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Union kassierte mal wieder ein vermeidbares Gegentor.

© Imago/Matthias Koch

Trotz langer Überzahl: 1. FC Union verpasst den Befreiungsschlag in Braga

In der ersten Hälfte läuft beim Debüt von Nenad Bjelica alles für die Berliner: Braga sieht Rot, Union geht glücklich in Führung. Doch nach der Pause spielen nur noch die Portugiesen.

Nur eine knappe Stunde dauerte es, bevor Nenad Bjelica seinen Frust unter Kontrolle bringen musste. Mitten in der zweiten Halbzeit zog der Kroate an der Seitenlinie seine Jacke aus und wollte sie eigentlich wütend zu Boden schmeißen, bevor er sich in letzter Sekunde noch zurückhielt. Der Trainer ist beim 1. FC Union ganz neu. Beim 1:1 (1:0) gegen Braga am Mittwochabend hatte er aber mit alten Problemen zu kämpfen. 

Lange sah es so aus, als würde Bjelica in seinem ersten Spiel als Union-Trainer einen Traumstart hinlegen. Im regnerischen Portugal spielte Union lange in Überzahl und führte zwischenzeitlich mit 1:0. Doch wie so oft in dieser Saison zeigten sich die Köpenicker zutiefst verunsichert. Und am Ende verspielten sie die bisher beste Chance auf den lang ersehnten Befreiungsschlag

Seit wettbewerbsübergreifend sechzehn Spielen ist Union jetzt sieglos. In der Champions League warten sie nach fünf von sechs Gruppenspielen immer noch auf den ersten Sieg. Mit dem Remis verpasste man auch den Sprung auf den dritten Platz und damit wohl auch die Chance auf Überwinterung in der Europa League. Vor allem ist aber klar geworden, dass diese Mannschaft psychologisch noch am Boden liegt. Bjelica steht vor einer Herkulesaufgabe. 

Dabei sorgte der neue Trainer gleich mit der Aufstellung für etwas frischen Wind. Erstmals standen die Linksaußen Jerome Roussillon und Robin Gosens zusammen in der Startelf, womit die linke Seite fast schon überbesetzt wirkte. Josip Juranovic ersetzte Christopher Trimmel auf Rechtsaußen, womit der gegen Augsburg noch gesperrte Rani Khedira die Kapitänsbinde übernahm. Weil Sheraldo Becker verletzt fehlte und David Fofana auf die Bank rotiert wurde, begann Union ohne die übliche Geschwindigkeit nach vorne. 

Dass Nenad Bjelica etwas anders als sein ruhiger Vorgänger tickt, merkte man am Mittwoch sofort. Wie eine hungrige Katze schlich der neue Trainer des 1. FC Union in seiner Coaching-Zone herum. Schon nach zwei Minuten marschierte er dann in Richtung des Vierten Offiziellen, um sich über eine Gelbe Karte für Robin Knoche zu beschweren. 

Der Plan des neuen Trainers ging in der ersten halben Stunde aber nur bedingt auf. Union spielte zwar solide, wirkte aber bei Kontern eher ungefährlich. Somit waren es die Gastgeber, die zu den ersten Großchancen kamen. Zuerst musste Frederik Rönnow reflexartig gegen Simon Banza parieren, bevor Alvaro Djalo einen Kopfball nur wenige Zentimeter neben das Tor versetzte. 

Ein paar Minuten später drehte sich das Spiel aber komplett. Bragas Sikou Niakaté kratzte seine Stollen gegen die Achillessehne von Kevin Behrens, und sah nach Einwirkung des Videoschiedsrichters etwas unglücklich die Rote Karte. Plötzlich hatte Union beste Chancen, das Spiel unter seine Kontrolle zu bringen. 

Zunächst wirkten die lange vom Pech verfolgten Berliner, als ob sie mit ihrem plötzlichen Glück nichts anzufangen wussten. Erst in der 42. Minute kam der Durchbruch. Bei einem Konter über die linke Seite kombinierten Roussillon und Gosens brillant, und der Deutsche traf aus kurzer Distanz ins Netz. 

Doch das Glück hielt nicht lange. Nach einer hitzigen Phase vor der Pause schlugen die zehn Portugiesen zum Anfang der zweiten Halbzeit gnadenlos zurück. Nach einem Fehlpass von Knoche hatte Djalo freie Bahn vor dem Berliner Tor und wuchtete den Ball unhaltbar an Rönnow vorbei. 

Auf einmal spielten die Gäste, als ob sie selbst in Unterzahl spielten. Nur mit etwas Glück überlebten sie die folgende Angriffswelle und trotz später Chancen für Gosens und Fofana war das 1:1 am Ende verdient. Ein Fehlstart war es für Bjelica nicht. Bitter war es trotzdem. 

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