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Frederik Rönnow zeigte am Dienstag eine fabelhafte Leistung, vor allem hier gegen den Kopfball von Real Madrids Rodrygo.

© AFP/ODD ANDERSEN

Voller Fokus auf den Abstiegskampf: Auf den 1. FC Union wartet der größtmögliche Kontrast

Der 1. FC Union zieht ein ambivalentes Fazit der Champions League. Die Berliner verdienten sich Respekt, waren aber zu „naiv“. Nun warten zwei richtungsweisende Spiele in der Bundesliga.

Während sich neben ihm Pressesprecher Christian Arbeit noch seinen Kopfhörer richtete, legte Nenad Bjelica schon los. Der Trainer des 1. FC Union Berlin brauchte bei der Pressekonferenz nach dem 2:3 im letzten Gruppenspiel der Champions League gegen Real Madrid keine Übersetzung.

Bjelica hat als Spieler sechs Jahre in Albacete, Sevilla und Las Palmas verbracht und auch wenn das mittlerweile rund 30 Jahre her ist, spricht der polyglotte Kroate immer noch ein exzellentes Spanisch. „Real hat nur wenig rotiert, sie haben eine sehr seriöse Partie gespielt. Sie haben uns respektiert“, sagte Bjelica.

Gute Laune vor dem Spiel: Reals Trainer Carlo Ancelotti und Unions Nenad Bjelica.
Gute Laune vor dem Spiel: Reals Trainer Carlo Ancelotti und Unions Nenad Bjelica.

© AFP/ODD ANDERSEN

Respekt hat sich Union in seiner ersten Champions-League-Saison mehrfach verdient, viel Zählbares sprang dabei allerdings nicht heraus. Dementsprechend ambivalent war auch das Fazit der Berliner. Bjelica sprach seiner Mannschaft ein großes Kompliment aus und schloss dabei auch seinen Vorgänger Urs Fischer ein, der Union erst in den größten Vereinswettbewerb der Welt geführt hatte. Die Champions League sei für seine auf diesem Niveau unerfahrenen Spieler jedoch auch eine „Schule“ gewesen.

Was sein Trainer damit meinte, erklärte Rani Khedira etwas ausführlicher. „Es war mehr drin“, sagte der Mittelfeldspieler mit Blick auf die späten Gegentore in beiden Spielen gegen Real und im ersten Duell mit Braga. Diese bitteren Niederlagen und die magere Ausbeute von nur zwei Punkten seien nicht nur mit Pech, sondern auch mit Naivität zu erklären.

Wir hatten schöne Momente für den ganzen Verein und Historisches für die Fans.

Rani Khedira über Unions erste Saison in der Champions League

„Auf diesem Niveau entscheiden Kleinigkeiten und wir haben in diesem Wettbewerb zu viele Fehler gemacht“, sagte Khedira. Zumal die Mannschaft es in Braga trotz Führung und 60-minütiger Überzahl nicht geschafft hat, zu gewinnen. „Dann hast du vielleicht auch nicht mehr verdient.“

Eine einzigartige Erfahrung waren die sechs Spiele dennoch. Rund um das bei den Berliner Fans unbeliebte, aber in allen drei Spielen ausverkaufte Olympiastadion war am Dienstag schon etwas Melancholie zu spüren. Noch ein letztes Mal alles aufsaugen, denn wer weiß, ob man das je wieder erleben wird. Union in der Champions League, es klingt immer noch unwirklich. „Wir hatten schöne Momente für den ganzen Verein und Historisches für die Fans“, sagte Khedira.

Nun kann, nun muss sich Union voll auf den Abstiegskampf in der Bundesliga konzentrieren und dabei wartet gleich ein extremer Kontrast auf die Berliner. Dienstag vor mehr als 70.000 Fans gegen Real Madrid, den erfolgreichsten Fußballverein der Welt, Samstag Kratzen und Beißen im Ruhrstadion gegen den VfL Bochum. „Ich hätte mir gewünscht, weiter in Europa zu spielen“, sagte Bjelica. „Aber jetzt haben wir zwei Spiele gegen direkte Konkurrenten und wir werden alle Kräfte einsetzen, um in der Bundesliga zu bleiben.“

Die Mannschaft wirkt inzwischen wieder mental frischer

Für die Spiele gegen Bochum und vier Tage später gegen den 1. FC Köln will Union trotz der ersten Niederlage unter dem neuen Trainer Selbstvertrauen mitnehmen. „Wir haben gegen Real gesehen, dass wir auch gegen so einen Gegner mithalten können“, sagte Bjelica. Allerdings weiß auch der Kroate, dass auf sein Team nun „komplett andere Spiele“ warten.

Gegen die Spanier mauerte sich Union über weite Strecken mit einer Fünferkette am eigenen Strafraum ein, in der Bundesliga braucht es wieder mehr von dem Mut, der beim 3:1 gegen Gladbach am vergangenen Samstag zu sehen war. Der Trend spricht mittlerweile für Union. Die Mannschaft wirkt nach dem Ende der langen Negativserie mental frischer und das ist auf dem Platz deutlich zu sehen.

In den drei Spielen unter Bjelica erzielte Union sechs Treffer, zuvor waren es mickrige zwei in acht Partien. Gegen Real kehrte Sheraldo Becker nach einmonatiger Verletzungspause zurück, in Bochum dürfte auch der für die Champions League nicht gemeldete Benedict Hollerbach wieder in der Startelf stehen.

„Wenn man sieht, mit welcher Aktivität und Aggressivität wir gegen Gladbach gespielt haben und dass wir heute gegen die beste Vereinsmannschaft aller Zeiten auch teilweise ordentlich ausgesehen haben, sollte das schon Auftrieb geben“, sagte Khedira.

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