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Novak Djokovic musste in Indian Wells schon nach Runde drei seine Taschen packen.

© Getty Images via AFP/Matthew Stockman

„Wirklich, wirklich schlecht“ in Indian Wells: Wer Djokovic jetzt abschreibt, ist viel zu früh dran

Der Serbe verliert in Indian Wells überraschend gegen einen krassen Außenseiter. Überbewerten sollte man diese Niederlage aber besser nicht.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

War es das jetzt mit Novak Djokovic? Geht die einzigartige Karriere des serbischen Tennisstars vielleicht doch langsam ihrem Ende entgegen? Im Januar hat er bei den Australian Open – seinem erklärten Lieblingsturnier – erstmals überhaupt ein Halbfinale verloren. Nun, bei seinem nächsten Turnierauftritt, war in Indian Wells schon in der 3. Runde Schluss. Nach dem 4:6, 6:3, 3:6 gegen den Weltranglisten-123., Luca Nardi aus Italien, sagte Djokovic selbst: „Mein Niveau war wirklich, wirklich schlecht.“

In zwei Monaten wird der Rekordsieger bei Grand-Slam-Turnieren 37 Jahre alt, ewig kann selbst Djokovic seine Karriere nicht mehr auf höchstem Niveau fortsetzen. Und die Konkurrenz wittert mit jeder neuen Niederlage Morgenluft. Im Moment wirkt der Südtiroler Jannik Sinner wie der Spieler, den es zu schlagen gilt, und nicht die Nummer eins Novak Djokovic.

Stopp und Rückblende! Im vergangenen Sommer verlor Djokovic im Finale von Wimbledon gegen Carlos Alcaraz. Danach wurde der junge Spanier schon zum neuen Überspieler ernannt und darüber philosophiert, ob er in Sachen Grand-Slam-Titel irgendwann in die Sphären von Roger Federer, Rafael Nadal oder gar Djokovic vordringen könne.

Alcaraz hat seither keinen Titel mehr gewonnen, Djokovic hingegen dominierte das restliche Tennisjahr 2023 mit Siegen bei den US Open, zwei Masters-Turnieren und den ATP-Finals. Bis zum Spiel gegen Nardi jetzt in Kalifornien konnte ihn einzig Sinner bezwingen – die anderen 29 Matches seit Wimbledon im Juli hatte Djokovic allesamt gewonnen.

Luca Nardi konnte sein Glück nach dem Erfolg gegen Novak Djokovic kaum fassen.
Luca Nardi konnte sein Glück nach dem Erfolg gegen Novak Djokovic kaum fassen.

© Getty Images via AFP/Matthew Stockman

Vermutlich würde es ihn nur noch zusätzlich motivieren, wenn ihm jetzt mal wieder die Götterdämmerung prophezeit wird. Es wäre in seinem Falle schließlich nicht das erste Mal. Djokovic ist aktuell nicht verletzt, er ist eben nur nicht in Bestform. Dass er nun erstmals seit Urzeiten gegen einen Spieler jenseits der Top 50 verloren hat, klingt spektakulärer als es ist.

Bis zu den French Open in Paris hat Djokovic noch viel Zeit, das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres genießt für ihn auf seiner Rekordjagd höhere Priorität als alles, was bis dahin passiert. Dass er in Roland Garros wie jetzt in Indian Wells beinahe ohne Matchpraxis aufschlägt, ist nicht zu erwarten.

Und deswegen ist die Niederlage gegen Luca Nardi – so sensationell sie auch anmuten mag – nichts weiter als ein Betriebsunfall. Novak Djokovic wird das richtig einzuschätzen wissen und es anderen überlassen, sich darüber aufgeregte Gedanken zu machen. Denn läuft es so wie schon so oft in seiner Karriere, wird er in Paris wieder der Spieler sein, den alle schlagen wollen und es am Ende womöglich doch nicht geschafft haben.

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