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Dong Xuan Center, Herzbergstrasse, Lichtenberg, Berlin

© Imago/JOKO

Update

Streit im Dong Xuan Center in Berlin-Lichtenberg: Männer gehen mit Messer, Macheten und Holzlatten aufeinander los

Am Freitag eskalierte ein Streit im Großmarkt an der Herzbergstraße. Die Kontrahenten gingen mit Messern, Macheten und Holzlatten aufeinander los. Fünf Verletzte kamen ins Krankenhaus.

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Bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung in Berlin-Lichtenberg sind drei Menschen lebensbedrohlich und zwei weitere schwer verletzt worden. Das teilte ein Sprecher der Berliner Polizei am Sonnabend mit. Am Sonntag waren Hintergründe weiter unklar. Es fehlten bislang die Erkenntnisse darüber, warum die beiden Gruppen in Streit geraten waren, hieß es von der Polizei. 

Im asiatischen Großmarkt „Dong Xuan Center“ an der Herzbergstraße wurden am Freitagabend drei Männer bei der Auseinandersetzung lebensbedrohlich verletzt. Die 35-, 36- und 37-Jährigen mussten notoperiert werden, wie die Polizei am Sonnabend mitteilte. Danach waren sie außer Lebensgefahr. Ein weiterer Mann (36) erlitt „zahlreiche Schnittverletzungen“ und musste ebenfalls in einem Krankenhaus behandelt werden. Zunächst hatte die Polizei von insgesamt fünf Verletzten gesprochen.

Die Polizei ermittelte einen 36-Jährigen als Tatverdächtigen. Die Kriminalpolizei fahndet nach weiteren Tätern. Den Angaben nach war eine mehrköpfige Gruppe auf eine weitere Gruppe auf dem Gelände des vietnamesischen Großmarktes zugegangen. Die beiden Gruppen gerieten in Streit und griffen sich gegenseitig an.

Die Kontrahenten gingen mit Macheten, Messern und Holzlatten aufeinander los. Nach der Auseinandersetzung seien mehrere Menschen geflüchtet. Zum Grund des Streits hatte die Polizei keine Erkenntnisse, wie ein Polizeisprecher am Mittag sagte. 

„Der Vorfall zeigt, dass es auch jenseits der sehr öffentlichkeitswirksam agierenden Clans durchaus Gruppen in unserer Stadt gibt, die mit Waffen aufeinander losgehen“, sagt Stephan Weh, Berliner Landeschef der Gewerkschaft der Polizei. Das Dong Xuan Center spiele nicht selten eine Rolle für international agierende Schleuserbanden und Menschenhändler. Es gelte als zentraler Drogen-Hotspot für die vietnamesische Community.

„Dong Xuan Center“ wird zentrale Rolle bei Menschenhandel zugeschrieben

Ins Dong Xuan Center muss die Polizei immer wieder ausrücken: Im April 2023 wurde ein 28-Jähriger mutmaßlich nach einem Streit angegriffen. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Der Täter konnte fliehen. Im März 2023 wurde Anklage gegen einen 24-jährigen Drogenhändler und zwei Komplizen wegen erpresserischen Menschenraubs und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Dabei ging es um sechs Kilo Ketamin, die ein Drogenkurier im Lichtenberger Dong Xuan Center abgeben sollte. Anfang März 2023 durchsuchte die Polizei das Center wegen gefälschter Markenprodukte.

Laut Bundeskriminalamt gilt Berlin an sich schon als „Dreh- und Angelpunkt“ vietnamesischer Menschenhändler in Westeuropa – wobei das „Dong Xuan Center“ von zentraler Bedeutung sei. So sollen dort den Angaben nach eingeschleuste Menschen die vermeintlichen Kosten für ihre Schleusung abarbeiten – dabei handele es sich oft um mehrere Tausend Euro. Sie arbeiten illegal in Nagel- und Massagesalons, in Restaurants der Fleisch- oder Schlachtindustrie sowie der Textil- und Reinigungsbranche. Es besteht auch der Verdacht auf Zwangsprostitution. Die Polizei führte deshalb in der Vergangenheit bereits Razzien durch.

Erst am Mittwoch hatten 110 Polizisten mehrere Adressen und Wohnungen einer fünfköpfigen Schleuserbande durchsucht. Die Angehörigen der Bande sollen Personen aus Vietnam zur Arbeitsausbeutung nach Berlin gebracht haben.

Das „Dong Xuan Center“ mit etwa 350 Geschäften besteht aus mehreren großen Hallen mit jeweils Dutzenden Läden, die vor allem von Vietnamesen betrieben und besucht werden. Neben Dienstleistungen werden dort vor allem Kleidung, Spielzeug und Elektronikartikel verkauft. (Tsp/dpa)

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