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Kein Durchkommen. Aymen Barkok (vorne) wird von Lauterns  Frank Ronstadt gestoppt.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Michael Tager

Update

Der Traum ist aus: Hertha BSC scheitert im Pokal-Viertelfinale an Kaiserslautern

Selten schien die Chance auf das Pokalfinale im eigenen Stadion günstiger als in dieser Saison. Doch Hertha schafft es wieder nicht. Gegen Kaiserslautern verlieren die Berliner 1:3.

Die Kulisse meldete sich. Donnernd, gewaltig. „Fabian…!“, rief der Stadionsprecher unmittelbar vor dem Anpfiff der zweiten Hälfte. „… Reese!“, brüllte das Olympiastadion mit voller Wucht. Fabian Reese war zurück, nach mehr als sechs Wochen Pause. Und mit ihm die Hoffnung.

Vielleicht würde mit dem besten Spieler der Hinrunde doch noch etwas gehen, im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Kaiserslautern. 0:2 lag Hertha BSC im Duell der beiden Fußball-Zweitligisten nach einer erschreckend schwachen ersten Hälfte hinten. Aber die Hoffnung flammte noch einmal auf.

In der Runde zuvor, gegen den Hamburger SV, war den Berlinern gleich zweimal das kaum noch für möglich gehaltene Comeback gelungen. Am Mittwoch sollte es nicht sein, trotz des Schwungs, den Reese ins Spiel brachte, trotz einiger Chancen. Und trotz eines Treffers, der Reese noch gelang.

Doch das Tor in der Nachspielzeit kam zu spät. Der Traum ist aus. „Wir haben die Energie, die uns das Stadion hätte geben sollen, gerade in der ersten Halbzeit nicht auf den Platz gebracht“, sagte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber. 1:3 hieß es am Ende gegen den 1. FC Kaiserslautern, der erstmals seit zehn Jahren wieder im Halbfinale des DFB-Pokals steht.

Es war eine große Chance. Die haben wir vertan.

Fabian Reese, Hertha BSC

Es war ein beeindruckender Rahmen im ausverkauften Olympiastadion mit fast 75.000 erwartungsfrohen Menschen. Darunter auch die Witwe des vor kurzem verstorbenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein. Eileen Bernstein-Rose hatte sich wenige Stunden vor dem Anpfiff mit einer Nachricht an die Fans gewandt und noch einmal das gemeinsame Ziel – das Pokalfinale im eigenen Stadion – beschworen.

„Für Hertha BSC! Für uns alle! Für Kay!“, rief Stadionsprecher Fabian von Wachsmann vor der Mannschaftsaufstellung in sein Mikrofon. Über die gesamte Bandbreite der Ostkurve hing ein Spruchband mit Bernsteins Vermächtnis: „Lasst uns diese Gemeinschaft pflegen und stärken, um daraus Kraft zu gewinnen.“

Mangel an Geschlossenheit

Die Hertha-Gemeinschaft auf dem Rasen ließ es allerdings in der ersten Halbzeit auf erschreckende Weise an Geschlossenheit mangeln. Nicht mal fünf Minuten dauerte es, da führten die Gäste aus der Pfalz. Ein verunglückter Torschuss von Tymoteusz Puchacz wurde zur perfekten Vorlage für Jan Elvedi, der nahezu unbedrängt aus zwölf Metern zum 1:0 traf. Marius Gersbeck im Tor der Berliner hatte keine Abwehrchance.

Es war nicht nur für Hertha ein denkbar unschöner Beginn, sondern auch für Gersbeck, der erstmal nach seiner Rückkehr im Sommer für Herthas Profis zum Einsatz kam. Dass Trainer Pal Dardai ihm in diesem wichtigen Spiel den Vorzug vor Tjark Ernst gegeben hatte, war nicht die einzige Überraschung. Der Ungar ließ seine Mannschaft auch erstmals mit einer Dreierkette spielen.

Das Experiment misslang. In letzter Reihe haperte es gehörig bei der Abstimmung. Zum Teil liefen sich Herthas Verteidiger gegenseitig über den Haufen, und vor dem 2:0 der Lauterer schien Marton Dardai seinen Kollegen Marc Kempf zu decken, ließ in seinem Rücken aber Richmond Tachie unbehelligt, der Gersbeck ohne Mühe überwinden konnte.

Auch nach vorne lief bei Hertha wenig, ein durchdachtes Aufbauspiel fand nicht statt. Erst zehn Minuten vor Ende der ersten Halbzeit musste Lauterns Torhüter Julian Krahl bei einem Schuss von Derry Scherhant erstmals eingreifen. Eine weitere Gelegenheit in der Nachspielzeit, als Mittelstürmer Haris Tabakovic gerade noch geblockt wurde, war allein dem Zufall entsprungen.

Dardai reagierte zur zweiten Hälfte, brachte Reese – deutlich früher als eigentlich geplant – und stellte wieder auf Viererkette um. Auch im Ligaspiel gegen Kaiserslautern Anfang Dezember war Reese erst nach der Pause gekommen. Auch da hatte Hertha zurückgelegen, allerdings nur 0:1, und am Ende noch gewonnen.

Die Körpersprache des ganzen Teams sei eine andere, wenn Reese dabei sei, hatte Dardai gesagt. Tatsächlich war Hertha auch dank der Einwechslung schon nach zehn Minuten gefährlicher gewesen. als in der kompletten ersten Hälfte.

In der Defensive aber blieb das Team zu fehlerhaft. Nach einem Fehlpass des eingewechselten Andreas Bouchalakis erzielte Filip Kaloc aus 18 Metern das 3:0 für die Gäste. Knapp 25 Minuten waren noch zu spielen, doch im Olympiastadion machte sich Resignation breit.

„Es war eine große Chance“, sagte Fabian Reese. „Die haben wir vertan.“

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