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Die Fensterscheibe eines Geschäfts ist zerbrochen. Nach einer Demonstration gegen Geflüchtete und Migranten hat es am Freitagabend in der zyprischen Hafenstadt Limassol schwere Ausschreitungen gegeben.

© dpa/Kostas Pikoulas

Update

Nach schweren Ausschreitungen gegen Migranten: Hunderte demonstrieren gegen Rassismus in Zypern

In der Hafenstadt Limassol gingen am Samstagabend Hunderte Menschen gegen Faschismus und Rassismus auf die Straße. Zuvor wurden nach einer rechten Demonstration Migranten angegriffen und verletzt.

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Einen Tag nach Attacken gegen Migranten und Flüchtlinge sind am Samstagabend in der zyprischen Hafenstadt Limassol Hunderte Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen Faschismus und Rassismus zu demonstrieren. „Zerschlagt den Faschismus - in Limassol und überall“, skandierten die Demonstranten. Die Demonstration verlief nach Angaben der Polizei friedlich, berichtete der zyprische Rundfunk (RIK) am Sonntag.

Nach einer Demonstration gegen Geflüchtete und Migranten hat es am Freitagabend in der zyprischen Hafenstadt Limassol schwere Ausschreitungen gegeben. Rund 350 Vermummte griffen Geschäfte von Migranten und die Menschen selbst an, warfen Brandsätze und Steine und zündeten Mülltonnen an, wie die Zeitung „Cyprus Times“ am Samstag berichtete. Der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis zeigte sich entrüstet.

Die Polizei setzte Tränengas ein, fünf Menschen wurden verletzt, es gab 13 Festnahmen. Bei den Vermummten soll es sich Medienberichten zufolge um Rechtsextreme handeln. Bereits am vergangenen Wochenende hatten Rechtsextreme in der Kleinstadt Chloraka Migranten angegriffen.

„Pogromartige Zustände“

Nikos Christodoulidis, Präsident von Zypern, sagte zu Beginn einer Krisensitzung am Samstagvormittag, dass er sich wegen der Vorfälle schäme. Bei dem Treffen waren auch der Innenminister, die Justizministerin, der Zivilschutz, die Polizei und die Feuerwehr dabei. „Aber auch diejenigen sollten sich schämen, die dafür verantwortlich sind.“ Damit meinte er sowohl die Organisatoren der Demonstration als auch die Polizei und die zuständigen Minister. Ihnen allen hielt er vor: „Es kann nicht sein, dass der Staat seine Bürger und Fremde nicht schützen kann.“

Die Vermummten hatten nach Medienberichten „Migranten raus aus Zypern“ skandiert. Ein Journalist, der über die Ausschreitungen berichtete, sagte, die Vermummten hätten Ausländer angegriffen, die wiederum von anderen Zyprern Hilfe erhielten, um sich in Sicherheit zu bringen. „Die Polizei war nicht fähig, die Bürger und Journalisten zu schützen.“ Auch ein TV-Team wurde von den Vermummten angegriffen. Zyprische Medien beklagten „pogromartige Zustände“.

Laut zyprischem Innenministerium machen Geflüchtete und Migranten mittlerweile sechs Prozent der Bevölkerung aus. Die kleine Inselrepublik verzeichnet außerdem gemessen an der Bevölkerungszahl mit Abstand die meisten Asylanträge pro Jahr in der EU. Die Notaufnahmelager für Geflüchtete sind überfüllt, vielerorts haben sich Ghettos gebildet, wo die Menschen in Armut leben. Diese Zustände dienen Ultrarechten als Anlass für die Ausschreitungen.

Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit 1974 geteilt. Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht und Regelwerk gelten nur im Südteil der Insel. Zyprische Regierungen haben in den vergangenen Jahren immer wieder beklagt, dass Migranten aus der Türkei legal nach Nordzypern reisen und von dort über die grüne Grenze nach Südzypern und damit in die EU gelangen. (dpa)

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