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Für die Spiele in Paris ist mit mehreren Pro-Palästina-Protestzügen zu rechnen.

© IMAGO/ABACAPRESS

Sorge um Israels Athleten vor Olympia: „Es hat sich etwas zusammengebraut“

Die Stimmungsmache gegen Israel hinsichtlich Olympia nimmt zu. Auch Wladimir Putin spielt dabei eine Rolle. Beim Zentralrat der Juden ist man um die Sicherheit der Athleten besorgt.

Selbst in der kleinen Schweiz wurden schon 227.000 Unterschriften gesammelt, die ihren Teil dazu beitragen sollen, dass Israel von den Olympischen Spielen in diesem Sommer in Paris ausgeschlossen wird. Das teilte jüngst die israelfeindliche BDS-Bewegung mit, welche die Kampagne unter dem Hashtag #BanIsrael organisiert.

„Mehr als 300 palästinensische Sportmannschaften fordern, Israel wegen seines Völkermords an Palästinensern in Gaza von den Olympischen Spielen auszuschließen“, heißt es auf der BDS-Homepage.

Außerdem wird der US-amerikanische Sportjournalist Dave Zirin zitiert. Dieser war schon in der Vergangenheit mehrfach durch seine Israel-kritische Haltung aufgefallen. Zirin ist überzeugt davon, dass „das Internationale Olympische Komitee (IOC) nicht handeln wird, wenn wir es nicht schaffen“. Deshalb will die BDS-Kampagne das nun angehen.

Viel Nährboden für Antisemitismus in Frankreich

Die Stimmungsmache gegen Israel hinsichtlich Olympia kommt dabei nicht nur von BDS und den unmittelbar vom Konflikt im Nahen Osten betroffenen Ländern. Antisemitische Strömungen haben tiefe Wurzeln in Europa, auch im Olympia-Ausrichterland Frankreich.

Im Februar hatte den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, ein von 26 französischen Parlamentariern unterzeichneter Brief erreicht. Die Verfasser gehören dem linken politischen Spektrum in Frankreich an. Sie fordern darin ebenfalls, dass Israel wegen des Kriegs in Gaza sanktioniert wird. Israelische Athleten sollen wie die russischen als neutrale Teilnehmer an den Start gehen müssen, die israelische Flagge soll nicht gezeigt und die israelische Hymne nicht abgespielt werden.

Wir hoffen, dass die jüdischen Athletinnen und Athleten geschützt werden können. Absolute Sicherheit kann es leider nicht geben.

Sprecher des Zentralrats der Juden

Beim Zentralrat der Juden wundert man sich nicht über derlei Meldungen. Der deutsche Dachverband der jüdischen Gemeinden ist im engen Austausch mit den sieben größten Diaspora-Gemeinden, der J7, die sich im vergangenen Jahr wegen des weltweit zunehmenden Antisemitismus gebildet hat. Auch mit der Gemeinde in Frankreich.

An Schulen immer wieder Angriffe auf Juden

„Die Radikalität der gesellschaftlichen Spaltung in Frankreich ist hoch“, sagt ein Zentralratssprecher dem Tagesspiegel. Menschen mit nordafrikanischem Migrationshintergrund seien teilweise nicht integriert, man würde sie nicht mehr erreichen, wie die französische Partnerorganisation berichtet habe. Hinzu kämen starke extremistische politische Kräfte rechts wie links.

Diese Gemengelage ist ein Nährboden für Antisemitismus, der statistisch nachgewiesen ist. Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl an antisemitischen Vorfällen in Frankreich gewaltig an, besonders an Schulen kam es immer wieder zu Angriffen gegen Juden. „Es hat sich etwas zusammengebraut“, sagt der Zentralratssprecher. Er findet das Klima „bedrohlich“.

Auch mit Blick auf die Spiele in Paris macht man sich beim Zentralrat Gedanken. „Wir hoffen, dass die jüdischen Athletinnen und Athleten geschützt werden können“, heißt es. „Absolute Sicherheit kann es leider nicht geben.“ Auch dann nicht, wenn Frankreich – so sehen es die Planungen vor – für die Sicherheit bei Olympia 15.000 Soldaten, 35.000 Polizisten und 22.000 private Sicherheitskräfte abstellt. Die Franzosen versuchen den Spagat zwischen offenen und sicheren Spielen. Inzwischen liegt der Fokus aber eher auf Letzterem.

Plan einer möglichst zugänglichen Sport-Party geplatzt

Von dem ursprünglichen Plan, dass die Spiele eine möglichst zugängliche Sport-Party werden, mussten die Organisatoren bereits abrücken. Die Sicherheitsbedenken sind groß. Die Eröffnungsfeier an der Seine wird doch nicht so offen sein, wie zunächst versprochen. Die geplanten Einschränkungen vor und während der Eröffnungsfeier erinnern viele Einwohner laut französischer Medien bereits an die Hochphase der Corona-Pandemie.

Doch Anti-Israel-Proteste, so viel ist sicher, wird es geben. Auch Wladimir Putin kommt hier ins Spiel. Der russische Präsident warf dem IOC jüngst Doppelmoral vor. Russland werde wegen des Krieges in der Ukraine gesperrt, Israel wegen seiner Taten in Gaza dagegen nicht. „Putin versucht, bewusst einen Keil in die westliche Gedankenwelt zu treiben. Nun hat er sich Israel als Treiber ausgesucht“, sagt der Sprecher des Zentralrats.

Das IOC jedenfalls gibt sich bislang unbeeindruckt von Putin, den BDS-Kampagnen und den französischen Parlamentariern aus dem linken Lager. Israel werde an den Spielen in Paris teilnehmen, teilte der Dachverband des internationalen Sports mehrfach mit. Für die Sicherheit werde gesorgt.

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