zum Hauptinhalt
Der Blick nach oben: Urs Fischer und der 1. FC Union stehen vor dem ersten Champions-League-Spiel der Vereinsgeschichte.

© dpa/Andreas Gora

Union vor historischem Spiel bei Real Madrid: Wunder gibt es immer wieder

Der 1. FC Union trifft in der Champions League am Mittwoch auf Real Madrid. Große Chancen rechnet sich niemand aus – und genau deswegen könnte die Sensation doch gelingen.

Am Dienstag war es noch ruhig am Puerta del Sol. Die Touristen schlenderten entspannt über den Platz im Zentrum von Madrid, ließen sich am Brunnen des großen Habsburgers Carlos III abkühlen und machten ihre Selfies mit der berühmten Statue des Bären am Erdbeerbaum. Ein paar rote Trikots waren zwar schon zu erkennen, doch die meisten Berliner ließen noch auf sich warten. 

Einen Tag später dürfte das anders sein. Hier, mitten im Einkaufsviertel der spanischen Hauptstadt, werden sich die Fans des 1. FC Union vor dem Champions-League-Auftakt gegen Real Madrid versammeln, um sich auf den Weg ins Bernabeu-Stadion zu machen. Hier wird die größte Reise der Vereinsgeschichte endgültig beginnen. 

„Das ist eine tolle Aufgabe und wir müssen uns darauf freuen”, sagte Urs Fischer mit einem breiten Grinsen auf der Pressekonferenz im Bernabeu. Doch bei aller Euphorie halten sich Erwartungen vor dem Spiel in Madrid in Grenzen. Union ist gegen den 14-maligen Champions-League-Sieger Real ohnehin krasser Außenseiter. Und nach zuletzt zwei Bundesliga-Niederlagen in Folge reist die Mannschaft, die am Dienstagvormittag aus Berlin losflog, mit einigen Kopfschmerzen nach Spanien

Wie Fischer am Dienstag mitteilte, fällt Unions Abwehrchef Robin Knoche überraschend aus. Der Innenverteidier habe sich verletzt und musste zu Hause bleiben, erklärte der Trainer. Im Kontext der ohnehin schon angespannten Personalsituation war das aus Union-Sicht eine bittere Nachricht am Tag vor dem Spiel. „Es ist schade, aber das gehört zum Fußball“, so Fischer.

Angespannte Personalsituation bei Union Berlin

Neben Knoche fehlt auch Janik Haberer, der seine Sperre aus der vergangenen Europa-League-Saison noch absitzen muss. Da auch Rani Khedira noch verletzt ist, wird Union wahrscheinlich auf Spieler setzen, die immer noch nicht hunderprozentig fit sind.

Leonardo Bonucci, der in Knoches Abwesenheit sein Debüt feiern könnte, holt immer noch Rückstände aus der Vorbereitung auf. Die zuletzt angeschlagenen Lucas Tousart und Sheraldo Becker sind beide erst seit dem vergangenen Wochenende wieder spielfähig. Erst am Samstag hatte Trainer Urs Fischer gewarnt, dass es bei den Rückkehrern „etwas Zeit brauchen” werde. 

Eine Chance über die Intensität

An Selbstvertrauen mangelt es aber nach wie vor nicht bei den Berlinern. „Es ist eine schwierige Aufgabe, aber wir gehen mutig an die Sache ran“, sagte Kapitän Christopher Trimmel, während Fischer seine Mannschaft aufforderte, „erwachsen Fußball zu spielen”. Man müsse Respekt vor dem Gegner haben, so der Trainer, aber eben „nicht zu viel Respekt”. 

Eine ähnliche Erfahrung wie 2021 und 2022, als Union jeweils mit etwas Schockstarre in die Europapokal-Saison gestartet ist, wollen die Berliner unbedingt vermeiden. Wenn Union gegen Real Madrid eine Chance hat, dann eben nur über den Mut, den Kampfgeist und, um ein Lieblingswort von Urs Fischer zu benutzen, die „Ekligkeit”. „Wir müssen als Mannschaft kompakt bleiben”, sagte Fischer, und warnte gleichzeitig davor, nur zu verteidigen. „Wir müssen Balldruck erzeugen, denn du brauchst auch ein bisschen Ballbesitz”. 

Mehr als Mut und Kampfgeist werden die knapp 4000 Union-Fans, die am Mittwoch im Stadion sind, wohl auch nicht von ihrer Mannschaft verlangen. Am Ende glaubt auch keiner so richtig, dass Union gegen den größten Verein des europäischen Fußballs gewinnen kann. Aber gerade das sollte auch ein Vorteil sein. Denn so war Union immer am stärksten: mit dem Rücken zur Wand und der Chance, ein Wunder zu schaffen. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false