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Erst mal zu zweit: Talkmasterin Caren Miosga im Gespräch mit dem CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz.

© dpa/Monika Skolimowska

Premiere der neuen Talkshow „Caren Miosga“: Merz sieht CDU „Lichtjahre“ von AfD-Positionen entfernt

Der zentrale Gast der Premierensendung des neuen ARD-Talks von und mit Caren Miosga war CDU-Chef Friedrich Merz. Doch dessen Partei war weniger Thema als die AfD.

Zu „Anne Will“ wollte Friedrich Merz nie kommen. Bei „Caren Miosga“ ist der CDU-Bundesvorsitzende schon in der Premiere erschienen. Merz wird nicht falsch kalkuliert haben, dass die Nachfolgesendung zu „Anne Will“ auf besonderes Interesse beim Publikum stoßen wird.

Vielleicht hat ihn auch das Konzept der neuen ARD-Talkshow angezogen. Die ersten 30 Minuten waren ein Zweiergespräch zwischen der Moderatorin Caren Miosga und ihm, sprich: kein politischer Widerpart weit und breit am runden Tisch in Berlin-Adlershof.

Miosga hatte auf ihren Notizzetteln einen opulenten Fragenkatalog aufgeschrieben, um das Thema „Merz richtet die CDU neu aus – wird Deutschlands Zukunft konservativ?“ ad personam zu behandeln.

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Ausgangspunkt waren, wie auch anders an diesem Sonntag, die beeindruckenden Demonstrationen in ganz Deutschland gegen Rechtsextremismus, Nazis und AfD.

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Auch Merz sah darin „ein sehr, sehr ermutigendes Zeichen für die Freiheit“. Und dass hoffentlich jeder zehnte Demonstrant vom Sonntag am Montag in eine demokratische Partei eintreten möge.

Und die AfD, eine Nazi-Partei? Ja, es gebe Nazis in der Partei, sagte Merz. Jedoch dürfe man „die Wähler der AfD nicht beschimpfen“.

Der CDU-Chef sah in dieser Position einen angemessenen Umgang seiner Partei mit der selbst ernannten Alternative für Deutschland.

Verblüffender Merz-Moment mit Schreibtischlampe

Und während Merz seine Vorstellungen ausbreitete, packte Miosga – gekleidet in Hose, Bluse und Stiefeletten – eine schwarze Schreibtischlampe auf den Tisch, wie sie vor Jahrzehnten auf deutschen Büroschreibtischen gestanden hat.

Geschafft! Caren Miosga hat ihre Premiere absolviert.

© IMAGO/dts Nachrichtenagentur/IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Mittels Requisit sollte auf Merz’ Herkunft aus dem tiefschwarzen Hochsauerland angespielt werden – vielleicht auch auf sein Alter. Der CDU-Chef ist 68 Jahre alt.

Es ging hinein in die Politiker-Biografie, dabei fehlte auch nicht das Best-of seiner Sprüche wie jener von den „kleinen Paschas“.

Merz blieb durchwegs freundlich, korrigierte dieses und jenes Detail, sah sich nicht über den Rand seiner Contenance hinaus herausgefordert.

Miosgas gewinnbringender Talkansatz

Was erkennbar wurde: Miosga will vermittels Konzept, Einladungspolitik und Gesprächsführung in ihrer Talkshow einen anderen Stil pflegen, sie möchte nicht den Krawall provozieren, sondern ein intensives Gespräch führen.

Manch einer mag daran ein Ausweichen, die Simulation einer friedlich gestimmten Gesellschaft erkennen. Tatsächlich ist diese Art und Weise einer Talkshow gewinnbringend, wenn im Gegenüber nicht der Feind, sondern nur der Andersmeinende gesehen wird. Es braucht in diesen Zeiten mehr Abregung als Aufregung.

Caren Miosga könnte mit ihrer intelligenten Zuwendungstaktik mehr Erkenntnis gewinnen als mit jeder verbalen Erpressung. Sie kann maliziös lächeln, was die Kamera gerne zeigte, aber sie wollte Friedrich Merz nicht an den Lügendetektor anschließen. Und hat sie wirklich eine Antwort auf die Frage erwartet, wer nun Kanzlerkandidat der Union wird?

Soziologe kritisiert „Inkompetenzunterstellung“ im deutschen Politikbetrieb

Das Konzept der Sendung sieht eine Zweiteilung vor: Nach der Hälfte setzten sich die Journalistin Anne Hähnig und Soziologe Armin Nassehi mit an den Tisch.

Mit Hähnig, die das „Zeit“-Büro in Leipzig leitet, sollte das Agieren der Merz-CDU im Osten Deutschlands in den Fokus genommen werden.

Sie berichtete, dass drei Viertel der AfD-Wähler für die Partei stimmen würden, auch wenn sie extremistisch sei. Und betonte, dass es der CDU nichts nützen würde, wenn sie AfD-Positionen übernehmen würde.

Die Temperatur stieg, das Studiopublikum meldete sich an dieser und jener Stelle mit Applaus und Merz pochte darauf, dass seine Partei „Lichtjahre“ von AfD-Positionen entfernt sei.

Nassehi gab zu Protokoll, wie sehr es der AfD nutze, wenn sich die (Regierungs-)Parteien in gegenseitiger „Inkompetenzunterstellung“ übten.

Miosga: In der Ruhe liegt erstaunlich viel Kraft

Was in der ersten Hälfte von „Caren Miosga“ vornehmlich personalisiert wurde, gewann in den zweiten 30 Minuten durch Erfahrungsberichte und Analysen an notwendiger Erweiterung: die Frage, ob es ein Gegenmittel, ja ein Gegengift gegen diese AfD gibt, wo eben auch die Erkenntnis gilt, dass bei dieser Frage genug Angst für alle da ist.

Die Antworten in der Talkrunde wie die beeindruckenden Demonstrationen machten Hoffnung, dass den Demokraten nicht bange sein muss.

Und es zeigte sich über die 60 Minuten, dass das Aufeinander von Gespräch und Debatte bei „Caren Miosga“ nicht in ein Gegeneinander laufen muss. In der Ruhe liegt erstaunlich viel Kraft. Somit sind „Caren Miosga“ und Caren Miosga erfolgreich gestartet. Mit einer respektablen Quote von 4,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern.

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