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Joshua Kimmich (rechts) erlebt unter Thomas Tuchel eine schwierige Saison.

© dpa/Christian Charisius

Tuchel-Aus zum Saisonende: Jetzt haben die Bayern-Spieler kein Alibi mehr

Beim kriselnden FC Bayern München wird es im Sommer einen Umbruch geben. Die Bekanntgabe der Trennung von Thomas Tuchel zum Saisonende dürfte erst der Anfang gewesen sein.

Manchmal haben die Chefs eines Fußballklubs gar keine andere Wahl als ein bisschen zu flunkern, weil die Wahrheit für noch mehr Aufregung sorgen würde. Als der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Jan-Christian Dreesen, am Sonntag versicherte, dass ein Trainerwechsel aktuell kein Thema sei, mit dem man sich beschäftige, gab es wohl kaum jemanden, der das ernsthaft glaubte.

Es wäre ja auch fahrlässig gewesen, es nicht zu tun nach drei Niederlagen hintereinander. Allerdings ging es Dreesen dabei wohl vor allem um das Wörtchen „aktuell“, denn die Verantwortlichen waren wohl wild entschlossen, auch nach dem 2:3 in Bochum, mit Thomas Tuchel die Saison zumindest zu beenden. Und daran haben die Beratungen in den vergangenen Tagen nichts geändert.

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Pflichtspielniederlagen in Folge gab es zuletzt 2015 unter Pep Guardiola

Es wird einen Trainerwechsel geben, aber erst nach der Saison. „In einem offenen, guten Gespräch“ mit Thomas Tuchel, so wird Dreesen in der Pressemitteilung des Klubs zitiert, sei man zu dem Entschluss gekommen, „die Zusammenarbeit zum Sommer einvernehmlich zu beenden“, ein Jahr vor Vertragsende. In der neuen Saison wolle man „eine sportliche Neuausrichtung mit einem neuen Trainer“ vornehmen.

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Unerwartet kommt diese Entscheidung nicht, denn passende Interimslösungen waren keine auf dem Markt. Höchstens der Zeitpunkt überrascht, weil die Krise ja noch längst nicht überstanden ist. Andererseits sorgt die Bekanntgabe vor dem Bundesligaspiel am Samstag gegen RB Leipzig für ein wenig Ruhe, zumindest dürfte das die Hoffnung der Münchner sein.

In der Mannschaft wird es einen Umbruch geben

Dass die Trennung doch noch früher kommen kann, wenn sich die Negativserie fortsetzt, ist eine andere Geschichte. Aber die Bayern haben das Thema bisher so seriös behandelt, wie es angesichts der Krise im Moment möglich ist, auf jeden Fall viel seriöser als im vergangenen Jahr bei der vorschnellen Freistellung von Julian Nagelsmann.

Die Entscheidung soll aber auch als Signal an die Mannschaft verstanden werden, weil ja nicht alles, was in den vergangenen Wochen, Monaten schieflief, dem Trainer angelastet werden kann. Nun sei „jeder Einzelne gefordert“, lässt Dreesen wissen, „das maximal Mögliche zu erreichen“.

Was nichts anderes bedeutet, als dass die Spieler nun auf dem Prüfstand stehen. Die Verantwortlichen werden sich genau anschauen, wer sich gegen die Krise aufbäumt und wer sie hinnimmt. Die von Dreesen angesprochene Neuausrichtung ist auch mit einem Umbruch in der Mannschaft verbunden. Und wer beim Mentalitätstest durchfällt, hat wohl auch keine Zukunft im Verein.

Tuchel schwächt vermeintliche Führungsspieler

Tuchel hat Teilen dieses Teams von Anfang an nicht vertraut, und irgendwann war auch das Vertrauen der Mannschaft in den Trainer verschwunden, weil die Spieler, die so etwas wie eine Achse gebildet hatten, geschwächt worden waren. Joshua Kimmich und Leon Goretzka hatte er das Gefühl gegeben, im Mittelfeld nicht das zu spielen, was er von einem Sechser erwartet.

Matthijs de Ligt zeigte über die letzten zwölf Monate die stabilsten Leistungen in der Innenverteidigung und musste dennoch immer wieder Min-Jae Kim und Dayot Upamecano den Vortritt lassen. Und Thomas Müller lobt Tuchel zwar oft, aber setzte ihn selten von Anfang ein.

Dass er am Sonntag in Bochum all jene Spieler aufbot, die sich von ihm zurückgesetzt fühlten, mag der eine oder andere als Trotzreaktion verstehen. Vermutlich war es eher die Hoffnung, mehr Widerstandskraft auf den Platz zu bringen.

Aber auch die Führungsspieler sind mittlerweile verunsichert, die Mannschaft geriet ebenso leicht aus der Spur wie jene, die der Trainer in Leverkusen oder Rom vertraut hatte und vermutlich etwas mehr ein Thomas-Tuchel-Team gewesen war. Die Gewissheit, dass des Trainers Zeit in München bald vorbei ist, kann eine Befreiung sein. Nicht nur für die Spieler, aber vor allem für sie. 

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