zum Hauptinhalt
Nenad Bjelica schlägt bei Union Alarm.

© imago/ActionPictures/imago

Unions Niederlage in Augsburg: „Es geht um alles, um die Existenz dieses Vereins“

Mit dem 0:2 in Augsburg hat Union erneut eine Chance verpasst, dem Klassenerhalt näherzukommen. Stattdessen spricht der Trainer wieder davon, die Mannschaft aus seiner Komfortzone reißen zu müssen.

Auf den ersten Blick konnte man fast schon einen Trend erkennen. Am Freitagabend wurde Nenad Bjelica zum zweiten Berliner Fußballtrainer innerhalb von zwei Wochen, der nach scharfer Kritik an den Medien eine Pressekonferenz vorzeitig verließ. So ganz wie Pal Dardai war der Trainer des 1. FC Union dann aber doch nicht aufgetreten. Er ging ja nur, weil er alle Fragen schon beantwortet hatte und zurück nach Berlin reisen musste. Und die Medien fand er nur schlecht, weil sie zu nett waren. 

„Ich werde morgen mit der Mannschaft sprechen”, sagte Bjelica nach dem enttäuschenden 0:2 beim FC Augsburg. „Aber es ist nicht nur die Mannschaft. Mehrere Medien sind sich nicht bewusst, dass wir dick im Abstiegskampf sind. Da lese ich nur von einer Komfortzone, und das ist ein Problem.”

Unrecht hatte er auch nicht. In den letzten Wochen hatte sich tatsächlich eine Art Erleichterung rund um Union eingeschlichen. Nach wichtigen Siegen gegen die TSG Hoffenheim und Werder Bremen lag die Mannschaft Mitte März stolze zehn Punkte vor den direkten Abstiegsrängen. Der Klassenerhalt schien zum Greifen nah. Doch im Fußball kann sich das Blatt schnell wenden. Nach nur einem Punkt aus den letzten drei Spielen wird die Luft plötzlich wieder dünner für Union. Da Mainz am Samstag gegen Hoffenheim gewann, beträgt der Vorsprung auf Rang 16 nur noch drei Punkte.

 Wir sind dick im Abstiegskampf. Wer das nicht versteht, hat nichts verloren bei Union.

Nenad Bjelica, Trainer des 1. FC Union

Schon direkt nach dem Schlusspfiff hatte Bjelica am DAZN-Mikrofon Alarm geschlagen. „Wir sind dick im Abstiegskampf. Wer das nicht versteht, hat nichts verloren bei Union”, sagte der Trainer. „Es geht um alles, um die Existenz dieses Vereins. Union muss in der Bundesliga bleiben, das müssen alle kapieren. Das muss in die Köpfe.”

Das war vielleicht ein bisschen zugespitzt formuliert, doch Bjelicas Frust war auch verständlich. In Augsburg hatte seine Mannschaft eine starke erste Halbzeit gespielt, schlug sich nach der Pause durch Fahrlässigkeiten und einen schrecklichen Individualfehler dann am Ende selbst. „Wir haben heute zu viele Geschenke verteilt, um dieses Spiel zu gewinnen”, so Bjelica.

Im Grunde genommen war das ein bekanntes Muster. Union hat in dieser Saison selten sehr schlecht gespielt, hatte aber immer wieder mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Nach vorne fehlte es oft an Selbstvertrauen und Kaltschnäuzigkeit. In der Defensive kamen individuelle Fehler oft teuer zu stehen. 

Schon zum Anfang seiner Amtszeit in Berlin hatte Bjelica ganz oft davon gesprochen, den Verein aus seiner Komfortzone reißen zu wollen. Er sah nach eigenen Angaben eine Mannschaft, die sich und seine Situation nach dem Höhenflug der letzten Jahre nicht richtig einschätzte. Auch am Freitag sah er darin ein Grund dafür, dass Union seine Chancen in der ersten Halbzeit nicht nutzen konnte.

„Wir stehen vor dem gegnerischen Sechzehner und haben Möglichkeiten, aufs Tor zu schießen. Doch wir schießen nicht. Wir versuchen, wie Barcelona mit Kultur reinzukommen. Das macht eine Mannschaft, die in einer Komfortzone ist,” sagte er. Sein Stürmer Benedict Hollerbach fasste es ähnlich zusammen. „Wir müssen so ein Spiel an uns reißen, und das ist uns nicht gelungen.”

Irgendwie muss die Mannschaft es schnell wieder hinbekommen, für mehr Feuer zu sorgen. In den nächsten zwei Wochen stehen Spiele gegen Bayern München und Borussia Mönchengladbach an, die man durchaus auch verlieren könnte. Wenn die Köpenicker nicht aufpassen, könnten sie bis Anfang Mai wieder in akute Abstiegsgefahr geraten und bei den Spielen gegen Bochum und Köln unter enormem Druck stehen. 

Deshalb ruft Bjelica schon jetzt zum Kampf auf. „Wir müssen alle zusammenkommen: Spieler, Trainer, Fans. Auch die Medien können uns helfen, indem sie die Situation richtig analysieren und nicht lauwarm reden”, sagte er. „Das war das Problem vor vier Monaten und das ist wieder das Problem: Man glaubt, dass wir in einer gemütlichen Situation sind, aber das sind wir nicht.”

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false