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Kevin Volland ließ sich gegen Gladbach auch von einer Platzwunde am Kopf nicht stoppen.

© Imago/Matthias Koch

Tore von Volland, Hollerbach und Kaufmann: Unter Bjelica blühen Unions Sommerzugänge endlich auf

Die schwachen Leistungen der Sommerzugänge galten als ein Grund für die Krise des 1. FC Union Berlin. Nun profitieren vor allem Volland und Hollerbach von Nenad Bjelicas neuem System.

Kevin Volland stand gut gelaunt in den Katakomben des Stadions An der Alten Försterei. Den roten Turban hatte er bereits wieder abgenommen und die blutende Verletzung, die er sich bei einem Zusammenstoß mit Maximilian Wöber in der ersten Hälfte zugezogen hatte, war nur noch zu erahnen. „Der Kopf brummt ein bisschen. Das war die erste Platzwunde meines Lebens, aber es geht schon“, sagte Volland lächelnd nach dem 3:1 seines 1. FC Union Berlin gegen Borussia Mönchengladbach.

Die Negativserie des Champions-League-Teilnehmers ist nach dreieinhalb Monaten endlich vorbei, und am Samstagnachmittag gab es nichts, was die Stimmung in Köpenick trüben konnte. Nicht mal ein Brummschädel. Die Erleichterung war greifbar bei den Berliner Profis.

„Es war eine lange Leidenszeit und fühlt sich jetzt unglaublich gut an“, sagte Rani Khedira. Der Mittelfeldstabilisator kehrte nach seiner Rotsperre zurück und gab der Mannschaft sofort wieder viel Sicherheit. Die große Bühne gehörte gegen Gladbach aber drei seiner Kollegen, die es in den vergangenen Monaten nicht leicht hatten.  

Die Neuzugänge waren bei den diversen Analysen immer wieder als ein wichtiger Grund genannt worden für die unerwartete Krise, die in der Trennung von Urs Fischer kulminierte. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als Spieler wie Sebastian Andersson, Robert Andrich, Marius Bülter, Robin Knoche, Max Kruse oder Kevin Behrens sofort eingeschlagen hatten, taten sich die Sommertransfers sehr schwer.

Es war eine lange Leidenszeit und fühlt sich jetzt unglaublich gut an.

Rani Khedira, 1. FC Union

Außer Robin Gosens zählte unter Fischer kein Neuer wirklich zum Stammpersonal. Alex Kral spielte vor allem während der Verletzungspause von Khedira, Leonardo Bonucci, als Knoche fehlte, der Rest kam nur sporadisch zum Einsatz.

Kevin Volland nimmt eine Schlüsselrolle ein

Doch der Trainerwechsel hat die Hierarchien aufgelockert und neue Chancen eröffnet. Die hat Volland schon unter Interimstrainer Marco Grote gegen Augsburg genutzt – und legte gegen Gladbach die nächste gute Leistung nach. Während er bei Nenad Bjelicas Debüt in Braga noch auf dem rechten Flügel zum Einsatz kam und dort wenig Bindung zum Spiel hatte, rückte er nun auf seine Lieblingsposition. „Ich bin eher eine hängende Spitze, ein Zehner“, sagte Volland. „Und heute hat man schon nach den ersten Minuten gemerkt, dass es sehr gut harmoniert auf dem Platz.“

Das neue System und der veränderte Ansatz kommen Volland, der bis zum Sommer für die AS Monaco spielte, dabei entgegen. Mit hohen Bällen kann Volland nicht sonderlich viel anfangen, er braucht den Ball in den Fuß. Dann kann er Union mit seiner Kreativität und seinem Gespür für Räume die Überraschungsmomente geben, die in den vergangenen Monaten oft fehlten. Im Fußball von Bjelica dürfte Volland eine Schlüsselrolle zukommen.

Diese hatte am Samstag auch Benedict Hollerbach inne. Der 22-Jährige wechselte im Sommer von Wehen Wiesbaden zu Union, spielte unter Fischer aber kaum eine Rolle – auch weil es in dessen 3-5-2 keine klassischen Flügelstürmer gibt. Gegen Gladbach erzielte Hollerbach nicht nur sein erstes Tor für die Berliner, sondern bereitete mit seiner Dribblingstärke über die rechte Seite viele Chancen vor.

Benedict Hollerbach war gegen Gladbach der beste Mann auf dem Platz.
Benedict Hollerbach war gegen Gladbach der beste Mann auf dem Platz.

© imago/Matthias Koch

„Er hat bisher nicht viel gespielt, heute aber ein tolles Spiel gemacht. Er kann Schnelligkeit in unser Spiel bringen“, sagte Bjelica. Da er dazu in seinen Aktionen auch sehr effektiv und gradlinig war, gab es ein Sonderlob von Khedira. „Er hat schnörkellos gespielt, und das geht ihm im Training manchmal ab. Das war ein sehr gutes Spiel von ihm“, sagte der Vizekapitän.  

Mikkel Kaufmann erzielte am Samstag sein erstes Tor für Union - und das kurz nach seiner Einwechslung.
Mikkel Kaufmann erzielte am Samstag sein erstes Tor für Union - und das kurz nach seiner Einwechslung.

© imago/Matthias Koch

Dass mit Mikkel Kaufmann auch ein weiterer Sommerzugang traf, rundete den erlösenden Nachmittag perfekt ab. Der Däne war keine 60 Sekunden auf dem Platz, als er mit einer schönen Einzelleistung das 3:0 erzielte. „Auch Mikkel hatte bisher nicht viele Chancen bekommen, hat sich aber im Training empfohlen“, sagte Bjelica.

Das galt allerdings nicht für den gesamten Kader. David Fofana stand gegen Gladbach gar nicht im Aufgebot, und Bjelica untermauerte, dass die Worte aus seiner ersten Pressekonferenz nicht nur dahergesagt waren. „Wer Leistung bringt, wird in Nenad Bjelica seinen besten Freund haben; wer nicht, wird Probleme bekommen“, hatte der Trainer vor zwei Wochen gesagt.

Am Samstag machte Bjelica deutlich, dass er und Fofana nach der ersten richtigen Trainingswoche noch keine Freunde sind. „Wer alles gibt für den Verein, ist willkommen. David wird auch willkommen sein, wenn er das tut“, sagte Bjelica.

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