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Gute Haltung. Joao Cancelo ist mehr als ein Außenverteidiger.

© IMAGO/Revierfoto

Wie Joao Cancelo das Spiel des FC Bayern bereichert: Der Spielmacher von der Außenbahn

Am Ende der Transferperiode hat Bayern München Joao Cancelo aus Manchester ausgeliehen. Der Portugiese hat sich als Bereicherung erwiesen und wird auch gegen Paris gefragt sein.

Für Joao Cancelo war der Arbeitstag am Wochenende bereits nach einer Stunde beendet. Julian Nagelsmann holte den neuen Außenverteidiger des FC Bayern München vorzeitig vom Feld und ersetzte ihn durch Kingsley Coman. Was auf den ersten Blick wie ein Misstrauensvotum gegen Cancelos Leistung hätte wirken können, war in Wirklichkeit Ausdruck der hohen Wertschätzung, die der Portugiese bei seinem Trainer genießt.

Die Bayern führten 1:0 gegen Bochum, allzu hoch würden sie gegen den Abstiegskandidaten vermutlich nicht mehr verlieren, und bis zum Spiel der Spiele (Stand heute) waren es nur noch drei Tage. „Seit der Auslosung schwirrt dieses Spiel ja so ein bisschen um uns herum“, sagte Bayerns Mittelfeldspieler Leon Goretzka über die Partie bei Paris Saint-Germain. An diesem Dienstag (21 Uhr, Prime Video) ist es nun endlich so weit.

Joao Cancelo wird gegen PSG im Achtelfinale der Champions League dringender gebraucht als gegen den VfL Bochum. „Er wird uns guttun. Er spielt gerne immer und hat gerne einen großen Einfluss auf den Erfolg“, hat Nagelsmann bei der Vorstellung des portugiesischen Nationalspielers gesagt, den die Bayern bis Ende der Saison von Manchester City ausgeliehen haben und den sie anschließend für 70 Millionen Euro fest verpflichten können.

Eine solche Summe wirkt selbst für die Bayern arg utopisch, auch wenn die Entscheidungsträger der Münchner schon nach wenigen Tagen ähnlich über Cancelo denken wie Leon Goretzka, der ihn als „eine absolute Bereicherung“ bezeichnet hat. Als der 28-Jährige kurz vor Ende der Transferperiode zu den Bayern wechselte, hatten sie noch keines ihrer drei Spiele im Jahr 2023 gewonnen. Mit Cancelo lautet die Bilanz: drei Spiele, drei Startelfeinsätze, drei Siege.

Man sieht einfach, dass er weiß, wo der Ball hinmuss, und dass er auch die technischen Fähigkeiten hat, das umzusetzen.

Leon Goretzka über seinen neuen Kollegen Joao Cancelo

Im Pokalspiel gegen Mainz, bei seinem Debüt für die Bayern, bereitete er gleich ein Tor vor. Vier Tage später ließ er gegen Wolfsburg den nächsten Assist folgen, als Coman seine punktgenaue Flanke mit einem wuchtigen Volleyschuss veredelte. Goretzka sprach später von Bällen, „wie ich sie mir eigentlich erträume. Da sieht man einfach, dass er weiß, wo der Ball hinmuss, und dass er auch die technischen Fähigkeiten hat, das umzusetzen.“

Cancelo hat, was den Bayern zu Beginn des Jahres noch fehlte: ein gutes Tempo, einen natürlichen Offensivdrang, eine saubere Passtechnik. Zudem schließt er mit seinen fußballerischen und strategischen Fähigkeiten eine Lücke, die bei den Bayern seit dem Karriereende von Philipp Lahm mal mehr, mal ein bisschen weniger gravierend besteht.

Pep Guardiola hat ihn mit Philipp Lahm verglichen

Die ideale und dauerhafte Lösung, vor allem auf der rechten Seite, haben die Münchner noch nicht gefunden. Zuletzt hat dort Benjamin Pavard gespielt, der sich aber eher in der Innenverteidigung sieht. Wenn Noussair Mazraoui, ein ausgewiesener Spezialist, wieder fit ist, könnte Cancelo auf die linke Seite wechseln, als Alternative zum zuletzt schwächelnden Alphonso Davies.

„Er gibt uns eine sehr gute Kreativität, auch eine Variabilität, weil er sowohl in der Viererkette als auch in der Dreierkette sehr gut spielen kann“, sagt Nagelsmann über Cancelo. Gegen Bochum begann er im 3-5-2 als linker Schienenspieler, nach der Pause wechselte er auf die rechte Seite.

Cancelo ist kein eindimensionaler Außenverteidiger, der stur die Linie rauf- und runterrennt, sondern eher ein verkappter Spielmacher von außen. Der „Guardian“ hat sogar einmal über ihn geschrieben: „Cancelo ist genauso wichtig für City wie Kevin de Bruyne.“ Auch der Vergleich mit Philipp Lahm kommt nicht von ungefähr, zumal er von Cancelos bisherigem Trainer Pep Guardiola stammt.

Wenn man weiß, wie sehr der frühere Bayern-Coach Lahm geschätzt hat, dann erahnt man die fußballerische Wertschätzung, die Guardiola Cancelo entgegenbringt. Menschlich aber ist ihr Verhältnis inzwischen unwiederbringlich zerrüttet, nachdem der stolze Portugiese zu Beginn des Jahres sehr deutlich seinen Unmut über mangelnde Einsatzzeiten zum Ausdruck gebracht hat. Der stolze Katalane Guardiola mag so etwas gar nicht und hat daher zuletzt nur noch von „Mister Cancelo“ gesprochen.

Julian Nagelsmann hingegen schätzt Joao Cancelo als einen Spieler, der „sehr ehrgeizig ist“. Er weiß aber auch, dass er „ungeduldig und emotional werden kann, wenn etwas nicht so läuft, wie er das möchte“. Aktuell erachten sie das bei den Bayern eher als Bereicherung ihres Portfolios. Und nicht als Bedrohung.

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