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Gideon Joffe, der alte und vorerst neue Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlins.

© dpa/Christophe Gateau

Nach Kritik an Raed Saleh: Mitglieder der Jüdischen Gemeinde fordern Rücktritt des Vorsitzenden Gideon Joffe

Der Schock über den Hamas-Angriff auf Israel hat den Zwist in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in den vergangenen Wochen überdeckt. Erledigt ist er aber nicht.

Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu Berlin drängen den Vorsitzenden Gideon Joffe zum Rücktritt. Anlass ist Joffes Führung der Gemeinde nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober und seine Kritik an SPD-Landeschef Raed Saleh.

Man fordere Joffes „Rücktritt von allen Ämtern, die er in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin rechtmäßig oder unrechtmäßig bekleidet“, erklärte das Oppositionsbündnis Tikkun auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Damit ist an erster Stelle sein Amt als Vorstandsvorsitzender gemeint.“

Tikkun hatte die Rechtmäßigkeit von Joffes Wiederwahl im September angezweifelt und sie gerichtlich angefochten. Die Entscheidung steht nach Angaben der Gruppe noch aus. Nach dem Hamas-Angriff auf Israel habe man keine öffentliche Kritik mehr geübt, weil der Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft an erster Stelle stehe, erklärte Tikkun. Leider könne von einer starken Gemeinschaft in Berlin keine Rede sein.

„Aus unserer Sicht ist auch die Jüdische Gemeinde zu Berlin um Herrn Dr. Joffe nicht ausreichend für ihre Mitglieder da“, hieß es in einer Stellungnahme auf dpa-Anfrage. „Wir haben bislang keine einenden, heilenden Worte, die alle Gemeindemitglieder ansprechen würden, von Herrn Dr. Joffe wahrnehmen können.“ Vielmehr versuche der Vorsitzende, „die Situation zu instrumentalisieren“, um personelle Änderungen im Kuratorium des Jüdischen Zentrums Synagoge Fraenkelufer zu erreichen.

Joffe hatte vor einigen Tagen SPD-Landeschef Saleh aufgefordert, aus dem Kuratorium zurückzutreten. Joffe warf Saleh vor, den Hamas-Angriff auf Israel nicht eindeutig verurteilt zu haben. Der Verein Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer wies die Aufforderung an Saleh zurück und forderte stattdessen Joffes Rückzug aus dem Kuratorium. Tikkun unterstützt dies.

Zwar habe sich Saleh tatsächlich „nicht eindeutig und laut genug mit einer Stellungnahme zum Terrorakt vom 7. Oktober und dem Krieg der Hamas gegen Israel geäußert“, erklärte Tikkun. „Dass Herr Saleh dennoch mit aller Deutlichkeit an der Realisierung des Projekts ,Synagoge Fraenkelufer' festhält, zeigt, dass ihm an der Sache selbst gelegen ist. Er bekennt sich damit vielmehr klar und offen zu einer Zukunft von Jüdinnen und Juden hier in Berlin, indem er sie mitgestaltet.“

Die Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg war während der NS-Zeit bis auf einen Seitenflügel zerstört worden. Am Ort des früheren Hauptgebäudes soll ein jüdisches Zentrum entstehen, als Raum für die wachsende jüdische Gemeinde, aber auch als Zeichen der Toleranz.

(dpa)

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