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Wann hört das endlich auf? Robin Gosens ist mit Union seit August sieglos.

© AFP/MIGUEL RIOPA

Der 1. FC Union und die Verunsicherung: Bjelicas Aufgabe ist noch schwerer als gedacht

Nach Monaten voller Pleiten, Pech und Pannen ist das Spielglück zurück beim 1. FC Union Berlin. Dass selbst das in Braga nicht für den Befreiungsschlag reicht, gibt Anlass zur Sorge.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Es war eine Steilvorlage. Rote Karte für den Gegner, glückliches 1:0 kurz vor der Pause – nach Monaten voller Pleiten, Pech und Pannen war das Spielglück endlich zurück beim 1. FC Union. Es sah nach einem gelungenen Debüt für Nenad Bjelica aus, nach einem Ende der langen Negativserie, nach dem ersten Sieg seit August. Doch selbst der günstigste Spielverlauf und ein neuer Trainer reichen den Berlinern aktuell nicht für die erlösende Wende.

Unions Probleme sitzen tief, das hat das enttäuschende 1:1 am vorletzten Gruppenspieltag der Champions League bei Sporting Braga erneut eindrücklich gezeigt. Dass Platz drei damit nur noch eine theoretische Möglichkeit ist, kann man dabei fast vernachlässigen. Was wirklich Sorgen bereitet, ist die nahezu mit Händen greifbare Verunsicherung der Berliner.

Das erschreckendste Beispiel ist wahrscheinlich Robin Knoche. Vor einem Jahr gab es gute Argumente dafür, den Innenverteidiger mit zur WM nach Katar zu nehmen. Knoche dirigierte Unions Abwehr mit einer bewundernswerten Nüchternheit bis in die Champions League. Am Mittwoch lud er Braga mit einem kapitalen Fehlpass zum Ausgleich ein. Es war nicht sein erster Aussetzer in den vergangenen Spielen – und Knoche ist beileibe nicht der einzige Berliner mit solchen Schwächen.

Bjelica steht vor einer Aufgabe, die vielleicht noch schwieriger ist, als viele angenommen haben. Denn es stimmt ja, was Spiel für Spiel von Trainern, Spielern und Experten zu hören ist. Die Mannschaft lässt sich nicht hängen, die Mannschaft arbeitet, die Mannschaft kämpft. Doch gerade deshalb werden ein paar Motivationsreden nicht ausreichen, um aus der Krise zu kommen.

Die nun 16 Spiele ohne Sieg haben Spuren hinterlassen. Die Basics, wie sie Urs Fischer immer genannt hat, sind irgendwo auf dem Weg verloren gegangen. Das Team bewegt sich nicht mehr wie ein perfekt eingespieltes Kollektiv, sondern bietet Lücken an. Im Mittelfeld, in der Verteidigung, eigentlich überall. In Braga gelang Union das zweifelhafte Kunststück, in Überzahl so zu spielen, als habe man selbst zwei Mann weniger auf dem Platz.

Das einzig Positive ist, dass es den Berlinern in drei der letzten vier Spiele zumindest gelungen ist, einen Punkt zu holen. Mal glücklich wie am Mittwochabend in Braga, mal hochverdient wie gegen Augsburg am Samstag. Doch wirkliche Schritte nach vorne sind noch nicht erkennbar. Perfekte Voraussetzungen für ein Gastspiel beim FC Bayern München am kommenden Samstag.

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