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Robin Gosens traf in Wolfsburg schon zum dritten Mal für Union.

© dpa/Swen Pförtner

Union zwischen Wolfsburg und Madrid: Jetzt bloß nicht in Panik verfallen

Die Berliner reisen ohne Erfolgserlebnis nach Madrid. Trotzdem wäre es fatal, mit zu viel Ehrfurcht in das Spiel gegen Real zu gehen.

Als Leonardo Bonucci nach dem Spiel in Wolfsburg durch die Katakomben lief, klapperte es besonders laut auf dem Boden der Volkswagen-Arena. Seine Fußballschuhe hatte er zwar den ganzen Tag angehabt, doch die Stollen waren am Ende des Nachmittags immer noch sauber. Beim 1:2 am Samstagnachmittag blieb der Star-Neuzugang des 1. FC Union erneut die kompletten 90 Minuten auf der Bank. Zweieinhalb Wochen nach seinem Wechsel von Juventus Turin wartet der Europameister von 2021 immer noch auf sein Debüt im Dress der Berliner.

Von Frust war aber keine Spur. Bonucci mag zwar immer etwas nachdenklich aussehen, doch wie sein Mitspieler Robin Gosens nach dem Spiel betonte, heißt das noch lange nicht, dass es ihm nicht gut geht. „Ich sehe ihn nicht als niedergeschlagen oder traurig: im Gegenteil, er ist hoch motiviert, er pusht die Mannschaft”, so Unions Torschütze. Als einer der wenigen im Union-Umfeld, der fließend Italienisch spricht, sollte er es auch wissen.

„Leo weiß dass er bei Juventus die Vorbereitung verpasst hat. Bis man richtig spielfit ist, braucht das ein bisschen Zeit. Er arbeitet aber unfassbar gut und wird zeitnah sicherlich seine Attribute mit in die Mannschaft einbringen”, führte Gosens aus. Eine erfreuliche Nachricht für die Köpenicker Fans. Denn kurz vor dem Champions-League-Start gegen Real Madrid am kommenden Mittwoch könnte Union die Erfahrung eines Leonardo Bonuccis durchaus guttun.

Es ist noch etwas schwer, den Saisonstart von Union richtig einordnen zu können. Die zwei Roten Karten in den ersten drei Spielen sowie das ungewohnte Verletzungspech haben sicherlich dazu beigetragen, dass die Mannschaft immer noch ihren Rhythmus sucht.

In diesem Kontext sind die Niederlagen gegen RB Leipzig und Wolfsburg wohl auch kein großes Drama, und trotzdem hätte man sich ein besseres Sprungbrett ins große Spiel gegen Madrid gewünscht. Umso wichtiger dürfte es jetzt sein, Spieler zu haben, die das alles schon einmal erlebt haben und im Bernabeu die Nerven etwas beruhigen können.

Gosens spielte mit Inter jüngst im Finale der Champions League

Neben Bonucci ist auch Gosens selbst so einer. Der deutsche Außenverteidiger kam genau wie der Italiener im Sommer aus der Serie A nach Berlin, stand mit Inter Mailand sogar vor einigen Monaten im Champions-League-Finale. Am Samstag warnte er, dass Union tatsächlich „schärfer“ sein muss, wenn die Berliner in Madrid nicht untergehen wollen. „In der Champions League wird jeder einzelne Fehler noch mehr bestraft als in der Bundesliga. Wenn du da nicht auf Zack bist und die richtige Entscheidung triffst, wird es ganz, ganz bitter“, sagte er.

Vor allem dürfe man nicht vergessen, Spaß zu haben. „Ehrfurcht und Angst sind genau die beiden Sachen, die wir nicht brauchen. Man braucht Selbstvertrauen, man braucht aber auch eine Freude, einen Genuss am Spiel”, so Gosens, der gegen Wolfsburg schon sein drittes Tor für Union erzielte. „Das sind einmalige Erfahrungen. Auf so einer Bühne im Bernabeu zu spielen, das darf nicht jeder. Deswegen sollte man das schon genießen.”

Er sprach mit der Ruhe der Erfahrung. Erst vor drei Jahren schaffte es Gosens mit dem italienischen Außenseiter Atalanta Bergamo überraschend ins Viertelfinale. Er weiß also, dass die Gesetze der Champions League auch gebrochen und gebogen werden können. „Man darf auch nicht vergessen, dass es 90 Minuten Fußball sind, in denen der kleine Gegner dem großen Gegner mal wehtun kann“, sagte der Nationalspieler. „Dafür gibt es zahlreiche Beispiele im Fußball und mit der Intention sollten wir schon dahinfahren.”

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