites Semesterticket“.

Sollte das 29-Euro-Ticket für alle im Winter wiederkommen – ein zentrales Wahlversprechen der schwarz-roten Regierung – und kein erhöhter Landeszuschuss auf das Semesterticket kommen, zahlen Studis für Bus und Bahn deutlich mehr als Berufstätige.

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