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Hertha-Trainer Pal Dardai war sichtlich erregt über den Chancenwucher seines Teams.

© Imago/osnapix/Titgemeyer

Vergebene Chancen gegen Magdeburg: Hertha-Trainer Dardai vermisst den Mut seiner Spieler

Trotz des 3:2 gegen den 1. FC Magdeburg nach einem spektakulären Spiel ärgert sich Dardai über die Abschlussschwäche seiner Mannschaft.

Von Thomas Flehmer, dpa

Auch einen halben Tag nach dem 3:2-Sieg von Hertha BSC gegen den 1. FC Magdeburg war der Zorn von Trainer Pal Dardai über leichtfertig vergebene Chancen noch nicht verraucht. „Es tut weh, um so mehr ich in die Statistik sehe und mir die Spielszenen anschaue“, sagte der 47 Jahre alte Ungar am Samstag vor dem Ersatzspieler-Training. 22 Torschüsse sowie „nochmal 20 vergebene Chancen“ lagen dem Trainer trotz des zweiten Sieges hintereinander nach dem 2:1-Erfolg in Fürth weiterhin im Magen.

Am Vorabend hatte Dardai bereits nach dem Spiel ob der leichtfertig vergebenen Chancen, die beinahe noch den Sieg gekostet hätten, gepoltert. „Jetzt bin ich sauer. So viele Kontermöglichkeiten haben wir und müssen trotzdem zittern“, sagte Dardai in erregtem Ton, „mit diesen Konteraktionen musst du drei Spiele gewinnen. Das war schon letzte Woche so, das ist nicht in Ordnung. Wir haben heute ein bisschen Glück, dass wir nicht 3:3 gespielt haben.“

In der Nachspielzeit hatte der eingewechselte Tatsuya Ito nur die Latte des Berliner Tores getroffen und hätte Herthas insgesamt neunten Saisonsieg noch fast pulverisiert. Zuvor hatten die Offensivkräfte der Gastgeber mit dem schlechten Konterspiel ihren Trainer zur Verzweiflung getrieben.

Dardai zieht den Fasten-Joker

Für den Berliner Coach, der traditionell bis zu seinem Geburtstag Mitte März keinen Alkohol trinkt, zu viel: „Gestern habe ich ein Bier getrunken, wegen meines Herzens. Das Bier hat meine Frau bestellt und hat gesagt: Heute darfst du. Zweimal darf ich während der Abstinenz trinken, gestern habe ich den Joker gezogen.“

Den Knackpunkt für die Kontermisere sieht Dardai im Platzverweis des Magdeburgers Jean Hugonet sowie im darauffolgenden direkt verwandelten Freistoß zur 2:1-Führung durch Palko Dardai begründet. „Es ist psychologisch wieder diese ähnliche Geschichte. Wenn wir führen, will keiner einen Fehler machen“, sagte Dardai, „dann spielen wir nicht mehr so mutig, gestern sogar in Überzahl. Ich habe nicht gespürt, dass wir ein Mann mehr waren.“

Die Konterchancen hätten wir besser ausspielen müssen. Wir hatten ja gefühlt zwanzig Flanken.

Stürmer Haris Tabakovic über die verpassten Gelegenheiten.

Vor allem nicht, nachdem Tobias Müller sechs Minuten nach dem Seitenwechsel zum 2:2 für Magdeburg ausgleichen konnte. Doch dann zeigte sich die Qualität der Berliner, die laut Dardai „keine Ballbesitzmannschaft, sondern eine Umschaltmannschaft“ sei. Matchwinner Fabian Reese, der bereits die Magdeburger 1:0-Führung durch Baris Atik (23.) im ersten Spielabschnitt per Strafstoß (33.) ausgeglichen hatte, verwertete einen Abpraller nach einem Schuss von Stürmerkollege Haris Tabakovic zum siegbringenden 3:2 (59.), ehe dann für Pal Dardai die Leidenszeit der vergebenen Konter begann.

„Die Konterchancen hätten wir besser ausspielen müssen. Wir hatten ja gefühlt zwanzig Flanken“, sagte auch Stürmer Tabakovic. Während der Nationalspieler von Bosnien und Herzegowina nach dem zweiten Sieg in Folge noch nicht auf die Tabelle schauen möchte und anmerkt, dass „vor zwei Wochen noch alles schlecht war“, freut sich Matchwinner Reese über die verbesserte Ausgangslage mit nunmehr 32 Punkten und dem Anschluss an die Top Sieben der Liga: „Zwölf Spiele, zwölf Siege“, gab der erneut als Kapitän aufgelaufene Außenspieler die Losung aus, „dann hören wir vielleicht die Musik noch einmal.“

Der Trainer hingegen hofft, dass sich im Hinblick auf das kommende Auswärtsspiel in Braunschweig am Samstag (13.30 Uhr/Sky) das Lazarett weiter lichtet und „wir nicht mehr über Krankheit reden“ müssen. Und natürlich hofft er auf eine bessere Chancenverwertung in den kommenden Spielen. Denn die Zahl seiner persönlichen Joker bis Mitte März ist aufgebraucht.

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