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Vielseitig interessierter Redner. Nach seinem Auftritt in Amsterdam schaute sich Barack Obama Tulpenfelder an.

© Pascal Kerouche

Barack Obama in Berlin: „Wer weiß, wann man den mal wiedersieht“

Schon vor dem Auftritt des früheren US-Präsidenten ging es in der Mercedes-Benz-Arena um die Rettung der Zukunft. Und Obama sagt, er setzt seine Hoffnung in die nächste Generation.

Was ihm Hoffnung gibt? Ganz am Ende des Abends, als die Veranstaltung in der Mercedes-Benz-Arena eigentlich schon zu Ende gegangen ist, gibt Barack Obama eine klare Antwort auf die Frage: „Die nächste Generation!“

Sie zu ermächtigen, Institutionen so zu erneuern, dass sie funktionieren, ist eine große Aufgabe seiner Stiftungen, für die er rund um die Welt reist, damit sie mit den notwendigen Mitteln ausgestattet werden können.

Repräsentanten der Stiftung in Deutschland hatte er tagsüber bereits getroffen. Die Dramaturgie des spannenden Abends mit dem früheren US-Präsidenten ist voller tiefer Einsichten und Impulse. Zunächst wird deutlich, wie viel zu tun bleibt, bis in Deutschland die Bildungspolitik so funktioniert, dass sich ernsthaft etwas zum Besseren ändert.

Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt prangert in einer vor Obamas Auftritt von Klaas Heufer-Umlauf moderierten Diskussion an, dass Deutschland im internationalen Vergleich „total schlecht“ dastehe: „Wir reden seit Jahren von dem Märchen ‚Aufstieg durch Bildung‘ und sind nicht in der Lage, das zu organisieren.“

Gute Erfahrungen mit der Zivilgesellschaft. Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal.
Gute Erfahrungen mit der Zivilgesellschaft. Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal.

© Imago/Jürgen Heinrich

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Allmendinger, sieht eine veritable Gefahr für den Wohlstand, wenn man 20 Prozent der Jugendlichen einfach links liegen lasse. „Kinder brauchen Zuspruch, Motivation, Inspiration“, konstatiert der Musiker Fetsum Sebhat: „So öffnen wir ihnen die Welt.“

Der Sohn eritreischer Flüchtlinge kämpft mit seinem PxP-Musikfestival dafür, dass die Welt für Kinder und Jugendliche gerechter wird.

Die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal, Kind einer jesidischen Großfamilie, berichtet, dass sie Unterstützung vor allem durch Nachbarn und Lehrer erfahren hat, weil die Zivilgesellschaft so viel weiter sei als die Politik.

Vorbilder dringend gesucht

Mo Asumang, die zu den ersten afrodeutschen Frauen im deutschen Fernsehen gehörte, betont die Bedeutung von Vorbildern für Kinder mit Migrationshintergrund.

Am Ende steht der leidenschaftliche Appell, einen Aufstand zu machen für bessere Bildung, der in seiner Dringlichkeit ein bisschen an die Klimabewegung erinnert.

Nigel Kennedy und die Barack-Obama-Suite

Der britische Violinist Nigel Kennedy, nach Cassandra Steen der zweite Musik-Act des Abends, hat zwischen Stücken von Bach und John Coltrane eine eigene, aber unvollendete Barack-Obama-Suite mitgebracht mit Variationen rund um die amerikanische Nationalhymne.

Geduldig warten die Zuschauer auf den Star des Abends. Die 22-jährige Studentin Joelle Luder ist gekommen, weil sie die unmittelbare persönliche Ausstrahlung des früheren Präsidenten interessiert.

Seine Rhetorik wollen Holger und Sabine Schreiber erleben: „Er hat so eine gewisse Aura.“ „Wer weiß, wann man den mal wiedersieht“, sagt Patrick Tiedemann aus Hamburg. Viele haben sich von der Autobiografie zum Besuch des Abends inspirieren lassen.

Betsy, die Tulpenfarmerin

Obama beginnt nach gut amerikanischer Art mit Anekdoten, erzählt von der Tulpenfarmerin Betsy in den Niederlanden, die sich gefreut habe, ihm ihre Blumenfelder zu zeigen, „weil ich Bruce Springsteen kenne“.

Er spricht dann sehr klar über die Kunst, gut zu führen, und wagt die These, dass sich viele Probleme von selbst lösen würden, wenn man die Welt nur mal für zwei Jahre in die Hände von Frauen gäbe. Amüsierten Zwischenbeifall gibt es für die Anmerkung, Männer seien sozialisiert zu glauben, dass alles, was sie sagen, wichtig ist.

Zu viele junge Leute glauben, dass alles wahr ist, was sie auf TikTok sehen.

Barack Obama

Für ihn gehört zu den drängenden Bildungsthemen auch, dass die Jugend lernt, die Medien zu beherrschen: „Zu viele junge Leute glauben, dass alles wahr ist, was sie auf TikTok sehen.“

Auch ist er überzeugt, dass dringend investiert werden müsse in neue Formen von Journalismus. Das passt zum Anlass des Abends, den Anja Wehler-Schöck, Ressortleiterin Internationales beim Tagesspiegel, eingangs genannt hat.

5000
Euro mussten Paare bezahlen, die sich mit Obama fotografieren lassen wollten.

Der internationale Tag der Pressefreiheit sei ein besonderer Anlass, der mit einem besonderen Ereignis begangen werden solle: „Qualitätsjournalismus ist eine tragende Säule der Demokratie.“

In die kann man hier auf vielfältige Weise investieren. Einige Paare haben an diesem Mittwochabend besondere Sorgfalt auf ihr Outfit verwendet, weil sie 5000 Euro für ein gemeinsames Foto mit Barack Obama bezahlt haben.

Die 50 Foto-Optionen, die es gab, waren nach Angaben der Veranstalter in weniger als einer Stunde ausverkauft. Auch dieses Geld soll in die Stiftungen fließen, die junge Menschen befähigen, eine bessere Zukunft zu gestalten.

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