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Sind nicht allein: Gabbie (Rosario Dawson, Harriet (Tiffany Haddish), Ben (LaKeith Stanfield) und Father Kent (Owen Wilson).

© Jalen Marlowe/Photo Credit: Jalen Marlowe

„Geistervilla“ im Kino: Liebesgrüße aus dem Jenseits

Disney schlachtet seine Vergnügungsparks schon länger für Kinofilme aus. „Geistervilla“ von Justin Simien ist eine angenehm altmodische, aber auch etwas betuliche Familienkomödie.

Von Andreas Busche

Offiziell hat New Orleans etwa 380.000 Einwohner, die Dunkelziffer liegt allerdings deutlich höher. Der kulturelle Schmelztiegel am Mississippi-Delta ist die Stadt der Geister und der Toten (so auch der Name des berühmtesten Friedhofs); und weil die Verstorbenen in der Sumpflandschaft nicht beerdigt, sondern in Gruften über der Erde bestattet werden, leben sie mit den Menschen in friedlicher Übereinkunft in den historischen Kolonialhäusern des French Quarters und an den Ufern der Bayous. Eine gesunde Portion Aberglaube ist fest in der Alltagskultur des „Big Easy“ verankert – womit man als seriöser Wissenschaftler durchaus seine Probleme haben kann.

Übersinnliche Liebesgeschichte

Darum wähnt der Astrophysiker Ben (LaKeith Stanfield), als seine Partybekanntschaft Alyssa (Charity Jordan) ihm beim Mardi Gras erzählt, dass sie beruflich das Unsichtbare sichtbar macht, eine Gleichgesinnte vor sich. Doch die junge Frau verbringt ihre Zeit nicht damit, tagelang ins Weltall zu starren; sie gehört lediglich der Kohorte von Tour-Guides an, die Touristen an die verwunschenen Orte von New Orleans führen.

Alyssa versteht es allerdings auch, Ben „sehend“ zu machen: Ein vielsagender Schnitt nach ihrer ersten Begegnung verspricht eine glückliche Liebesgeschichte – die nach den Opening Credits aber schon wieder jäh unterbrochen wird. Ben ist allein, emotional verwahrlost und zynisch, sein Geld verdient der in Ungnade gefallene Wissenschaftler nun selbst damit, den Touristen mit Geistertouren das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Tatsächlich ist er auf der Suche nach einem Zeichen von der Liebe seines Lebens – allerdings fehlt ihm dazu der Glaube. Die Spektralkamera, die er entwickelt hat, um mit seiner verstorbenen Frau zu kommunizieren, verstaubt in einer Kiste. Bis eines Tages ein Priester (Owen Wilson) vor seiner Tür steht und ihm viel Geld bietet, um ein viktorianisches Herrenhaus von bösen Geistern zu reinigen.

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„Barbie“ läuft erst seit wenigen Tagen in den Kinos. Die Euphorie, dass ein „Originalstoff“ die Dominanz der Sequels und Comicverfilmungen für einen Moment gebrochen hat, verleitet die Filmkritik schon dazu, eine neue Hollywood-Ära auszurufen – da lässt die Ernüchterung natürlich nicht lange auf sich warten.

Die Halbwertzeit eines Blockbusters beträgt 20 Jahre

Die Disney-Produktion „Geistervilla“ von Regisseur Justin Simien basiert (wie schon die „Fluch der Karibik“-Filme und zuletzt die Abenteuerkomödie „Jungle Cruise“) auf einer Touristenattraktion in den Disney-Vergnügungsparks. Die Haunted Mansion wurde bereits 2003 mit Eddie Murphy „verfilmt“. Man muss sich wohl daran gewöhnen, dass die Halbwertzeit eines Blockbusters heute etwa zwanzig Jahre beträgt, bis eine Neuauflage droht.

Simien gilt seit seiner High-School-Komödie „Dear White People“ von 2014 (die auch als Netflix-Serie adaptiert wurde) als Regisseur und Autor, den man im Blick haben sollte. Dass er nun mit „Geistervilla“ bei seiner ersten großen Studio-Produktion Regie führt – das Drehbuch stammt von Katie Dippold, die unter anderem das erste „Ghostbusters“-Remake geschrieben hat –, ist zumindest dahingehend ein Glücksfall, als New Orleans bei ihm ein wenig so aussieht wie die echte Stadt. 85 Prozent der Einwohner von New Orleans sind People of Color.

Die Besetzung mit Stanfield, Rosario Dawson als junge Mutter, die mit ihrem Sohn (Chase Dillon) in dem Spukhaus lebt, und Tiffany Haddish als überfordertes Medium ist wirklich ausgezeichnet, auch Owen Wilson, Jamie Lee Curtis, Danny DeVito und Jared Leto als Hatbox Ghost versprechen einen erratischen Humormix.

Aber so richtig geht die Geschichte – weder die übersinnliche Liebesgeschichte noch die Horrorkomödie, die digitale Effekte immerhin so sparsam wie möglich einsetzt – trotzdem nicht auf. Auch weil Simien und Dippold etwas zu bemüht an die „Ghostbusters“-Nostalgie anzuknüpfen versuchen. Nostalgische Kindheitserinnerungen sind schon eine Weile der treibende Motor im Hollywoodkino. Aber anders als bei Superhelden ist mit Erschöpfungserscheinungen vorerst nicht zu rechnen.

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