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Der bittere Moment der Entscheidung. Jude Bellingham trifft in der Nachspielzeit zum 1:0-Siegtor für Real Madrid.

© REUTERS/Isabel Infantes INFANTES

Spätes 0:1 bei Real in der Champions League: Bellingham trifft Union mitten ins Herz

Der 1. FC Union hält bei Real bis in die Nachspielzeit ein 0:0, dann gelingt dem großen Favoriten doch noch das Siegtor.

Das Geräusch sagte eigentlich alles. Als Jude Bellingham seine Mannschaft in der Nachspielzeit endlich erlöste, jaulte das Estadio Santiago Bernabeu vor Erleichterung. Endlich hatten die Zuschauer den Sieg, für den sie gekommen waren. Endlich herrschte wieder Ordnung im Fußball-Kosmos. Bis zu dem Moment, als Bellingham einen losen Ball ins leere Tor abstaubte, herrschte nämlich ein Hauch von Angst in der spanischen Hauptstadt. Angst. Vor dem 1. FC Union Berlin.

Über weite Strecken hatte Union im Bernabeu Real die Stirn geboten. Über weite Strecken hatten sie die Königlichen frustriert und verunsichert. Am Ende mussten sie doch mit einem 0:1 nach Hause fahren, aber im ersten Champions-League-Spiel der Vereinsgeschichte hatten sich die Außenseiter aus Berlin mehr als teuer verkauft und beinahe für eine historische Sensation gesorgt.

„Das ist ganz bitter für die Mannschaft. Wir haben eine super Leistung gezeigt. Wenn du in der 93. Minute im Bernabeu bei 0:0 stehst und dann noch so ein Tor kriegst, ist das schon traurig“, sagte Frederik Rönnow nach dem Spiel.

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Dabei bekam man schon fünfzehn Minuten vor Anpfiff zu spüren, dass diese beiden Vereine aus unterschiedlichen Universen stammen. Während es im Gästeblock schon kribbelte, war der Rest des Stadions noch weitgehend leer. Für Union war dieses Spiel das größte der Historie. Für Real war es der zigste, stinknormaler Auftakt in „La Champions“ gegen den zigsten unbekannten Kleingegner aus Zentraleuropa. Bei den Aufstellungen wurde auf den LED-Bildschirmen der Name von Christopher Trimmel falsch geschrieben.

Trimmel begann auf der Bank, und war damit einer von mehreren Spielern, die im Vergleich zum letzten Spiel in Wolfsburg weichen mussten. Weil Robin Knoche verletzt fehlte, gab Leonardo Bonucci sein lang ersehntes Union-Debüt in der Dreierkette, während Josip Juranovic auf der rechten Seite für Trimmel spielte. Lucas Tousart ersetzte den aus der Vorsaison noch gesperrten Janik Haberer im Mittelfeld, und auch Sheraldo Becker kehrte zum ersten Mal seit seiner Verletzung für David Fofana wieder in die Startelf zurück.

Trotz der Ausfälle und des vermeintlichen Klassenunterschieds startete Union ohne Angst. Nach zwei Minuten schickte Bonucci Becker mit einem eleganten Ball in die Tiefe. Als der Union-Kapitän dann auf Kevin Behrens flankte, glaubte man kurz an den Traumstart. Doch Behrens verpasste in der Mitte. Dass ein früherer Sandhäuser mit seinem ersten Ballkontakt in der Champions League das Bernabeu zum Schweigen bringt, wäre wohl zu viel des Guten gewesen.

Bonucci zeigte beim Debüt eine starke Leistung

Auf der anderen Seite kam der ehemalige Hoffenheimer Joselu zwar zweimal gefährlich zum Kopfball, doch Union war gut im Spiel. Als Aissa Laidouni nach sieben Minuten gleich zwei Madrider elegant austanzte, sah es sogar fast schon wie ein Duell auf Augenhöhe aus.

Mit der Zeit wurde Union dann weniger gefährlich, doch hinten hielte man Real weiterhin gut in Schach. Bis auf den einen oder anderen optimistischen Distanzschuss war kaum etwas vom Glanz der Königlichen zu sehen, was vor allem an der Hartnäckigkeit der Berliner Abwehr lag. Und als Union sich nach 25 Minuten doch wieder einige Fehlpässe und Unkonzentriertheiten erlaubte, brachten die Fans nochmal Feuer aus ihrem Block in den Wolken über Madrid. Die „Eisern Union!“-Rufe wurden teilweise so laut, dass die Heimfans sie nur mit Pfiffen übertönen konnten.

Kurz nach der Halbzeitpause traf Robin Gosens das Madrider Außennetz, und es wurde nur noch lauter im Union-Block. Während die Berliner langsam vom Wunder träumten, wachte Real doch noch auf. Rodrygo scheiterte erst an Frederik Rönnow und dann am Pfosten. Dann war Joselu wieder dran, doch auch er konnte den dänischen Torwart nicht überwinden, der zudem einen Pakt mit dem Aluminium geschlossen zu haben schien. Nach 65 Minuten kam Toni Kroos von der Bank und versuchte es aus der Distanz. Doch Rönnow flog wieder unschlagbar durch die Luft.

In der Schlussphase wurden die Chancen nur noch zahlreicher, die Frust der Heimfans nur noch größer. Erst als Bellingham den Ball aus kurzer Distanz über die Linie abstaubte, explodierte das alte Stadion. Die Schmerzen der 90 Minuten konnten die Real-Fans nun hinter sich lassen. Den Namen Union werden sie aber wohl nicht so schnell vergessen.

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