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Die Kölner Lanxess-Arena war die am besten besuchte Eishockey-Arena in ganz Europa.

© dpa/Rolf Vennenbernd

Zuschauerrekord in der DEL: Das deutsche Eishockey ist in Partylaune

Noch nie waren die Arenen der deutschen Spitzenklubs so gut besucht wie in dieser Saison. Und das trotz oder gerade wegen der anhaltenden Krisenstimmung.

Im März herrscht in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) an sich schon Euphorie, wenn nach der Hauptrunde die Play-offs beginnen und es in der K.-o.-Phase deutlich intensiver zugeht. In diesen Tagen herrscht aber auch noch aus einem anderen Grund ausgelassene Stimmung. Denn die aktuelle Saison ist die erfolgreichste in der Geschichte der Liga, die über die gesamte Spielzeit hinweg ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Im Schnitt kamen pro Spiel 7.160 Zuschauerinnen und Zuschauer in die Eishockey-Arenen. Somit ist die DEL die zuschauerstärkste Liga Europas, mit einem knappen Vorsprung vor der Schweiz (7131.) Der bisherige Rekord lag bei 6647 in der Saison 2015/2016. In der vergangenen Saison zählte die DEL 5878 Zuschauende. Das Wachstum ist also beachtlich. „So eine große Aufmerksamkeit gab es noch nie“, sagte Liga-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

Voran gehen dabei die Kölner Haie, die trotz zahlreichen durchwachsenen Darbietungen in dieser Saison einen neuen Europarekord aufgestellt haben. 16.993 Besucherinnen und Besucher zählte der Tabellensiebte im Schnitt pro Spiel. Seit 2022, als die Rheinländer zum letzten Mal dieses Ranking angeführt hatten, stand der SC Bern aus der Schweiz an der Spitze.

Die DEL profitiert von der Nationalmannschaft

Natürlich ziehen die großen Arenen in Köln, Berlin oder Mannheim diese Zahlen nach oben. Allerdings verzeichnen auch die kleinen DEL-Standorte eine enorme Nachfrage. Mit Tabellenführer Bremerhaven und den Straubing Tigers auf Platz drei mischen derzeit auch zwei vermeintliche Außenseiter die Liga auf.

Dass eine solche Rekordmarke ausgerechnet in einer Zeit aufgestellt wird, die geprägt ist von Inflation und wachsenden Sorgen vor einem Wohlstandsverlust, mag verwundern. Thomas Bothstede, Geschäftsführer der Eisbären, die mit einer Hallenauslastung von 97 Prozent ebenfalls ihre Erwartungen übertroffen haben, sagt: „Wir hatten Corona und große Unsicherheiten durch die Energiekrise, die Leute sehen sich nach Abwechslung und wollen ihre Hobbies pflegen.“

Niemand ist eifersüchtig auf den anderen.

Thomas Bothstede, Geschäftsführer der Eisbären, über das neue Zusammengehörigkeitsgefühl.

Dass speziell das Eishockey derart profitiert, liegt nach Bothstedes Einschätzung auch an der WM-Silbermedaille im Vorjahr. Ähnlich sieht es DEL-Geschäftsführer Tripcke, der sagt: „Wir sind fast schon Mainstream.“ Die Begeisterung für diesen Sport hat in der Breite offenbar zugenommen. Was sich auch daran zeigt, dass Magentasport, wo alle Spiele gestreamt werden, 18,5 Millionen Live-Zuschauer vermelden kann.

Die Basketball-Liga profitiert auch von den Erfolgen der Nationalmannschaft.
Die Basketball-Liga profitiert auch von den Erfolgen der Nationalmannschaft.

© Reuters/Eloisa Lopez

Die These, dass sich ein Erfolg der Nationalmannschaft auf das Interesse an der Liga überträgt, wird durch die Zahlen im Basketball verstärkt. Die Halbzeitbilanz Ende Februar ergab mit einer Hallenauslastung von 90 Prozent ebenfalls einen Rekordwert. Das WM-Gold im Vorjahr hat die Nachfrage also ebenfalls angekurbelt.

Die großen Herausforderungen durch Corona und die Energiekrise, die dem Eishockey zeitweise massiv zugesetzt hatten, hätten laut Bothstede auch dazu geführt, dass die Klubs einen intensiveren Austausch pflegten im Vergleich zu den Jahren davor. Bei Themen wie Nachhaltigkeit, Marketing und auch dem Ticketing lernt man voneinander. „Niemand ist eifersüchtig auf den anderen.“ Auf die Treue ihrer Fans können sich die Klubs im Eishockey ohnehin verlassen.

Und nicht zuletzt sei auch das sportliche Szenario in dieser Saison förderlich gewesen. „Die Liga ist viel ausgeglichener und hat an Attraktivität gewonnen“, sagt Bothstede. Dass bis zuletzt einige Klubs gegen den Abstieg kämpften und auch der Kampf um die Play-off-Plätze sehr intensiv geführt wird, sorgt an verschiedenen Standorten für große Aufmerksamkeit.

Und dabei geht es jetzt erst richtig los. Mit Köln, Mannheim und Vizemeister Ingolstadt müssen drei Eishockey-Schwergewichte den Umweg über die erste Play-off-Runde gehen und würden anschließend auf die beiden Spitzenteams aus Berlin und Bremerhaven treffen. Auch das bereits feststehende Duell zwischen Wolfsburg und München sorgte in der Vergangenheit schon häufiger für Spannung.

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