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Unions Verteidiger Danilho Doekhi ist seit dieser Woche wieder im Einsatz.

© IMAGO/Jan Huebner

Abwehrchef beim 1. FC Union: Danilho Doekhi und der Klang der Zukunftsmusik

Nach seiner langen Verletzungspause ist Danilho Doekhi wieder eine wichtige Säule in der Union-Abwehr. Im Sommer steht er wie der ganze Verein aber vor einem Scheideweg.

Die Szene war ein Sinnbild für die brutal zerlegten Hoffnungen des Herbsts. Es war der 28. Oktober, der 1. FC Union spielte im rappelvollen Olympiastadion gegen den italienischen Meister SSC Neapel und durfte eine Stunde lang sogar berechtigt auf den ersten Sieg in der Champions League hoffen.

Doch dann gingen die Gäste doch noch in Führung, und zehn Minuten später humpelte Danilho Doekhi im strömenden Regen angeschlagen vom Platz. Union verlor am Ende mit 0:1. Doekhi fiel drei Monate aus. 

„In der Rückrunde läuft es sicherlich besser als damals in der Hinrunde“, sagte Doekhi am vergangenen Mittwoch. Seit Anfang Februar ist Unions Verteidiger wieder im Einsatz, und seit dem Jahreswechsel sieht vieles rosiger aus. Die Ergebnisse haben sich stabilisiert, die Abstiegsängste sind weniger akut. „Wir haben hinten mehr Stabilität, und das macht den Unterschied aus“, so der Niederländer.

Dabei hat er selbst auch eine große Rolle gespielt. Unter Trainer Nenad Bjelica ist Doekhi nach wie vor in der Dreierkette gesetzt, seit seiner Rückkehr hat er in sieben Partien die vollen 90 Minuten gespielt. Zwar können die Köpenicker immer noch kaum Tore schießen, doch mit Doekhi und dem Neuzugang Kevin Vogt wird zumindest wieder „unionig“ verteidigt. 

Dennoch bleibt es eine frustrierende Saison für den 25-Jährigen, der vor einem Jahr auf seinem Höhepunkt angekommen war und für Höheres bestimmt schien. In der Saison 2022/23 brillierte er nicht nur als Abwehrchef, sondern auch als Torschütze, und verhalf Union somit in die Champions League. Im Sommer gab es offenbar Interesse von großen Vereinen und auch der Sprung zur Nationalmannschaft wirkte nicht unrealistisch. 

Doekhi gilt er als einer der größten Wechselkandidaten

Doch vier Monate vor der Europameisterschaft sieht Doekhi seine Chancen auf eine Oranje-Nominierung nüchtern. „Natürlich ist es immer ein Traum, doch im Moment bin ich nicht so nah dran“, gab er am Mittwoch zu.

Mit Spielern wie Matthijs de Ligt vom FC Bayern, Virgil van Dijk vom FC Liverpool oder Nathan Aké von Manchester City verfügt Bondscoach Ronald Koeman über einige der besten Verteidiger in Europa, während Doekhi mit Union um den Klassenerhalt kämpft.

„Sie spielen alle bei europäischen Topklubs. Union ist ein kleinerer Klub, und das macht es für mich schwieriger. Zudem spielen wir dieses Jahr nicht oben mit in der Bundesliga, was auch nicht hilft”, sagte der 25-Jährige.

Danilho Doekhi vom 1. FC Union (links) im Duell mit Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim.
Danilho Doekhi vom 1. FC Union (links) im Duell mit Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim.

© IMAGO/TSG 1899 Hoffenheim

Womit man bei der Frage um Doekhis Zukunft ankommt. Schon im vergangenen Sommer wurde der Union-Verteidiger mit italienischen Topklubs wie Neapel oder dem AS Rom in Verbindung gebracht. Dieses Jahr dürfte es weitere Angebote geben, zumal Doekhis Vertrag bei Union offenbar 2025 abläuft und die Ablöse in diesem Sommer höher wäre. Auch deshalb gilt er als einer der größten Wechselkandidaten im kommenden Transferfenster. 

Es ist immer möglich, dass ich hier bleibe.

Danilho Doekhi über seine Zukunft

Während der Saison denke er aber an solche Fragen so wenig wie möglich, betonte Doekhi am Mittwoch. Wenn es Angebote gäbe, würde er das mit seinem Berater besprechen, doch auch ein Verbleib in Berlin sei eine Option.

„Es ist immer möglich, dass ich bleibe. Die Bundesliga ist ein schöner Wettbewerb und ich mag den Verein. Die Fans sind sehr nett, die Mitarbeiter sind sehr nett. Es ist also ein schönes Umfeld, und Berlin ist auch eine tolle Stadt”, so der 25-Jährige, der mit Herthas Deyovaisio Zeefuik auch einen Freund und langjährigen Weggefährten um die Ecke hat. 

Ziehen oder aussetzen? Doekhi wäre nicht der erste Union-Spieler, der vor diesem Dilemma stünde und das Potenzial des Vereins mit seinen eigenen Ambitionen abwägen musste. Insofern steht seine Personalie in gewisser Weise auch für den Scheideweg, an dem der Verein gerade steht.

Wo verortet sich Union nach dem Höhenflug der vergangenen Jahre und den Turbulenzen der vergangenen Monate? Darf man in den kommenden Jahren wieder große Ziele setzen oder muss man sich auf eine eher bescheidene Normalität einstellen? Und was gilt für diesen Verein überhaupt als Normalität? 

Das ist alles noch Zukunftsmusik. Für den Moment, so Doekhi am Mittwoch, sei man voll auf den Abstiegskampf konzentriert: „Sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind im Moment komfortabel, aber es reicht noch nicht. Wir wissen, dass wir weiter Punkte holen müssen. Und ein Heimspiel gegen Werder Bremen ist da eine große Chance für uns.”

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