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Tjark Ernst, 20, sah zuletzt nicht immer glücklich aus. Das ändert aber nichts an der Wertschätzung, die er bei Hertha genießt.

© Ottmar Winter/Ottmar Winter

Jung und gut: Hertha BSC gegen Greuther Fürth ist auch das Duell zweier spannender Torhüter

Jonas Urbig und Tjark Ernst, beide 20 Jahre alt, kennen sich schon lange. Am Sonntag treffen die Torhüter mit ihren Mannschaften in der Zweiten Liga aufeinander.

Lukas Kwasniok, der Trainer des SC Paderborn, witterte Wettbewerbsverzerrung. Seine Mannschaft hatte ihr Heimspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth trotz bester Chancen mit 0:1 verloren. Und das lag für Kwasniok vor allem an dem jungen Mann, der im Tor der Fürther stand, dem etliche Paraden gelungen waren und der unter anderem einen Elfmeter der Paderborner gehalten hatte. „In der Zweiten Liga hat ein zukünftiger Nationaltorhüter nichts verloren“, sagte Kwasniok. Stimmt. Das ist natürlich unfair.

Der Torhüter, den der Trainer des SC Paderborn perspektivisch in der deutschen A-Nationalmannschaft sieht, heißt Jonas Urbig, ist 20 Jahre alt und vom 1. FC Köln für diese Saison an die Fürther ausgeliehen. „Ein herausragender Torhüter“, sagte Kwasniok. „Glückwunsch an Fürth, dass sie so einen Fang gemacht haben.“

Urbigs Klasse ist offenkundig. „Er hat viele Stärken“, findet auch Andreas Menger, der Torwarttrainer von Hertha BSC. „Er ist fußballerisch mit dem linken und dem rechten Fuß sehr gut, hat eine große Komplettheit in der Torwarttechnik und in den letzten Wochen ein konstant gutes Niveau erreicht. Aber Tjark muss sich auch nicht verstecken.“

Tjark, das ist Tjark Ernst, die Nummer eins von Hertha BSC. Wenn der Berliner Fußball-Zweitligist an diesem Sonntag (13.30 Uhr, live bei Sky) in Fürth antreten muss, dann ist das für Hertha nach fünf Pflichtspielen ohne Sieg nicht nur mit Blick auf die Tabelle eine wichtige Partie. Es ist auch das Duell der beiden jüngsten Stammtorhüter der Liga.

Tjark Ernst wird in einem Monat 21, Jonas Urbig in einem knappen halben Jahr. Aber beide sind nicht nur jung; beide sind auch gut. Andreas Menger kann das beurteilen: Er kennt beide sehr gut.

Als Menger beim 1. FC Köln als Torwarttrainer tätig war, durfte Urbig, damals noch Torhüter der U 17, unter ihm erstmals bei den Profis mittrainieren. Und nachdem er seinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte, war Urbig fester Bestandteil der Torhütergruppe, die Menger trainierte.

Ein herausragender Torhüter. Glückwunsch an Fürth, dass sie so einen Fang gemacht haben.

Lukas Kwasniok, Trainer des SC Paderborn, über Jonas Urbig

Am Ende der Saison soll Urbig aus Fürth zum 1. FC Köln zurückkehren, dem er sich bereits mit acht Jahren angeschlossen hat. „Wir halten von Jonas Urbig extrem viel und trauen ihm zu, dass er mittelfristig den Weg in ein Bundesliga-Tor hinbekommt“, hat Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspielerabteilung beim FC und früher selbst Torhüter, vor kurzem erst wieder gesagt.

Die Wertschätzung der Kölner für Jonas Urbig unterscheidet sich nicht von der, die Tjark Ernst bei Hertha genießt. Nachdem zuletzt im Pokal-Viertelfinale gegen Kaiserslautern überraschend der routinierte Marius Gersbeck im Tor gestanden hatte, hat Trainer Pal Dardai gleich unmissverständlich klargemacht, dass sich an der Rangfolge der Torhüter nichts ändere. Tjark Ernst ist die Nummer eins. Und wird es auch bleiben.

Starke Haltung. Jonas Urbig wird schon als künftiger deutscher Nationaltorhüter gesehen.
Starke Haltung. Jonas Urbig wird schon als künftiger deutscher Nationaltorhüter gesehen.

© dpa/Daniel Karmann

Herthas Torhüter macht aktuell keine leichte Phase durch. Am vergangenen Wochenende, bei der Niederlage gegen den Hamburger SV, begünstigte er mit einem Fehler den Treffer zum 1:0 des HSV. Der Ball war zwar minimal abgefälscht, trotzdem hätte Ernst ihn halten müssen. Auch gegen Wehen Wiesbaden und Fortuna Düsseldorf sah Herthas Torhüter nicht maximal glücklich aus. „Dieser Monat war nicht der beste für Tjark“, sagt Trainer Dardai. „Aber weil ein, zwei Dinger reingerutscht sind, muss man ihn nicht verunsichern. Daraus muss er lernen.“

Ungeachtet der aktuellen Schwächen wird Ernsts Entwicklung bei Hertha generell positiv gesehen. Fußballerisch hat er sich verbessert, athletisch hat er zugelegt, dazu kommen seine Ruhe und seine Ausstrahlung, die sich vorteilhaft auf die Mannschaft auswirken.

Dass junge Torhüter wie Tjark Ernst, der seine erste Saison als Profi spielt, auch mal Phasen mit ungewohnten Schwächen durchlaufen, ist keine Seltenheit. „Das muss man einplanen“, sagt Herthas Trainer Dardai. Selbst erwiesene Koryphäen wie Manuel Neuer oder Marc-André ter Stegen haben solche Phasen in frühen Jahren erlebt. Und auch Jonas Urbig.

Beim Hinspiel gegen Hertha leitete Fürths Torhüter die Niederlage seiner Mannschaft ein, als er Mitte der ersten Hälfte, beim Stand von 0:0, nach einer schlechten Ballannahme Haris Tabakovic anschoss. Und nur eine Woche nach seinen Heldentaten in Paderborn verschuldete Urbig gegen Holstein Kiel das zwischenzeitliche 1:1, weil er bei einer Flanke an den Fünfmeterraum danebengegriffen hatte.

Urbig und Ernst kennen sich schon lange. Vor fast auf den Tag genau vier Jahren, im Februar 2020, stand Tjark Ernst beim 2:1-Sieg der deutschen U-17-Nationalmannschaft gegen Spanien beim Algarve-Cup im Tor, während Jonas Urbig auf der Bank saß. Zwei Tage später, gegen Portugal, war es umgekehrt. Auch in der U 18, der U 19 und der U 20 haben beide Keeper um den Platz im Tor konkurriert.

Inzwischen hat Jonas Urbig die Nase leicht vorne. Er war schon in der vergangenen Saison, bei seiner Leihe an Jahn Regensburg, Stammspieler in der Zweiten Liga. Beim DFB ist er inzwischen in der U 21 angelangt (zwei Einsätze bisher), während Ernst noch für die U-20-Nationalmannschaft spielt. Und in der Liga führt Urbig mit neun Zu-null-Spielen die Rangliste der Torhüter an. Tjark Ernst kommt auf drei Spiele ohne Gegentor.

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