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Moderatorin Caren Miosga im Studio.

© dpa/Jonas Walzberg/Bearbeitung Tagesspiegel

Sonntagabend ohne Anne Will: Was ändert sich im TV-Talk mit Caren Miosga?

Am Sonntag startet Caren Miosga die neue Polit-Talksendung. Einiges wird anders als bei ihrer Vorgängerin Anne Will. Drei Experten geben ihre Einschätzung.

Am Sonntag startet Anne-Will-Nachfolgerin Caren Miosga ihren TV-Talk mit CDU-Chef Friedrich Merz als erstem Gast. Die 54 Jahre alte Miosga kündigte an, dass ihre Sendung „Caren Miosga“ live ausgestrahlt werde. 

Was wird sich noch ändern? Drei Fachleute äußern sich. Alle Folgen unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.


Ein Publikum im Studio lässt nichts Gutes erwarten

Während der Corona-Pandemie mussten Talkshows ohne applaudierende Gäste auskommen, Anne Will und Markus Lanz haben es dann auch später dabei belassen. Wie wohltuend das war! Kein Gejohle, kein Daumen rauf oder runter.

Es ist ohnehin schon genug Show in den TV-Talks. Ohne Präsenzpublikum gibt es bessere Chancen auf ruhige Momente und ein bisschen mehr Konzentration und Nachdenklichkeit. Nun aber hat Caren Miosga angekündigt, die Zuschauer zurück in den Saal zu holen – „als Resonanzraum für das, was auf der Bühne gesagt wird“. Das lässt nichts Gutes erwarten.

Ich schätze Miosga als souveräne Interviewerin, als hartnäckige und zugleich gelassen wirkende Journalistin – aber es wird auch für sie keine leichte Aufgabe sein, den notwendigen Ernst und die notwendige Sachlichkeit in die Runde zu bringen.

Zuschauer, die mit ihrem Beifall einen Söder, Merz oder Scholz anfeuern, wirken eher kontraproduktiv. „Bei uns bleiben die Claqueure draußen“, hat Miosga versprochen. Ich bin gespannt, wie gut das gelingt.


Keine Doublette von Anne Will

Caren Miosga will kein Double von Anne Will sein, „Caren Miosga“ soll keine Doublette von „Anne Will“ werden. Also hat man die Lounge-Sessel aus dem Studio in Berlin-Adlershof weggeräumt, die Gäste der Diskussion werden künftig an einem Tisch platziert.

Die ARD-Sendung der früheren „Tagesthemen“-Moderatorin Miosga setzt auf eine geteilte Dramaturgie: Gestartet wird mit einem Zweier-Gespräch, dann folgt der Talk im Rund. Mit dem Risiko, dass beide Teile gegeneinander bewertet werden.

Bei den Themen gab die 54-jährige Journalistin keine Vorlieben zu erkennen, auf der Einladungsliste sollen sich gerne Wirtschaftsbosse finden und können auch AfD-Vertreter auftauchen – Rechtsradikale wie Björn Höcke sind aber ausgeschlossen.

Überhaupt sollen die 60 Live-Minuten nicht über die Ufer treten, Miosga will mehr ein Gesprächs- denn ein Diskussionsformat ins Werk setzen. Im besten Fall gelingt „Caren Miosga“ mehr als eine Fortsetzung, sprich eine Revitalisierung des Fernsehformats Talk.

Der Ehrgeiz dafür scheint vorhanden zu sein. Schau mer mal, dann sehn mer schon – am Sonntag ab 21 Uhr 45 im Ersten.


Einladungen an Rechtspopulisten bergen Gefahr

Caren Miosga wird Menschen in ihr Studio einladen, die bei Anne Will seit langem nicht mehr willkommen waren: Zuschauer und AfD-Politiker. Erstere passen nicht recht zu Miosgas erklärtem Plan, „echte Gespräche“ statt „reine Debatten“ auf die Bühne zu bringen und Politiker ihr Medientraining vergessen zu lassen – groß stören dürften sie allerdings auch nicht.

Von der AfD kann man das nicht behaupten, generell, und auch in einer Show auf dem beliebtesten Talk-Sendeplatz mit zuletzt durchschnittlich knapp drei Millionen Zuschauern. Ob man die Parteivertreter gerade deshalb einladen sollte, lässt sich debattieren.

Der fromme Wunsch, Rechtspopulisten öffentlich im Gespräch zu entzaubern, ging jedenfalls schon oft nach hinten los, zumal in einer Medienlandschaft, die auch aus dem Zusammenhang gerissene Clips auf X und Co. einschließt.

Die Grenzen des Sagbaren werden sich in diesem Superwahljahr voraussichtlich weiter nach rechts verschieben. Wenn sie nicht höllisch aufpasst, könnte auch Caren Miosga dazu beitragen.

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