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„Haus Zenner“ steht in Großbuchstaben auf dem Dach des historischen Gebäudes am Treptower Park.

© dpa/Paul Zinken

Update

Antisemitismusvorwurf gegen Berliner Club: Zenner lehnt jüdische Party ab – und entschuldigt sich

„Unglaublich, dass ihr einen jüdischen Karneval feiern wollt“: Mit diesen Worten lehnte der Club Zenner eine jüdische Partyreihe ab. Nun rudern die Betreiber zurück.

| Update:

Der Berliner Club Zenner im Treptower Park hat sich nach Antisemitismusvorwürfen bei der jüdischen Techno-Partyreihe „Karneval de Purim“ entschuldigt und seine Entscheidung, keine Veranstaltung der Gruppe in den eigenen Räumlichkeiten durchführen zu wollen, zurückgenommen.

„Wir möchten uns für die klar als antisemitisch zu bewertende Aussage in der Email unseres Mitarbeiters entschuldigen!“, teilte der Club in einem Statement mit. Es werde einen internen Aufarbeitungsprozess des Vorfalls geben.

Zugleich habe man den Veranstaltern angeboten, ihre Party „Karneval de Purim“ nun doch im Zenner stattfinden zu lassen. Den potenziellen Gewinn dieses Abends wolle man als Wiedergutmachung spenden.

Party-Crew wirft Zenner Antisemitismus vor

Das Geld solle in diesem Fall einer Beratungsstelle für Antisemitismusfälle und der Gruppe „Standing together“ zugutekommen, in der sich Israelis und Palästinenser gemeinsam für Frieden im Nahen Osten einsetzen. „Die Entscheidung, ob das Angebot angenommen wird, liegt natürlich allein bei dem Karneval de Purim-Team“, schrieben die Club-Betreiber.

Ich finde es unglaublich, dass ihr in der gegenwärtigen Lage einen jüdischen Karneval feiern wollt. Nichts Persönliches, aber nicht im Zenner.

Aus der E-Mail eines Mitarbeiter des Clubs Zenner an die Veranstalter der jüdischen Techno-Party „Karneval de Purim“

Die Partyreihe findet jährlich anlässlich des jüdischen Karnevalsfestes am 6. und 7. März statt. Am Freitag hatten die Veranstalter auf ihren Social-Media-Kanälen eine Antwort des Zenner auf eine Anfrage, die Feier in den Räumlichkeiten im Treptower Park stattfinden zu lassen, veröffentlicht.

Ein Mitarbeiter des Zenner schreibt darin: „Ich finde es unglaublich, dass ihr in der gegenwärtigen Lage einen jüdischen Karneval feiern wollt. Nichts Persönliches, aber nicht im Zenner.“

In den sozialen Medien werteten viele diese Äußerungen als antisemitisch. „Das derzeitige politische Klima weckt alle Dämonen und lässt jene, die sich sonst als weltoffen und inklusiv präsentieren, ihr antisemitisches Selbst zeigen“, schrieb „Karneval de Purim“ selbst in einem Statement als Reaktion auf die Ablehnung. Es sei ein klarer Versuch, „Juden aus dem öffentlichen Leben zu vertreiben“.

Beim Zenner führte dies schnell zum Umdenken. Den Fehler räumte man ein. „Wir sehen hier unsere Verantwortung für das Handeln unseres Mitarbeiters und haben uns für eine begleitende Beratung entschieden, um den Vorfall verantwortungsvoll und nachhaltig aufzuarbeiten, Fehler zu erkennen und in Zukunft zu vermeiden“, schreiben die Clubbetreiber.

Das Team hinter dem „Karneval de Purim“ meldete sich daraufhin am Sonntag erneut zu Wort und nahm die Entschuldigung der Zenner-Betreiber an. Zugleich kritisierten die Veranstalter das Zenner-Management erneut: „Wir glauben nicht, dass man eine Beratungsagentur oder acht Tage Zeit braucht, um das antisemitische Verhalten eines leitenden Angestellten zu erkennen. Zugleich lehnte die Crew das Angebot ab, die Party nun doch im Zenner auszurichten.“

In der Zwischenzeit haben sich laut „Karneval de Purim“ mehrere andere Clubs wie die Anomalie, About Blank und Birgit bei den Veranstaltern gemeldet und angeboten, die Party in deren Räumen stattfinden zu lassen. Ob es dazu kommt, ist jedoch nicht sicher. Es sei unklar, ob die Party „im gegenwärtigen politischen Klima“ überhaupt stattfinden kann, erklärte das Team.

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