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Kevin Vogt will die Abwehr zusammenhalten.

© dpa/Tom Weller

Außerirdische Aufgabe in der Alten Försterei: Kann Union Alonsos Leverkusen schlagen?

In dieser Saison ist Tabellenführer Bayer Leverkusen noch unbesiegt. Um die Serie am Sonnabend zu brechen, braucht der 1. FC Union Berlin wohl mehr als nur einen perfekten Tag.

Mit Star Trek könne er wenig anfangen, gab Nenad Bjelica am Donnerstag mit gewohnter Direktheit zu. Und das, obwohl er am Sonnabend die Rolle des Kapitäns Kirk einnehmen soll. Als Werbeaktion für die neue Streaming-Serie des Hauptsponsors wird der 1. FC Union beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (15:30, Sky) in entsprechenden Sondertrikots auflaufen. Für Bjelica, der lieber „realistische“ Sachen schaut, löst das wenig aus. „Aber vielleicht“, sagte der Trainer, „müssen wir wie Außerirdische spielen, um Leverkusen zu schlagen.”

In Wirklichkeit erinnert die Aufgabe des Berliner Bundesligisten an diesem Wochenende weniger an Star Trek, sondern eher an Mission Impossible. Die Mannschaft von Xabi Alonso ist gerade das Maß aller Dinge im deutschen Fußball und steht kurz davor, Geschichte zu schreiben. In drei Wettbewerben noch auf Titelkurs. Sie könnte auch zum ersten Team werden, das eine ganze Bundesliga-Saison ohne Niederlage absolviert.  In dieser Spielzeit hat es noch kein Gegner geschafft, gegen Bayer zu gewinnen. Nun ist der Tabellenzwölfte aus Köpenick dran.  

„Wir können ihnen fast zum verdienten Titel gratulieren”, sagte Bjelica vor dem Spiel. Leverkusen sei ein „toller Gegner”, den man nur „schwer unter Kontrolle bringen kann”. Dennoch zeigte sich der Kroate zuversichtlich, dass seine Mannschaft den Tabellenführer als Erster schlagen kann: „Die Mannschaft ist sehr gut vorbereitet, diese Woche haben wir sehr gut trainiert.”

Auch die Spieler haben im Vorfeld des Spiels versucht, Optimismus zu verbreiten. „Ich freue mich darauf, weil für mich sind die Leverkusener aktuell die Besten, und da habe ich Bock drauf”, sagte Abwehrchef Kevin Vogt am Mittwoch. International drücke er Bayer zwar die Daumen, aber: „Mein Bauchgefühl sagt mir schon, dass sie in der Bundesliga noch ein Spiel verlieren werden. Ich würde mich jetzt nicht wehren, wenn es hier schon am Samstag in der Alten Försterei sein soll”. 

Mein Bauchgefühl sagt mir schon, dass sie noch ein Spiel verlieren werden

Kevin Vogt über Bayer Leverkusen

Die Frage ist nur: wie? Die Werkself spielt aktuell in einen Rausch, wird von manchen sogar als „beste Mannschaft Europas” gehandelt. Zudem profitiert Alonsos Mannschaft vom Glück des Momentums, das Union aus den eigenen Erfolgsjahren selbst gut kennt. Es läuft eben alles gut, was gut laufen kann. Auch in den Spielen gegen Qarabag oder Hoffenheim, als Leverkusen lange zurücklag, konnten sie in der Schlussphase noch siegen. 

Jene Spiele gelten trotzdem auch als Muster dafür, wie es gegen Bayer theoretisch gehen kann. „Wir haben natürlich auch diese zwei Spiele analysiert, wo der Gegner gute Leistung gebracht und nur knapp verloren hat”, sagte Bjelica. „Wir hoffen schon, dass wir die eine oder andere Schwäche, die wir gefunden haben, auch nutzen können. Aber es sind wirklich nicht viele.”

Womöglich setzt Union auf einen ähnlichen Ansatz wie Hoffenheim und Qarabag, die beide tief verteidigt und erfolgreich auf Konter gespielt haben. Die Berliner Defensive hat sich zuletzt stabilisiert, und mit Brenden Aaronson und Yorbe Vertessen hat man auch zwei Spieler, die zuletzt in Umschaltsituationen gefährlich sein konnten. Eine garantierte Erfolgsformel ist das aber nicht - gerade auch gegen eine so dominante Mannschaft wie Leverkusen. 

Wer das Genie eines Florian Wirtz ausschalten kann, muss schließlich auch mit der Schnelligkeit eines Jeremie Frimpongs und dem allesherrschenden Mittelfeld um Robert Andrich und Granit Xhaka klarkommen. Wie Vogt am Mittwoch betonte, wird Bayer mit Taktik allein nicht zu schlagen sein. „Wir brauchen schon einen sehr, sehr guten Tag. Du brauchst auch ein bisschen Spielglück, viel Leidenschaft, viel Herz.”

Zudem muss man hoffen, dass der Gegner selbst einen halben Gang herunterschaltet. Mit einem Vorsprung von dreizehn Punkten ist die Meisterschaft fast schon eingetütet. Für Bayer kommt das nächste ganz große Spiel somit nicht am Samstag, sondern am Donnerstag im Hinspiel des Europa-League-Viertelfinals gegen West Ham United. 

Das ist aber wohl nur Wunschdenken. Als sie Fortuna Düsseldorf am Mittwoch mit 4:0 im Pokal-Halbfinale wegfegten, sahen die Leverkusener nicht so aus, als würden sie ihren Fuß vom Gaspedal nehmen. Am Ende brauchen Union und Bjelica wohl einen perfekten Tag, und auch das könnte gegen diesen Gegner nicht reichen. Wie hat es Jean-Luc Picard mal formuliert? “Es ist möglich, keinen einzigen Fehler zu machen, und trotzdem zu verlieren.”

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